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Kein Baggerhub mehr für Häuslebauer

Hohendubrau schafft seine Bauhof-Unterstützung für Bauwillige ab. Gemeinderäte plädieren für eine Alternative.

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© Joachim Rehle

Von Steffen Gerhardt

Hohendubrau. Diese Summe ist nicht entscheidend für einen Hausbau, aber sie hilft wirtschaften. Sie ist eine willkommene Geste für Bauwillige in der Gemeinde Hohendubrau. So wurden bisher die 1 000 Euro aufgenommen, die die Gemeinde in Form von Sachleistungen durch den Bauhof für Häuslebauer erbrachte. Mit dieser Zuwendung ist es jetzt aber vorbei. Wollten bisher Familien bauen, kamen zu den 1 000 Euro pro Kind beziehungsweise Jugendlichen noch Leistungen im Wert von 500 Euro dazu. „Wir haben das genutzt und auch von der Gemeinde bekommen“, sagt Christin Fritsche. Vor elf Jahren hat sie und ihr Mann am heutigen Kirschweg gebaut. Nicht weit entfernt vom Elternhaus ihres Mannes.

Die Arbeiten des Bauhofes erstreckten sich auf das Verlegen der Abwasserleitung vom Haus bis zum Schacht. „Damals waren wir die Pioniere, die Ersten, die hier bauen durften. Freie Sicht über die Felder, das war schön. Aber in den letzten Jahren kommt ein Eigenheim zum nächsten“, erzählt die Mutter. Gegenüber das Haus steht im Rohbau und nebenan auf dem Grundstück wird bald die Bodenplatte gegossen.

Inzwischen ist der neu angelegte Kirschweg in Groß Radisch ein Eigenheimstandort mit mehreren, bereits verkauften Grundstücken und Häusern drauf. Es sind vorwiegend Einheimische, die hier bauen, beziehungsweise Rückkehrer. Das bestätigt Christin Fritsche, wenn sie in ihre Nachbarschaft schaut. Gegenüber baut Sandra Neumann mit ihrem Lebenspartner. Ihr Vater ist Tischlermeister in Groß Radisch. Er hat nicht nur die Holzarbeiten am und im Haus übernommen, sondern schaut regelmäßig nach dem Rechten auf dem Bau. „Ja, das Angebot von der Gemeinde hat meine Tochter wahrgenommen. Beantragt hat sie es vor einem Vierteljahr, getan hat sich bisher aber noch nichts“, sagt Matthias Neumann. Somit warten Neumanns darauf, dass die Bauhofbrigade bei ihnen anrückt, und das möglichst noch vor Fertigstellung des Eigenheimes.

Das Warten hat aber seinen Grund. Im Bauhof arbeiten nur noch drei Kollegen und diese kommen zeitlich mit ihren Pflichtaufgaben schon nicht ums Ringel. „Uns fehlen die Leute und die Kapazitäten im Bauhof“, sagte Bürgermeister Denis Riese am Montag im Gemeinderat. Das ist der Hauptgrund, weshalb der Bürgermeister die Beschlussvorlage einbrachte, die bisher gegebene Unterstützung junger Familien und Lebensgemeinschaften beim Hausbau nicht mehr zu gewähren. „Dieses Jahr würde ein fünfstelliger Betrag auf uns zukommen, den wir in Form von Bauleistungen ausgeben“, sagte Riese im Gemeinderat. Und noch etwas bremst das Vorhaben aus: Es ist nicht Aufgabe eines kommunalen Bauhofes, Dienstleistungen beim privaten Hausbau zu erbringen. Dafür sind Handwerk und Unternehmen zuständig.

So gut die Idee auch vor 15 Jahren war, als der damalige Gemeinderat diese Unterstützung beschloss, hat sie sich in der Zwischenzeit überlebt. Beziehungsweise sind die Bedingungen andere. Das sieht auch die Mehrheit der Gemeinderäte ein. Mit zwei Gegenstimmen wurde der Beschluss von 2003 aufgehoben.

Ein weiterer Grund ist, dass die Gemeinde Bauwillige nicht mehr herlocken muss. Auch wenn keine Statistik über den Hausbau geführt wird, so lässt sich anhand der Bauanträge ablesen, dass wachsender Bedarf nicht nur in Groß Radisch ist. Sind 2016 und 2017 jeweils nur ein Antrag für Groß Radisch genehmigt worden, so liegen dieses Jahr bis jetzt sechs Bauanträge der Verwaltung auf dem Tisch. Neben Groß Radisch soll auch in Gebelzig, Thräna und Jerchwitz gebaut werden. Der Gemeinde wird ihr eigenes Bauland knapp. Bürgermeister Riese sagt, dass in Groß Radisch und Weigersdorf nur noch jeweils drei Grundstücke und in Gebelzig maximal fünf Grundstücke bebaut werden könnten.

Trotzdem möchte der Gemeinderat eine Unterstützung für bauwillige Neubürger nicht unter den Tisch fallen lassen. Erik Schlemmer betonte, dass man sich die demografische Entwicklung in der Gemeinde vor Augen halten sollte. Die Einwohnerzahlen nehmen seit Jahren ab. Deshalb wäre ein Anreiz, sich hier anzusiedeln, auch weiterhin eine gute Sache. In welcher Form er gegeben wird, das ist noch zu überlegen. Denn Geldprämien für Neubürger darf die Gemeinde nach Aussage des Bürgermeisters nicht zahlen.