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Kostspieliger Imbiss am O-See

Der Kiosk am Weststrand ist nur an Wochenenden geöffnet. Mehr geht kaum, sagt der Betreiber.

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© privat

Von Mario Sefrin

Imbiss am O-See steht in großen Buchstaben an der Stirnseite des Funktionsgebäudes am Olbersdorfer Sees. Daneben das Zeichen eines bekannten Eisherstellers. Doch wem beim Anblick des Schildes das Wasser im Mund zusammenläuft, steht häufig vor den verschlossenen Fensterläden des kleinen Kiosks am Weststrand des Sees. Ein leckeres Eis, ein kühles Bier und dann zurück an den Strand – das ist hier nicht an allen Tagen möglich.

Herr Anders hat jetzt vor den geschlossenen Fensterläden des O-See-Imbiss’ gestanden – bei perfektem Wetter, sauberen und gepflegten Anlagen und einem See, der eine schöne Abkühlung bot, wie der Olbersdorfer in einem Brief an die Sächsische Zeitung schreibt. „Aber wie so oft war der Imbiss am Strand geschlossen. Einen Grund konnte ich nicht erkennen, es standen auch keine Öffnungszeiten angeschrieben.“ Auf dem Heimweg habe er deshalb dann im Restaurant „Captain Hook“, dessen Betreiber auch den Imbiss am See bewirtschaftet, nachgefragt, warum der Imbiss geschlossen sei, schreibt Herr Anders in seinem Brief. „Eine nette Bedienung erklärte mir, dass der Imbiss nur bei schönem Wetter und am Wochenende geöffnet wird“, schreibt der Olbersdorfer. Und man könne ja auch hoch zum Imbiss am Restaurant kommen, sei ihm gesagt worden. Für den Olbersdorfer ein wenig nachvollziehbares Angebot: „Dann hat man ja seine Kinder und seine Sachen nicht mehr im Blick. Und der Weg ist ja auch nicht gerade kurz, wenn man Speisen und Getränke für die Familie an den Strand bugsieren soll. Von Eis ganz zu schweigen.“

Solche Aussagen wiederum kann Ralph Grohmann nicht verstehen. Er ist Mann der ersten Stunde am Olbersdorfer See und führt seit über 20 Jahren das Restaurant „Captain Hook“. Er betreibt auch den Imbiss am Seestrand und sagt: „An der Ostsee oder am Mittelmeer regt sich auch niemand auf, wenn er eine Strecke zum Imbiss laufen muss.“ Ob er den kleinen Kiosk am Olbersdorfer See öffnet oder nicht, sei immer eine Frage des Geldes, sagt Ralph Grohmann. Und eine Frage des Besucheraufkommens am See. So seien in der Woche Anfang Juni, als bestes Sommerwetter herrschte und in der auch der Olbersdorfer Herr Anders am See unterwegs war, nur wenige Menschen zum Baden an den See gekommen, sagt Grohmann. Davon abgesehen öffnet er den Imbiss am See nur am Wochenende oder bei absehbar schönem Wetter. Doch es sei schwer, in der Hinsicht flexibel zu sein, sagt Ralph Grohmann. „Wir müssen ja Mindestlohn zahlen. Und wenn kaum Besucher am See sind, die am Imbiss etwas kaufen, rechnet sich das einfach nicht.“ Wenn es etwas zu verdienen gäbe, wäre der Imbiss auch offen, sagt Grohmann. Dafür sei er Geschäftsmann genug. Doch meist sei es nicht finanzierbar.

Wie schwer es ist, die Imbissöffnung zu planen, habe das vergangene Wochenende gezeigt, sagt Ralph Grohmann. „Da hatten wir den Imbiss geöffnet, bis der Regen kam. Da haben wir draufgezahlt.“ Der Gastronom hat schon reagiert: „Wir haben nun unseren Kiosk am Restaurant auch an den Tagen geöffnet, die eigentlich Ruhetage sind“, sagt Ralph Grohmann. Kritik darüber, dass der Imbiss am See an den Wochentagen geschlossen ist, kommt ihm kaum zu Ohren, sagt Grohmann.

Bei Ferdinand Hepper, dem Betreiber des Strandshops „Seestern“ am Olbersdorfer See, dagegen fragen Seebesucher hin und wieder nach, warum der Imbiss am Strand nicht geöffnet sei. „Ich erkläre ihnen dann, dass es bei den Besucherzahlen am Strand finanziell oft nicht vertretbar ist, den Imbiss zu öffnen“, sagt Ferdinand Hepper. Und er bescheinigt Ralph Grohmann, sich gut um die Versorgung der Seebesucher zu kümmern. „Er macht viel“, sagt Ferdinand Hepper.

Der „Seestern“ spielt im Brief von Herrn Anders übrigens auch eine Rolle. Der Olbersdorfer ist nämlich bei seinem Seebesuch dort letztlich noch eingekehrt – und des Lobes voll gewesen. „Ein fleißiger und netter Betreiber, der nicht nur bei über 30 Grad öffnet“, schreibt Anders in seinem Brief. Doch Ferdinand Hepper möchte sich gar nicht so im Vordergrund sehen. „Alle, die am See tätig sind, versuchen, was auf die Beine zu stellen.“ Und schließlich lädt auch der „Seestern“ nicht immer zum Entspannen ein: „Montags und dienstags habe ich geschlossen“, sagt Ferdinand Hepper.