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Königsbrücker Heimatforscher und Sachsens letzter König

Vor 100 Jahren verzichtete Friedrich August III. friedlich auf seinen Thron. Ein Gedenkstein erinnert nun daran.

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© Jirka Hofmann

Von Andreas Kirschke

Guteborn/ Königsbrück/ Region. Fünf Worte bewegten im letzten Kriegs-Herbst 1918 in Sachsen die Gemüter. König Friedrich August III. schrieb sie auf einfaches Papier. „Ich verzichte auf den Thron“, lautete seine Abdankung am 13. November im Schloss Guteborn im damals preußischen Teil der Oberlausitz. Nach dem „Ich“ und nach seinem Namen setzte der König jeweils einen Punkt. Was wollte er damit sagen? War der Thron-Verzicht Einsicht in die Notwendigkeit? War er Selbstrettung aus Angst und Druck? War er innere Glaubenshaltung? War er der Schlusspunkt unter eine 800 Jahre lange sächsische Herrscher-Geschichte?“

„In jedem Fall war er eine Zäsur“, sagt Werner Lindner, Mitgründer des seit 1996 bestehenden Heimatvereins Königsbrück und Umgebung, nachdenklich. „Es war ein Einschnitt in die Geschichte. Eine Folge der Revolution.“

Seit einigen Jahren besteht am Schloss Guteborn eine ausführliche Bilddokumentation. Sie schildert die Schloss-Geschichte und das Ereignis Thronverzicht. „Fleißige Heimatfreunde und Heimatchronisten sorgten dafür. Wir wollen daran anknüpfen“, sagt der Königsbrücker Werner Lindner. Kein Wunder: Die inhaltliche Verbindung zum früheren sächsischen Herrscherhaus ist ja auch im Namen der Stadt Königsbrück präsent. „Dieser Einschnitt, diese Zäsur in der sächsischen Geschichte verlangt nach einem dauerhaften Zeitzeugnis“, ist sich Werner Lindner sicher.

So wurde nun ein Gedenkstein aufgestellt. Er beruht auf der Initiative der Heimatfreunde Guteborn und der drei Heimatvereine Königsbrück, Ortrand und Ruhland. Steinbildhauer-Meister Eckhard Kreische und sein Geselle Torsten Fraß in Königsbrück fertigten uneigennützig den Gedenkstein aus Granit an. Tischlermeister Udo Herrmann aus Schwarzbach bei Guteborn stellt als Eigentümer des Schloss-Areals die Fläche bereit. „Und das mit ausdrücklichem Wohlwollen“, unterstreicht Werner Lindner. Die Finanzierung des Gedenksteins gelang durch die drei Heimatvereine. Die Einweihung des Gedenksteins am Dienstag sollte weder Fest noch Trauer sein, stattdessen würdige Erinnerung. „Der Thronverzicht war ein Markstein in der sächsischen Geschichte. Mit der Einweihung des Gedenksteins erinnern wir daran“, sagt Lindner und verdeutlicht: „Die Gedenkfeier war keiner politischen Gruppierung zugeordnet, sondern geschah zur Pflege unseres Geschichtsbewusstseins. Mit Friedrich August III. endet übrigens in Dresden auch der gemalte Fürstenzug zwischen Frauenkirche und Hofkirche.“

Die Gedenkfeier in Guteborn begann in der Schlosskapelle mit einem Filmvortrag über das Schloss Guteborn. 15 Uhr war die Enthüllung des Gedenksteins am ehemaligen Schloss und 16 Uhr gab es im Gasthof Jänchen einen Geschichtsvortrag des Königsbrücker Historikers Dr. Lars-Arne Dannenberg zum Thronverzicht des sächsischen Königs 1918. Danach gab es einen regen Gedankenaustausch, an dem auch Heimatfreunde aus der Großenhainer Pflege teilnahmen. (SZ)

Weitere Infos: Werner Lindner, Telefon: 035795 36264