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Kittlitzer Feuerwehr feiert Richtfest

Es ist Halbzeit beim Bau des neuen Depots. OB Dietmar Buchholz hofft auf Fertigstellung Mitte nächsten Jahres.

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© Rafael Sampedro

Von Markus van Appeldorn

Der Donnerstag war für die Kameraden der Ortsfeuerwehr von Kittlitz ein Tag für die schicke Ausgeh-Uniform. Die Stadt Löbau hatte auf die Baustelle an der Nieskyer Straße geladen, wo gerade das neue Feuerwehr-Depot entsteht. Auch eine große Schar von Kindern der Kittlitzer Grundschule hatte sich zur Feier des Tages eingefunden. Das Richtfest stand an.

Beim Richtfest überreichte OB Dietmar Buchholz den symbolischen letzten Nagel an den stellvertretenden Orts-Wehrleiter.
Beim Richtfest überreichte OB Dietmar Buchholz den symbolischen letzten Nagel an den stellvertretenden Orts-Wehrleiter. © Rafael Sampedro

Oberbürgermeister Dietmar Buchholz (parteilos) war voller Stolz über den Baufortschritt. „Ein Richtfest zu feiern ist ein schöner Brauch“, sagt er. Man habe dabei die baldige Inbetriebnahme eines Baus vor Augen. Gewissermaßen markiere das Richtfest ja die Halbzeit eines Baus. OB Buchholz zeigte sich glücklich über den rasanten Baufortschritt in Kittlitz. „Gerade einmal fünf Wochen sind seit der Grundsteinlegung vergangen. Der Bau ist erfreulich zügig vorangeschritten“, sagte er – wenngleich damals, Mitte September, schon deutlich mehr von dem Gebäude zu sehen war, als bloß das Fundament. Der eigentliche Bau hatte bereits Mitte Juli begonnen.

Am neuen Standort investiere man rund 1,1 Millionen Euro, erläuterte Buchholz. Außer zwei Stellplätzen für die Kittlitzer Ortswehr würde noch ein dritter für ein Fahrzeug des grenzübergreifenden Katastrophenschutzes geschaffen. 360 000 Euro Fördergeld kommen vom Landkreises Görlitz gemäß Feuerwehrrichtlinie. Der Stellplatz für den Katastrophenschutz wird mit weiteren 92 500 Euro gesondert aus dem Programm Interreg-Sachsen-Polen gefördert. Bei der Grundsteinlegung im September war deshalb auch eine Delegation der Feuerwehr der Löbauer Partnerstadt Luban dabei.

Der lange Weg zum neuen Depot

Fehlplanungen und Pech haben den Bau des Feuerwehr-Depots in Kittlitz verteuert und verzögert. Doch nach dem Startschuss ging‘s schnell. Ein Rückblick:

Vor Baubeginn war das Projekt des neuen Kittlitzer Feuerwehr-Depots von Pleiten, Pech und Pannen verfolgt – die schließlich zu Mehrkosten von 415000 Euro führten. Als ursprünglichen Planungsansatz hatte man 2015 das neue Depot im Ortsteil Ebersdorf herangezogen, und über eine Summe von 657000 Euro einen Fördermittelantrag gestellt. Dann jedoch stellte man fest, dass die Kittlitzer Wehr viel mehr Kameraden hat – die mehr Platz brauchen. Das und einige andere Dinge führten zur ersten Kostensteigerung auf 790000 Euro.

Dann musste man den Bau am ursprünglich geplanten Standort am Kittlitzer Schloss komplett aufgeben. Für die Zufahrt zu dem geplanten Bau hätte man nämlich das Wegerecht über ein Privatgrundstück benötigt. Das bekam die Stadt nicht vom Eigentümer. Also wich die Stadt auf das jetzige Grundstück auf der Nieskyer Straße aus, was einen komplett neuen Bauantrag nötig machte. Damit verstrich Zeit. Und wegen der nötigen Baugrunduntersuchung erhöhten sich auch die Kosten. Die Stadt entschied sich für eine beidseitige Erschließung des Grundstücks. Die Alarmausfahrt wird künftig zur Nieskyer Straße hinausgehen, die Kameraden fahren aber über die Rückseite des Gebäudes an. Eine sinnvolle, aber preistreibende Idee, die den Kostenrahmen auf rund 870000 Euro steigen ließ.

