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Kreissitz bleibt in Bischofswerda?

Vor 25 Jahren präsentierte der Freistaat neue Kreisreformpläne – mit Bischofswerda und nicht Kamenz als Kreisstadt.

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© Regina Berger

Bischofswerda. Lange her und trotzdem noch fast jeden Tag präsent in Bischofswerda ist, was Mitte November 1991 bekannt wurde: die veränderten Kreisreformpläne des sächsischen Innenministers Heinz Eggert. Dem Freistaat ging es damals darum, aus 48 Kreisen, von denen fast die Hälfte weniger als 60 000 Einwohner hatte, nur noch 22 zu bilden. Gegenüber einem bereits im Sommer öffentlich gemachten Vorschlag hatte es im angedachten – freilich nie realisierten – Kreis Kamenz/Bischofswerda eine wesentliche Änderung gegeben. Bischofswerda sollte Kreissitz werden. Unter der Überschrift „Freude hier, Ärger da ...“ hieß es in der Bischofswerdaer Lokalausgabe der SZ am Wochenende 16./17. November: „Nicht nur aus Bischofswerdaer Sicht spricht natürlich einiges für diese Variante. Die für viele zentrale Lage oder die vorhandene und ausbaufähige Anbindung ans Straßen- und Schienennetz sind nur zwei Beispiele. Es sei zugleich daran erinnert: Vor geraumer Zeit warnte die SZ davor, über den Streit um die künftige Kreisstadt die gemeinsame Sache in Gefahr zu bringen.“

Offenes Entsetzen und Verärgerung gab es dagegen in Kamenz. In der SZ Kamenz hieß es damals, „es war schon bewegend, die Bestürzung ... in den Gesichtern der Kamenzer Vertreter bei der Pressekonferenz im sächsischen Innenministerium zu sehen. Auch der amtierende Landrat Kern sprach in einer ersten Stellungnahme von dem Entsetzen.“

1994 wurde der Kreis Bischofswerda aufgelöst

Dies sei nur ein mögliches Denkmodell, beschwichtigte die Landesregierung damals die Lessingstädter. Wie wahr, denn es kam ja bekanntlich anders. Bischofswerda blieb der Kreissitz nicht mehr lange, Kamenz aber auch nicht für ewig. Im Ergebnis der Kreisgebietsreform 1994 wurde der Kreis Bischofswerda aufgelöst. Ein Großteil kam nach Bautzen. Das Rödertal wurde dem Kreis Kamenz, Lauterbach dem Kreis Sächsische Schweiz zugeschlagen. Kamenz blieb noch bis zum Jahr 2008 Kreissitz. Dann kam die Vereinigung mit Bautzen.

In Bischofswerda hat der Verlust des Kreissitzes dazu geführt, das Ämter – Landratsamt, die zum Kreis gehörende Kfz.-Zulassungsstelle und das Finanzamt – schlossen und Hunderte Arbeitsplätze in der Stadt verloren gingen. Der damit auch verbundene Rückgang an Kaufkraft ist bis heute spürbar und ständig Thema.

Der Verlust des Kreissitz-Status hat die Stadt Bischofswerda in ihrer Entwicklung zurückgeworfen. Verloren ging danach auch der Status als Mittelzentrum. Unter OB Holm Große gehört es zu den vorrangigen Aufgaben, den Freistaat davon zu überzeugen, dass Bischofswerda nicht nur ein Grundzentrum mit eingeschränkter Bedeutung ist. Vom Status als Mittelzentrum sind unter anderem Bauprojekte abhängig, darunter das für das seit über zehn Jahren geplante neue „Kaufland“. Einkaufszentren in der geplanten Größe von rund 3 000 Quadratmetern Verkaufsfläche werden in Grundzentren normalerweise nicht genehmigt. (SZ/fro, ass, ir)