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Kraszewski-Museum in Dresden ist endgültig Geschichte

Dresden. Das Museum für den polnischen Literaten Józef Ignacy Kraszewski (1812-1887) steht endgültig vor dem Aus. Es soll ohne Exponate nicht weitergeführt werden, teilte die Stadtverwaltung am Dienstag mit.

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Dresden. Das Museum für den polnischen Literaten Józef Ignacy Kraszewski (1812-1887) steht endgültig vor dem Aus. Es soll ohne Exponate nicht weitergeführt werden, teilte die Stadtverwaltung am Dienstag mit. Ein entsprechender Vorschlag werde dem Stadtrat unterbreitet. Hintergrund ist ein Gesetz, das der polnische Sejm 2001 verabschiedet hatte. Demnach dürfen Kulturgüter, die älter als 50 Jahre sind, nur maximal 5 Jahre als Leihgaben im Ausland bleiben.

Das 1960 eröffnete Museum in Dresden sah sich deshalb 2011 mit Rückgabeforderungen konfrontiert. Davon waren etwa 160 Exponate betroffen, darunter Möbel, Gemälde und Bücher. Sie gingen im Dezember 2011 an das Adam-Mickiewicz-Literaturmuseum nach Warschau zurück. Nur eine Pistole, ein Säbel und ein kleiner Tisch blieben in Dresden - sie stammten aus dem Bestand der Städtischen Museen in der Elbestadt. Ursprünglich wollte man mit einer veränderten Konzeption weiter die polnisch-sächsische Geschichte beleuchten.

Sanierung und Betrieb zu teuer

Jetzt entschied sich die vor allem aus Kostengründen dagegen. Der Aufwand für bauliche Veränderungen belaufe sich auf 70.000 Euro; zudem würde der laufende Betrieb mindestens 35.000 Euro pro Jahr kosten, hieß es. „Das Kraszewski-Haus wird voraussichtlich nach Abschluss der gegenwärtig laufenden Ausstellung Mitte Juli endgültig seine Pforten schließen“, hieß es. Das bedeute aber nicht, dass Kraszewski in Dresden vergessen und der sächsisch-polnische Kulturaustausch vernachlässigt werden.

„Wir werden auch künftig in geeigneter Weise an den Dichter erinnern. Gleichzeitig werden wir auf Vereine und Initiativen, die bis jetzt eng mit dem Kraszewski-Museum verbunden waren, zugehen und beraten, an welchen Orten ihre wichtige kulturelle Arbeit fortgesetzt werden kann“, erklärte Kulturbürgermeister Ralf Lunau.

Der Direktor der Städtischen Museen Dresden, Gisbert Porstmann, hatte die Rückgabeforderungen seinerzeit als „Lehrstück der Staatsbürokratie“ bezeichnet. Selbst die polnischen Kollegen könnten das nicht begreifen. Das Literaturmuseum in Warschau, das einst Konzeption und Exponate für das Haus in Dresden lieferte, hat laut Porstmann das Gesetz zu umgehen versucht - erfolglos. Die Regelung betrifft auch Museen in Rapperswil (Schweiz) und in Istanbul.

Józef Ignacy Kraszewski hatte sich schon als Student der polnischen Unabhängigkeitsbewegung angeschlossen. Als 1863 der Januaraufstand gegen die russische Fremdherrschaft scheiterte, kam er nach Dresden und blieb 21 Jahre. Mit seinen sechs Sachsen-Romanen schuf er ein farbenprächtiges Zeitgemälde Kursachsens und Polens im 18. Jahrhundert. Insgesamt hinterließ er etwa 240 Romane und Erzählungen. (dpa)