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Kein Kuhstall ohne Software

Die Dresdner Firma Fodjan berechnet die optimale Futterration für Milchkühe und senkt so die Kosten.

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© Christian Juppe

Von Juliane Richter

Freital/Dresden. Die Digitalisierung macht auch vor dem Kuhstall nicht Halt. Meidet eine Kuh ungewöhnlicherweise den Melkroboter, erhält Landwirt Marc Bernhardt einen Warnhinweis auf dem Computer, dass mit dem Tier etwas nicht stimmt. Die Technik hilft, die Versorgung der Tiere und letztendlich auch den Ertrag zu verbessern. Denn wie Bernhardt sagt: „Kühe sind Leistungssportler“. Der 30-Jährige bewirtschaftet einen Bauernhof im Freitaler Ortsteil Somsdorf.

Die besonders sportlichen Kühe liefern 55 Liter Milch am Tag, andere 35. Weil aber nicht nur der Ertrag stimmen muss, sondern auch die Gesundheit der Tiere eine wichtige Rolle spielt, nutzt Bernhardt ein weiteres digitales Hilfsmittel: die Software der Dresdner Firma Fodjan. Diese berechnet die optimale Futtermittelmenge und -zusammensetzung. Nun könnte der Laie denken, dass ein erfahrener Bauer selbst und am besten weiß, was seine Tiere fressen. Stimmt schon irgendwie. Aber das Thema ist komplizierter als gedacht.

Der Landwirt mischt als Grundfutter Heu und Stroh sowie Gras und Mais aus dem Silo. Dieses Futter ist auf den eigenen Böden gewachsen und nimmt bei Bernhardt etwa 65 Prozent der Gesamtmenge ein. Allerdings hat das Futter je nach Jahreszeit, Wetter und Bodenbeschaffenheit während des Wachstums einen ganz unterschiedlichen Energiegehalt. Die Kühe haben aber einen konstant hohen Energiebedarf. Damit sie wirklich satt werden und ausreichend Milch liefern, gibt es als Ergänzung zugekauftes Leistungsfutter. Das variiert in Menge und Zusammensetzung.

„Es gab auch früher schon Computerprogramme, die uns bei der Berechnung unterstützt haben. Die fand ich aber kompliziert. Man musste dort viel mit den Zahlen ausprobieren“, sagt Bernhardt. Das Programm der Dresdner Firma Fodjan sei da einfacher. Laborergebnisse zu den selbst angebauten Futtermitteln pflegen die Mitarbeiter in Dresden ins Programm ein, darunter etwa die Protein- und Zuckeranteile oder die Werte der Spurenelemente. Diese beeinflussen neben der Milchmenge auch die Milchqualität. „Die Software bietet dem Bauern dann ganz viele Varianten der Futterzusammensetzung an“, sagt Fodjan-Agrarexpertin Nicole Röhle. Dabei kann zum Beispiel auch nach den kostengünstigsten Kombinationen gefiltert werden.

Marc Bernhardt will die Kosten nicht um jeden Preis drücken, muss sie aber im Blick behalten. Seit er die neue Software nutzt, spart er im Schnitt etwa zehn Prozent an Futtermittelkosten. In einem Monat macht das rund 1 500 Euro aus. Dabei gehört Bernhardt mit seinen 130 Milchkühen zu den eher kleineren Betrieben. Andere Bauernhöfe haben bis zu 1 000 Tiere.

Fodjan-Geschäftsführer Carsten Gieseler hat den Optimierungsbedarf beim Futter bereits während seines Agrar- und Betriebswirtschaftsstudiums an der HTW Dresden erkannt. Er und seine drei Mitstreiter erhielten 2013 zunächst ein Gründerstipendium, 2014 wurde Fodjan offiziell gegründet. Mittlerweile sind sie zehn Mitarbeiter und bedienen mit ihrer Software mehrere Hundert Betriebe in Deutschland. Positiv wirkt sich die Kooperation mit dem Handelskonzern Baywa aus, die seit Sommer 2016 besteht und das Produkt unter den Landwirten noch bekannter macht.

Durch eine weitere Kooperation mit der niederländischen Firma Lely, die landwirtschaftliche Geräte herstellt, soll bald auch der weltweite Markt erobert werden. Zunächst tüfteln die Mitarbeiter jedoch noch an einer neuen Software für die Futterzusammensetzung bei Schweinen. Das erste Produkt dieser Sparte soll im Sommer auf den Markt kommen.