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Kein Komitee, kein Stadtfest

Für die Sause in Tharandt gibt es keine Organisatoren. Gefeiert wird dafür im Advent.

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© Archiv: SZ

Von Verena Schulenburg

Tharandt. Eigentlich waren die Tharandter optimistisch. In diesem Herbst sollte wieder in der Innenstadt gefeiert werden. Doch das beliebte Stadtfest, das sonst alljährlich Tausende in der Forststadt vereinte, findet auch dieses Jahr nicht statt. Zuletzt feierte Tharandt 2016. Mit Musik, Gaumenschmaus und guter Laune stemmten damals viele mit großem ehrenamtlichem Engagement die 800-Jahr-Feier. Ein stattliches Programm, sogar einen Festumzug stellten die Tharandter und Einwohner umliegender Ortsteile zusammen und erarbeiteten sich damit Anerkennung. Doch die Feierlichkeiten zum einst runden Jubiläum der Forststadt sind vorbei – und die Tharandter des Feierns müde?

Die Bestrebungen, 2017 erneut in kleinem Rahmen zu feiern, verstummten, als sich der Gewerbeverein auflöste, der sich zuvor maßgeblich mit um die Organisation des Stadtfestes bemühte. Vor allem Unstimmigkeiten unter den Vereinsmitgliedern führten zu dieser Entwicklung. Keine Einigkeit, kein Stadtfest.

Aber auch ein neues Festkomitee fürs Fest scheint sich bisher nicht gefunden zu haben. Die Kräfte reichen schlichtweg nicht aus. „Ich schreibe gerade an meiner Promotion und schaffe es daher zurzeit nicht, mich in die Organisation einzubringen“, sagt Richard Georgi, der sich bereits vor zwei Jahren maßgeblich mit um die große Sause kümmerte. Dafür, so sagt der Tharandter, seien aber bereits wieder einige Freiwillige dabei, Weihnachtsstimmung nach Tharandt zu holen. Vorigen Dezember lockte erstmals ein Weihnachtsmarkt in die Innenstadt. Das Angebot im Advent wurde von Tharandtern und anderen Besuchern so gut angenommen, dass sich die Organisatoren für diesen Winter erneut ins Zeug legen wollen.

Annett Borgwardt von der Tharandter Spezialitätenmanufaktur bestätigt das. Sie bringt sich ebenfalls mit in das weihnachtliche Treiben ein. Doch für die Organisation eines Stadtfestes sei darüber hinaus bisher keine Zeit. „Das Stadtfest ist schon eine riesige Sache. Die sollte auch Hand und Fuß haben“, sagt Annett Borgwardt.

So wie ihr geht es vielen Tharandtern. Ein Stadtfest stünde der Forststadt zwar gut. Doch für die Feierlichkeiten braucht es Freiwillige, die sich der Arbeit in ihrer Freizeit annehmen – neben Familie und dem eigenen Job. Genau darin liege auch das Problem, wenn man es so nennen kann. Nur des Stadtfestes wegen zum Stadtfest zu laden, sei nicht sinnvoll, meint Milana Müller. „Diejenigen, die sich der Organisation annehmen, müssen es auch gern machen“, sagt die Tharandter Ortsvorsteherin. Neben dem großen Zeitaufwand, der mit dem Stadtfest einhergeht, müssen auch die Kosten für die Feier genau kalkuliert werden. Künstlergagen, Gema-Gebühren und andere Ausgaben seien beim Stadtfest bisher immer enorm gewesen. Damit am Ende des Festes keine rote Zahl steht, müsse genau gerechnet und geschaut werden, wo das Geld zum Feiern herkommt. „Das war oftmals auf Kante genäht“, sagt sie.

Milana Müller sieht noch einen ganz anderen Aspekt, der die Organisation des Stadtfestes schwierig mache. „Die Tharandter haben in der Vergangenheit die Messlatte recht hoch gelegt“, erklärt sie. Das sei schon vor der 800-Jahr-Feier so gewesen. Ganz aus dem Tharandter Stadtbild sei das Fest damit aber nicht verschwunden. „Ich denke schon, dass es für das kommende Jahr wieder einen Versuch geben wird“, sagt Müller. Auch wenn in diesem Herbst nicht zum Stadtfest eingeladen wird, gebe es immer noch ausreichend Anlässe, um zusammenzukommen. Die Tharandterin verweist da beispielsweise auf das Meilerfest, das Kuppelhallenfest, das Fröschelteichfest oder das Schlossteichfest in Tharandt, die dieses Jahr allesamt stattgefunden haben. Mitte September wird auch auf dem Naturmarkt gefeiert. All diese kleinen Feste hätten zwar nicht so eine große Außenwirkung wie ein Stadtfest. Dennoch seien sie besonders. „Da ist Begegnung, nicht nur Konsum“, sagt sie.