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Knackarsch statt Bleifuß

Zum zweiten Mal geht Pirna beim landesweiten Stadtradeln an den Start. Geworben wird mit einem deftigen Motto.

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© Daniel Schäfer

Von Heike Sabel

Pirna. An Thomas Freitag allein hat es nicht gelegen, dass Pirna voriges Jahr beim Stadtradeln so gut abschnitt. Der Pirnaer Klimaschutzbeauftragte ist Alltagsradler, er radelt jeden Tag von der Südvorstadt auf Arbeit ins Rathaus und nach Hause und schwingt sich auch am Wochenende aufs Rad. Auf das Auto versucht er zu verzichten, aber zum Sport nach Dresden nimmt er es. Dafür fahren seine Kinder inzwischen schon mit dem Radel zur Kita.

Thomas Freitag radelt, weil sich das für einen Klimaschutzbeauftragten gut macht und weil er davon überzeugt ist. Nun will möglichst viele Pirnaer mitreißen, denn das Stadtradel steht bevor. Pirna nimmt an dem bundesweiten Wettbewerb zum zweiten Mal teil. Die Anregung dazu kam wieder von Stadträtin Katrin Lässig (Wir für Pirna – Freie Wähler). Das Citymanagement unterstützt die Aktion und hat sich einen griffigen Werbeslogan ausgedacht: „Warum Bleifuß, wenn ich einen Knackarsch haben kann?“ Wer kann da schon Nein sagen …

Wer kann mitmachen bei der Aktion Stadtradeln?
Jeder, der einen Knackarsch haben, was für die Umwelt und seine Gesundheit tun will. Dafür schließt man sich am besten einem Team an. Arbeitskollegen, Vereine, Unternehmen, sogar Ärzte und Patienten radeln zusammen. Der Allgemeinarzt Dr. Stefan Thiel hat schon vor dem offiziellen Werbestart seine Patienten angesprochen und die ersten Anmeldungen gesammelt.

Stadtradeln

Zeit: 19. August bis 8. September

Anmeldung: unter www.Stadtradeln.de/pirna

Teilnehmer: Aus Sachsen nehmen 2018 sechs Kommunen bzw. Landkreise teil. In der Sächsischen Schweiz und dem Osterzgebirge ist Pirna die einzige Stadt. Bundesweit radeln 835 Kommunen um die meisten Kilometer.

Quelle: Stadt Pirna/Internet

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Voriges Jahr strampelten 402 Leute in 30 Teams. Erstmals wurden dieses Jahr zielgerichtet auch die Schulen eingeladen, Teams zu bilden. Das Schiller- und das Herder-Gymnasium haben sich schon angemeldet, sagt Thomas Freitag. Um mitradeln zu können, muss man nicht unbedingt in Pirna wohnen oder arbeiten. Es reicht, wenn man für die Stadt radeln will, sagt Stadtsprecher Thomas Gockel. Vergeblich hat die Stadt bisher einen Stadtradeln-Star gesucht. Der oder die muss für 21 Tage seinen Autoschlüssel abgeben und komplett aufs Rad umsteigen. Fürs Durchhalten gibt’s einen Preis.

Was muss man eigentlich beim Stadtradeln tun?
Natürlich Rad fahren. Die gefahrenen Kilometer werden dann in eine Liste eingetragen, noch schneller und moderner geht es per App. Voriges Jahr ging es Pirna gemächlich an. Ziel war es, insgesamt 40 000 Fahrrad-Kilometer innerhalb von drei Wochen zu sammeln, für jeden Einwohner einen Kilometer. Am Ende hatte Pirna über 105 000 Kilometer auf dem Zähler. Das zu toppen, wird dieses Jahr nicht einfach, ist aber zu schaffen, sagt Freitag. Er steuert seine Kilometer gern wieder bei, auch wenn es nicht die Masse wird. Es geht bei dem Wettbewerb zwar um Kilometer und ein gutes Abschneiden unter allen teilnehmenden deutschen Städten, vor allem geht es um die bewusste Entscheidung fürs Rad gegen das Auto.

Was bringt das Radeln Pirna und den Teilnehmern?
Ein gutes Gefühl, Kilometer, ein Geschenk und etwas für die Umwelt – wobei Letzteres bei der 2008 ins Leben gerufenen Aktion im Vordergrund steht. Abgesehen davon gibt es auch noch einen pragmatischen Grund: Wer radelt, hat keinen Parkplatzstress. Die Kilometer gehen in die Gesamtwertung der Stadt und die des Teams ein. Die besten Teams werden am Ende geehrt, diesmal sollen auch die besten Schulen bzw. Klassen prämiert werden. Nicht zuletzt ist die Aktion auch gedacht, um auf Verkehrsprobleme aufmerksam zu machen. Was es zu gewinnen gibt, ist noch eine Überraschung. Im vergangenen Jahr war es ein oranger Sattelschoner mit Pirna-Motiv. Als Gag hatten an einem Tag alle Fahrräder am Pirnaer Bahnhof einen Überzieher bekommen.

Was bietet das Stadtradeln außer dem Kilometer-Sammeln?
Erstmals wird für die Zeit der Aktion im Internet eine Karte aktiviert, auf der man Plus- und Minuspunkte vergeben kann: Wo sind Radfahrer gern gesehen, wo können sie problemlos radeln und wo stoßen sie auf Hindernisse und Missstände? Zwar werden die auch jetzt schon an die Stadt gemeldet und abgearbeitet, aber so eine konzentrierte Aktion sorgt noch einmal für zusätzliche Aufmerksamkeit.

Wie geht es nach den drei Aktionswochen weiter?
Im Idealfall verzichten die Teilnehmer weiter aufs Auto. Zur Erinnerung gibt es am 6./7. Oktober den Aktionstag „Wir können Klimaschutz“. Dann werden die besten Radler ausgezeichnet. Danach darf gern weiter vom Auto aufs Rad umgestiegen werden.