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Kommentar: Görlitz darf keine Staufalle bleiben

Ralph Schermann über Irritationen nach dem Unfall vom 10. Juli

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Autobahnunfall. Stau. Umleitungen. Verkehrschaos in Görlitz. Das war sehr ärgerlich. Doch das Meinungschaos bei Facebook & Co. war es nicht minder. Viel unbedarftes Geplapper. Was wurde vor allem verlangt: Polizisten, die per Hand auf Kreuzungen den Verkehr regeln. Abgesehen davon, dass weder die vorhandene Zahl der Beamten noch derer, die den Umgang mit dem schwarz-weißen Verkehrsstab beherrschen, flächendeckend ausgereicht hätte – was wäre denn anders als per Ampeln zu regeln gewesen? Wer schon einmal versucht hat, am Brautwiesenplatz an allen Einfahrten regelnd einzugreifen, der weiß, dass da außer einer wechselseitigen Verlagerung der Staus gar nichts passiert.

Nein, sowohl die Entscheidungen des Polizeireviers als auch der Stadtverwaltung waren durchaus richtig, nicht erst Eingriffe zu versuchen. Zähes Vorwärtsquälen wegen Verkehrsüberlastung ist doof, nervend, störend, zermürbend, unbedingt Schimpfworte beflügelnd und im Einzelfall sicher sogar Termine verpassend und geschäftsschädigend – ja, klar. Aber es ist eben auch kein Weltuntergang. Ursache war ein Unfall. Bei dem starb ein Mensch. Das ist schlimmer.

Immerhin bestätigt das Chaos die Richtigkeit im Schub liegender Pläne. An neuen Lkw-Stellflächen auf der A 4 wird jetzt gearbeitet. Dass der Freistaat Sachsen wegen „fehlenden Bedarfs“ die Südwestumfahrung strich, erweist sich hier als Trauerspiel. Und die Görlitzer Stadtverwaltung wäre gut beraten, ihre klug erkannten Ideen von einem entlastenden dritten Grenzübergang nicht nur als Zukunftsvision vor sich herzuschieben.