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Knöllchen vom Fahrrad aus

Das Radebeuler Ordnungsamt ist jetzt mit Pedelecs in der Stadt unterwegs. In engen Nebenstraßen soll so Parksündern schneller auf die Schliche gekommen werden.

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© Nina Schirmer

Von Nina Schirmer

Radebeul. Schwungvoll kommt Manuela Müller um die Ecke gebogen. Das dunkelgraue Pedelec, auf dem sie sitzt, sieht noch funkelnagelneu und ziemlich schick aus. Damit ist die Mitarbeitern des Radebeuler Ordnungsamtes jetzt im Stadtgebiet unterwegs. Knöllchen schreiben vom Fahrradsattel aus.

Mit den neuen E-Bikes will das Ordnungsamt effektiver gegen Parksünder vorgehen. Vor allem in den engen Nebenstraßen hatten die gemeindlichen Vollzugsbediensteten, im Volksmund Politessen genannt, mit ihren Autos Probleme. Zum einen, weil sie durch die Windschutzscheibe nicht jeden Verstoß sahen. Zum anderen, weil sie selbst als Vorbilder ja auch nicht im Halteverbot stehen bleiben konnten, um Strafzettel zu schreiben. Deshalb steigen sie jetzt aufs E-Bike. Besonders für den Einsatz oberhalb der Meißner Straße in Nieder- und Oberlößnitz seien die Pedelecs prädestiniert, sagt Ordnungsbürgermeister Winfried Lehmann (CDU). Beispielsweise im Gebiet rings um Ziller-, Winzer und Paradiesstraße. 4 600 Euro hat die Stadt in die zwei motorisierten Räder investiert.

Durch die Pedelecs schnell im Einsatz, wollen die Leute vom Ordnungsamt auf den Überraschungseffekt setzen. Schon öfter wurde von Bürgern kritisiert, die Kontrollen seien zu vorhersehbar. Nach dem Motto: Die haben diesen Montag hier Strafzettel verteilt, jetzt kommen sie erst einmal drei Wochen nicht mehr. „Dem ist nicht so“, sagt Lehmann. In Wahnsdorf beispielsweise kontrolliere man mindestens ein- bis zweimal in der Woche. Außerdem seien die Vollzugsbediensteten antizyklisch unterwegs. Soll heißen: Sie können auch zweimal am Tag an derselben Stelle auftauchen „Auf der Bahnhofstraße kann es sein, dass gegen Mittag kontrolliert wird und zwei Stunden später schon wieder“, sagt Lehmann.

Außerdem gibt es Schwerpunktgebiete, die sich von Woche zu Woche ändern, ergänzt Ingolf Zill, Leiter der Radebeuler Verkehrsbehörde. Dort seien die Mitarbeiter an einem Tag sogar noch öfter unterwegs. Im Jahr kommen so ganz schön viele Strafzettel zusammen. Um die 10 000 bis 12 000 Fälle, sagt Zill.

In den wechselnden Schwerpunktgebieten haben die Ordnungshüter nicht nur ein Auge auf Parksünder, die Gehwege blockieren oder Kreuzungsbereiche verengen, sondern notieren sich auch andere Verstöße oder Hindernisse. Etwa wenn die Hecke von einem Grundstück schon auf die Straße wuchert, Müll herumliegt oder es auf einem Bürgersteig gefährliche Stolperfallen gibt. Das wird mit dem Smartphone festgehalten und gleich von unterwegs ins Rathaus geschickt.

Seit einiger Zeit erkennt man die Vollzugsbediensteten auch optisch schneller. Waren sie früher in ihrer Privatkleidung unterwegs, tragen die Ordnungsamtsmitarbeiter inzwischen dunkelblaue Uniformen. Das zeigt schon Wirkung. „Seit dem werden sie ganz anders wahrgenommen“, sagt Lehmann. Und in der Bevölkerung auch besser akzeptiert. Über einen Strafzettel freut sich zwar nach wie vor niemand, aber bei 80 Prozent der Leute wäre schon ein Einsehen vorhanden, so der Ordnungsbürgermeister.

Immerhin sind die Bürger ja auch mal auf die Kulanz der Kontrolleure angewiesen. Nicht in jeder Situation gibt es gleich ein Knöllchen. Wenn zum Beispiel gerade jemand sein Auto dort abstellt, wo es nicht erlaubt ist und die Leute vom Ordnungsamt sehen es zufällig, dann geben sie auch mal einen freundlichen Hinweis, dass man lieber wo anders parken sollte, sagt Lehmann. „Darüber sind die meisten auch sehr dankbar.“

Insgesamt hat die Stadt sechs gemeindliche Vollzugsbedienstete angestellt. Zwei davon sind auch mit mobilen Blitzern in Radebeul und Coswig im Einsatz.