Für die finale Kostenexplosion, die die ursprünglich geplanten Kosten nahezu verdoppelte, konnten Stadt und Planer nichts. Wegen der seit einigen Jahren anhaltenden Baupreisentwicklung, hatte man etwa bei der Ausschreibung des Bauhauptloses eine Baupreisüberschreitung von 27 Prozent. Für andere Gewerke habe es erst gar keine oder nur vereinzelte Angebote gegeben, erläuterte der von der Stadt beauftragte Architekt Volker Augustin im März in einer Stadtratssitzung zu dem Thema. Weil ein Zuschlag bei solchen Preisüberschreitungen nach der Vergabe- und Vertragsordnung nicht zulässig sei, habe man die gesamte öffentliche Ausschreibung für das Depot aufheben müssen.

Unter dem Aspekt der Baupreisentwicklung bezifferte Architekt Augustin die nötigen Investitionsmittel auf rund 1,1 Millionen Euro. Der Stadtrat genehmigte in jener März-Sitzung daraufhin einstimmig 415000 Euro Mehraufwand für den Bau des Kittlitzer Feuerwehrdepots, um den Neubau auf dieser Kostenplanung neu ausschreiben zu können. Das Geld stammt aus den liquiden Mitteln der Stadt. Nach dem Beschluss startete der Bau zügig Mitte Juli.

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Das Richtfest sei ein historischer Moment, auf den die Verwaltung und die Wehr hingearbeitet hätten, hob Dietmar Buchholz hervor. Dabei betonte er die besondere Rolle des Ehrenamts in der Feuerwehr. „Es gibt viele Ehrenamtler, aber nur wenige, die mit gesetzlichen Aufgaben verbunden sind“, sagt er. Das sei bei den Kameraden der Feuerwehr anders. „Die Feuerwehr ist keine Freizeiteinrichtung für Technikbegeisterte, sondern eine Schutzeinrichtung für die Bürger.“

Buchholz lud die Gäste zu einer Art virtuellem Rundgang durch das künftige Depot ein. „Wir können schon durch die Räume gehen und mit etwas Fantasie deren zukünftige Bestimmung erkennen“, sagte er und zählte auf, was alles an dem Grundstück an der Nieskyer Straße entsteht. Der Bereich der Fahrzeughalle orientiert sich in seiner Kubatur an die umgebende zweigeschossige Bestandsbebauung auf den Nachbargrundstücken. Neben den eigentlichen Stellplätzen wird das Depot etwa ein Gerätelager, ein Schlauchlager und ein Treibstofflager aufweisen. Der nördlich an der Fahrzeughalle angelegte eingeschossige Gebäudeteil beinhaltet Umkleide- und Sanitärbereiche getrennt nach Männer und Frauen, Büro, Schulungsraum, Küche und Nebengelass.

Der Oberbürgermeister wünschte sich weiterhin einen zügigen Baufortschritt. „Ich hoffe, dass wir uns Mitte des kommenden Jahres bei der Einweihung hier wiedersehen“, sagte er. Als persönlichen Wunsch gab er dem Bau mit auf den Weg, das Haus möge stets ein Ort der kameradschaftlichen Freundschaft und des Zusammenhalts sein.

Alsdann schritt Zimmermann Enrico Graff zum Richtspruch. Auf den traditionellen Aufstieg zum hölzernen Dachstuhl musste er dabei verzichten – einen solchen hat das Kittlitzer Depot nicht. Also trug er seine Richt-Reime auf Augenhöhe mit den Feuerwehrkameraden vor. „Das Haus soll dem Gemeinwohl dienen, die Feuerwehr zieht bald hier ein, mit Spritzgerät und anderen Dingen zum Schutz und Schirm für Haus und Heim“, sprach er.

Gemeinsam mit Oberbürgermeister Dietmar Buchholz leerte er ein Glas Sekt und warf es, wie es die Tradition befiehlt, zu Boden: „Und nun, Du Glas, fahr hin zum Grunde! Geweiht sei dieser Bau zur Stunde!“ Auch der symbolische letzte Nagel landete nicht im Dachgebälk. Der Zimmermann überreichte ihn an Dietmar Buchholz.