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„Keiner redet mit dem anderen“

Michael Neumann hat Müglitztal in einer schwierigen Zeit übernommen. Es wird nicht leichter. Doch er hat Ideen.

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© Daniel Förster

Von Heike Sabel

Müglitztal. Steile Karriere: Im Januar wurde Michael Neumann stellvertretender Bürgermeister in Müglitztal, nach dem Rücktritt des Amtsinhabers ist er der amtierende Gemeindechef. Am 9. September will er als Bürgermeister gewählt werden, genau wie sein Kontrahent Silvio Zimmel. Doch inzwischen gibt es etliche Probleme. Neumann hat für die Gemeinde einiges aufgegeben und will einiges durchkämpfen. Die SZ sprach mit ihm.

Michael Neumann arbeitet als Selbstständiger im Garten- und Landschaftsbau und ist ehrenamtlicher Bürgermeister.
Michael Neumann arbeitet als Selbstständiger im Garten- und Landschaftsbau und ist ehrenamtlicher Bürgermeister. © Daniel Schäfer

Herr Neumann, bereuen Sie, das Amt übernommen zu haben und nun für die Wahl zu kandidieren?

Dass es nicht leicht wird, war klar. Auch, dass die Situation von Müglitztal nicht die beste ist. Aber bereuen, nein.

Kurz vor der Wahl gab es einen Beschluss des Gemeinderates, den sich kein Bürgermeister-Kandidat wünscht: Steuererhöhung.

Es gab dazu leider keine Alternative. Die Gemeinde erhielt vom Landratsamt die Auflage, einen Haushalt zu verabschieden. Nur mit dem sind wir handlungsfähig, nur so können Wünsche und Pläne erfüllt werden. Von der Schule bis zur Feuerwehr, von der Querungshilfe in Mühlbach bis zur Technik für den Bauhof.

Wie reagieren Sie auf die Petition, die nach der Steuererhöhung von über 540 Einwohnern unterschrieben wurde und in der unter anderem eine Einwohnerversammlung gefordert wird?

Die Petition mit den Unterschriften ist für mich nicht das gewünschte Miteinander, was für uns Lösungsansätze bringt. Sollten mir die Bürger ihr Vertrauen schenken, will ich mehr Einwohnerversammlungen, insbesondere auch ortsteilbezogen, durchzuführen. Auch Ratssitzungen können in Ortsteilen stattfinden. Das große Manko, was ich in der Gemeinde sehe, ist, dass alle eine Meinung haben, aber keiner mit dem anderen darüber redet. Wir müssen auch wieder verstärkt auf unsere Vereine zugehen, die einen großen Beitrag für das Ortsleben leisten. Auch kleine Aufmerksamkeiten können eine Hilfe und Unterstützung sein, zum Beispiel Kaffee und Kuchen für die Senioren.

Worin sehen Sie eine Ursache für die fehlende Kommunikation?
Wir gehen als Gemeinde und Räte kaum in die Öffentlichkeit. Wir gestalten unsere Arbeit nicht transparent genug, somit sind Beschlüsse nicht immer nachvollziehbar. So sorgt auch der Beschluss über die Steuern für Unmut. Wir haben zwar keinen großen Steuerzahler wie Margon mehr, aber ich sehe für uns trotzdem Entwicklungschancen, zum Beispiel durch den Industriepark Oberelbe. Die, die dort arbeiten, müssen irgendwo wohnen und deren Kinder in die Schule gehen – gerne bei uns.

Was wird mit dem Unimog? Die Kämmerei hat gesagt, die Steuererhöhung allein reicht nicht, um den Haushalt rund zu bekommen.

Der Unimog ist nur zu 30 Prozent ausgelastet. Das ist nicht wirtschaftlich. Die Aufgaben kann auch der Multicar erfüllen. In Zusammenarbeit mit dem Bauhof wird es ein Konzept geben, um den Unimog dauerhaft zu erhalten. Wir werden uns Gedanken machen, wie wir ihn effektiver einsetzen.

Hat die Gemeinde noch Reserven?

Ich denke ja. Wir arbeiten zum Beispiel die Verträge der Gemeinde durch. Aber das braucht Zeit. Zudem müssen wir mit Dohna erneut über die Verwaltungsumlage sprechen. Hier sollte es eine Entlastung für Müglitztal geben. In der Zusammenarbeit haben wir ein gutes Niveau, dennoch ist es eine Chance, ein Zeichen zu setzen.

Die Gemeinde hat alle Kitas in ihrer Trägerschaft. Könnte ein Wechsel helfen?

Die Freie Trägerschaft ist für mich nicht der richtige Weg. Zu dieser Erkenntnis kam ich in einem Gespräch mit der Stadt Pirna.

Die Müglitztaler Eigenständigkeit hat also einen hohen Preis…

Sicher. Ich wünsche mir dafür auch mehr Verständnis und Solidarität. Kritik ist gut, Mitarbeit ist jedoch besser.

Wie schaffen Sie es, Ihre Firma und das Ehrenamt miteinander zu verbinden?

Ich habe meine Firma auf ein Mindestmaß reduziert, denn das Bürgermeisteramt ist eigentlich ein Vollzeitjob. Es macht mir aber Spaß, auch wenn ich schon viel Lehrgeld gezahlt habe. Doch wenn ich etwas anfange, mache ich es auch zu Ende. So wie ich fordere, bin ich bereit, zu geben.