Merken

Kinderfreie Gaststätten im Rödertal?

Ein Rügener Gastronom, der den Nachwuchs aussperrt, sorgt für Diskussionen. So gehen die Wirte in Radeberg damit um.

Teilen
Folgen
© Christian Juppe

Von Julia Vollmer

Radeberg. Umgekippter Rotwein, Kellner, die über kleine Füße stolpern, ein Lautstärkepegel wie in der Kitagruppe – damit ist jetzt abends Schluss. Zumindest in dem Restaurant „Oma’s Küche“ auf Rügen. Wirt Rudolf Markl verbietet Kindern den Zugang zu seinem Lokal ab 17 Uhr. Eingangs beschriebene Szenarien und mehr hätten ihn zu diesem Schritt bewogen. Kaum war die Nachricht in der Welt, reagierten Tausende in den Sozialen Netzwerken mit teils harscher Kritik am Wirt. Doch wie sieht es in Dresdner und Radeberger Restaurants und Hotels aus? Gibt es hier kinderfreie Zonen?

Die existieren tatsächlich, aber eher in Hotels als in Restaurants. Im Dorint-Hotel in Dresden ist der Wellnessbereich ab 19 Uhr ausschließlich den Erwachsenen vorbehalten. „Kinder unter 16 Jahren dürfen den Spa-Bereich nur bis 19 Uhr nutzen, damit danach die Erwachsenen noch etwas zur Ruhe kommen“, sagt Hotelchef Michael Mollau. Das werde von den Gästen akzeptiert und von den Ruhesuchenden geschätzt. Auch im Hotel „Bei Schumann“ in Kirschau ist der Spa-Bereich erst ab 16 Jahren offen, im Hotel und Restaurant sind Kinder aber willkommen.

Das Problem sind nicht die Kinder

Ähnlich handhabt das auch Johannes Lohmeyer, gleichzeitig Chef des Best Western Macrander Hotels und Vorsitzender des Tourismusverbandes. „Bei uns ist der Wellnessbereich ab 20 Uhr für Kinder tabu, damit die Erwachsenen, mit und ohne Nachwuchs auch mal Entspannung haben.“ Das Problem seien nicht die Kinder, sondern die Eltern, die die Erziehung ihrer Kleinen quasi an der Tür zum Hotel oder Restaurant abgäben. „Wenn es uns zu bunt wird, greifen wir auch ein“, sagt Lohmeyer. „Ich sehe aber klar den Trend hin zu Restaurants und Hotels ausschließlich für Erwachsene. Da gibt es vielleicht auch bald ein paar in Dresden“, ist er sich sicher. Den Wirt auf Rügen könne er verstehen, auch wenn Lohmeyer selbst den Zutritt zum Restaurant genau wie der Dorint-Chef nicht verbietet. Auf kreative Lösungen statt auf Verbote setzen auch die meisten anderen Dresdner Gastronomen und Hoteliers. Die Maxime: Sind die Kleinen beschäftigt, toben sie nicht durch die Gänge.

Kinderfreundliche Einrichtung statt Verbot

So zum Beispiel im Luisenhof. Das Ehepaar Carolin und Carsten Rühle baute eine Spielecke und draußen einen Spielplatz mit Hasen-Gehege. Es gibt eine Kindertoilette, einen Wickeltisch und eine Stillecke. Verständnis für das Verbot auf Rügen hat Rühle nicht. „Der Kollege wird seine Gründe und eine entsprechende Zielgruppe haben, aber als Familienvater und Gastronom kann ich seine Entscheidung schwer nachvollziehen“, sagt Rühle. Gegen ein Kinderverbot ist auch Jens Richter, Inhaber des Hotels Sportwelt in Radeberg. „Kinder sind bei uns ohne Einschränkungen willkommen. Das gilt für alle Bereiche, auch für die Sauna. Wir sind ein Sporthotel mit zahlreichen Angeboten, das wird von vielen Familien genutzt. Beschränkungen sind nicht angebracht.“ Die gleiche Meinung hat die Betreiberin des Aa Ra-Hotels in Radeberg. „Wir haben viele Familienfeiern, da sind natürlich immer auch Kinder dabei. Ein Verbot wäre das Falscheste, was wir tun könnten. Kinder sind doch unsere Zukunft.“ Die Inhaber des Restaurants „Pechhütte“ in Liegau können sich ebenfalls keinen Ausschluss von Kindern vorstellen. „Zu uns kommen sehr viele Familien. Deshalb haben wir extra einen Spielplatz mit Rutsche und Schaukel eingerichtet. Im Winter gibt es im Haus eine Spielecke.“ Erwachsene, die sich von Kindern gestört fühlen, hat er nicht erlebt. Auch bei Gerd Kastenmeier im Kurländer Palais in Dresden sind Kinder willkommen – zu jeder Tageszeit. Ähnlich wie die Luisenhof-Wirte setzt er auf Beschäftigung der Kleinen. „Wir bieten Malbücher an, aber vor allem unsere offene Küche und unsere Fischbecken“, sagt er. Die Kinder schauen gerne beim Kochen zu und unterhalten sich mit den Köchen. Beschwerden über nervigen Nachwuchs habe er sehr selten erlebt. „Ich denke, dass viele unserer Gäste generell viel Wert darauf legen, dass die Kinder Regeln kennen und einhalten, das spürt man.“