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Kitas zurück in städtische Hände?

Vor 20 Jahren hat Gröditz die Einrichtungen an freie Träger gegeben. Nicht nur wegen des jetzigen Streits würde mancher das gern rückgängig machen.

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© Symbolfoto/dpa

Von Eric Weser

Gröditz. Im Streit um die Kita-Kosten in Gröditz bringen Stadträte eine Rekommunalisierung der Einrichtungen ins Gespräch. Die Rückkehr der vor 20 Jahren ausgegliederten Einrichtungen in städtische Hände würde etwa Linken-Fraktionschef Ulrich Keil begrüßen. Denn, so Keil: Die Ausgliederung der Kitas aus der Stadt an die freien Träger vor zwanzig Jahren sei rein aus Kostengründen passiert. „Man hat uns das damals mit dem Argument verkauft, dass wir als Stadt durch die niedrigeren Personalkosten bei den freien Trägern Geld sparen.“ Heute sei die Lage aber eine andere. Die Löhne der Kita-Erzieher näherten sich inzwischen auch bei freien Trägern denen des öffentlichen Dienstes an.

Das bestätigen auch Träger wie der ASB. Würden die Löhne nicht das Niveau der Erzieher im öffentlichen Dienst erreichen, werde man kein Personal mehr finden.

Mehrere Modelle denkbar

In anderen Gröditzer Ratsfraktionen wie bei der CDU ist eine Rekommunalisierung ebenfalls im Gespräch. Es seien mehrere Wege vorstellbar, so Fraktionschef Marco Wegner. Ein Modell sei die Gründung einer kommunalen Tochtergesellschaft in Form einer gGmbH, die dann als Träger der örtlichen Kindereinrichtungen fungiert. So etwas gibt es zum Beispiel mit der Leuchtpunkt gGmbH in der Gröditzer Nachbargemeinde Röderaue. Laut Marco Wegner müsste aber zunächst genau geprüft werden, was eine Rekommunalisierung oder eine Träger-Gründung finanziell und organisatorisch für die Stadt bedeuten würde. – Gröditz’ Bürgermeister Jochen Reinicke (parteilos) hält von der Idee, die Trägerschaft der Kitas anders als bisher zu organisieren, jedoch wenig. Der Stadtchef bekräftigte auf SZ-Nachfrage, dass das Rathaus trotz der Meinungsverschiedenheiten mit den freien Trägern weiterhin mit diesen kooperieren will.

Und auch die freien Träger sehen das Thema Rekommunalisierung mit Skepsis. Die Awo zum Beispiel verweist auf bestehende Verpflichtungen, die sich zum Beispiel aus dem Erbbaurechtvertrag mit der Stadt für das Buratino-Gelände ergeben. Beim ASB hält man die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit der Stadt auch für eine Frage der Verantwortung gegenüber den eigenen Mitarbeitern.

Stadt und freie Kita-Träger wollen die Verträge, die ihre Zusammenarbeit regeln, in der nächsten Zeit neu verhandeln. Uneins sind beide Seiten, was Betriebskostenabrechnungen vergangener Jahre angeht (SZ berichtete).