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König Wenzel mag es Ungarisch

Auf dem Weihnachtsmarkt in Bautzen wurde am Sonntag der Lieblings- Leckerbissen gekürt. Dabei setzte sich süß gegen deftig durch.

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© Carmen Schumann

Von Carmen Schumann

Bautzen. Was ist ein Baumstriezel?, hat sich so mancher Besucher des Bautzener Wenzelsmarktes gefragt. Das Gebäck ist eine Neuheit unter dem Reichenturm. Nachdem nun fast drei Wochen lang Gelegenheit war, diese Spezialität zu kosten, steht es fest: Der Baumstriezel hat nicht nur die Gaumen der Bautzener, sondern auch einer gestrengen Jury im Sturm erobert.

Auch am Sonntag bildete sich wieder eine Schlange am Stand von Hajnalka Szuppancsics. Sie und ihre Mitarbeiter mussten sich sputen, um mit dem Backen hinterher zu kommen. Der Baumstriezel wird auf einen Spieß geschoben und über dem Holzkohlenfeuer drehend gebacken. Man kann das Verfahren mit dem Herstellen von Baumkuchen vergleichen. Allerdings besteht der Baumstriezel im Gegensatz zum Baumkuchen nicht aus mehreren Schichten. Und er wird auch nicht mit einer Schokoglasur versehen, sondern nach Wunsch des Kunden mit Schoko-, Kokos oder Mandelstreuseln überzogen. Hajnalka Szuppancsics’s Lieblings-Überzug sind übrigens getrocknete Himbeeren.

Zwölf Gastronomen hatten sich beworben

Am Sonntag konnte sich die Ungarin, die seit vielen Jahren in Schirgiswalde wohnt, nicht nur über die Schlangen an ihrem Stand freuen. Um 14 Uhr wurde sie zur Bühne am Hauptmarkt gerufen. Dort sollten die Sieger des in diesem Jahr erstmals ausgerufenen Wettbewerbs „Wer wird Wenzels Lieblings-Leckerbissen 2017?“ gekürt werden. Zwölf Gastronomen hatten sich mit speziellen Rezepten um die Auszeichnung beworben. Eine zehnköpfige Jury testete in den vergangenen Tagen inkognito die Speisen und vergab ihre Punkte nach den drei Kriterien Kreativität, Geschmack und der Frage „Würden Sie den Leckerbissen an König Wenzel weiterempfehlen? Zur Jury gehörten neben Personen, die sich über Facebook darum beworben hatten, je eine Journalistin der SZ und von Radio Lausitz, zwei Gastronomen, eine FSJ-lerin, ein Fleischermeister im Ruhestand sowie natürlich der Weihnachtsmann. Der durfte die drei Preise am Sonntagnachmittag an die Sieger übergeben. Natürlich habe er seine Kostproben nicht im roten Mantel unternommen, sagte er. Er war mit der Rangliste zufrieden, denn er bekannte, ein Süßmäulchen zu sein. Mit fünf Punkten Vorsprung vor dem Zweitplatzierten ging der Sieg an Hajnalka Szuppancsics Baumstriezel. Den zweiten Platz belegte die Hubertus-Pfanne nach Wenzels Art von der „Oberlausitzer Champignon-Pfanne“. Platz drei ging an den Langos mit Wenzel-Senfsauerrahm von Olaf Zortel.

Hajnalka Szuppancsics ist sehr glücklich über ihren Sieg. Auf dem Bautzener Wenzelsmarkt ist sie seit sieben Jahren vertreten. Bisher half sie ihrem Mann immer in der Langos-Hütte. „Wenn man an ungarische Gerichte denkt, kommen einem immer zuerst Gulasch und Langos in den Sinn“, sagt sie. Doch die Ungarn hätten noch so viele andere leckere Gerichte. Das Rezept für den Baumstriezel sei schon seit 600 Jahren bekannt. Nachdem sie Anfang des Jahres den Entschluss gefasst hatte, den Baumstriezel selbst einmal zu machen, war sie nach Transsilvanien gereist, um dort verschiedene Rezepte kennenzulernen. Zu Hause in Schirgiswalde experimentierte sie dann so lange, bis sie mit der Zusammensetzung des Teiges zufrieden war. Ein wichtiger Bestandteil sei der original ungarische Glühwein, der dem Teig seinen typischen Geschmack gibt.