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Kein Ausgleich für die ZiBi in Sicht?

Nach dem Aus der Berufsfachschule sucht der Kreis nach neuen Aufgaben für den Träger. Bislang ohne Erfolg.

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© tompic

Von Mario Heinke

Der Hof und das Gebäude der Medizinischen Berufsfachschule in der Schillerstraße sind verwaist. Schulleiter Thomas Zerbe wird am 31. August 2018 ganz offiziell das Licht ausmachen, denn die medizinische Ausbildung wird künftig in der Berufsschule des Klinikums Görlitz zentralisiert. Das hat der Kreistag im Dezember beschlossen und der Gründung eines neuen Ausbildungsverbundes zugestimmt.

Die Zittauer Bildungsgesellschaft (ZiBi) als Bildungsträger musste tatenlos zusehen, wie ihr ein wichtiges Standbein und rund 20 Prozent des Umsatzes weggenommen wurden. Gesellschafter der ZiBi sind der Landkreis Görlitz, die Stadt Zittau und der Firmenausbildungsring Oberland. Die Gesellschaft bildet in Zittau Metaller und Gastronomen aus und betreibt das Bildungszentrum Oberland. Dass die kreiseigene Gesellschaft zugunsten einer neuen, externen Gesellschaft geschwächt wird, kritisierte damals nicht nur Kreisrat Jens Hentschel-Thöricht (Linke).

Auch Ernst Lieb, Geschäftsführer der MBN Maschinenbaubetriebe Neugersdorf und Vorsitzender des Firmenausbildungsrings Oberland übte in einem SZ-Interview scharfe Kritik an den Konzentrationsbestrebungen des Kreises, der die Infrastruktur im ländlichen Raum zerstöre. Als Chef des Firmenausbildungsrings forderte er vom Landkreis eine Ersatzlösung, wenn die Schule in Zittau geschlossen wird. Nach SZ-Informationen soll Lieb sogar mit dem Ausstieg aus der Gesellschaft gedroht haben, wenn der Landkreis keine adäquate Lösung anbiete.

Ein Ausgleich des drohenden Umsatzverlustes ist kurzfristig nicht absehbar, das wissen die Beteiligten spätestens seit Dezember 2017, als die Entscheidung zugunsten von Görlitz fiel. Der Landkreis hüllt sich seither mehr oder weniger in Schweigen. Auf eine Anfrage der SZ bestätigt der 1. Beigeordnete des Landrats Thomas Gampe, dass am 26. Juni ein Gespräch zwischen Landrat Bernd Lange (CDU) und dem Vorsitzenden des Firmenausbildungsringes Oberland Ernst Lieb stattgefunden habe. In dem Gespräch sollen konkrete Vorschläge für neue Geschäftsfelder der ZiBi diskutiert worden sein. In den nächsten Wochen fänden noch weitere Gespräche statt, um die Vorschläge weiter zu konkretisieren, so Gampe. Kreisrat Hentschel-Thöricht wollte es etwas genauer wissen. Er stellte am Mittwoch eine Anfrage im Kreistag: „Welche konkreten Angebote hat der Landkreis der Zittauer Bildungsgesellschaft gemacht?“

Laut dem Linken-Kreisrat berichtete Landrat Lange in seiner Antwort von „konstruktiven Gesprächen“, erklärte, dass er die ZiBi „nicht in Gefahr bringen wolle“ und dass er „verhalten optimistisch sei, bis zum Jahresende mehr berichten zu können.“ Diese „nichtssagende Antwort“ helfe der Bildungsgesellschaft nicht weiter, schimpft Hentschel-Thöricht und fügt hinzu: „Wieder wird Zittau durch den Abzug einer Einrichtung geschwächt. Der Landrat kopiert die Leuchtturmpolitik des Freistaates und holt alles nach Görlitz.“

ZiBi-Geschäftsführer Winfried Scholze bezweifelte schon im Dezember, dass der Landkreis neue Angebote für den Bildungsträger findet. Er fragte damals: „Wo sollen die auch herkommen?“ Scholze ist derzeit noch im Urlaub und konnte sich deshalb nicht zu den aktuellen Gesprächen äußern.

Die Auszubildenden der Medizinischen Berufsfachschule, die 2016 und 2017 ihre Ausbildung in Zittau begonnen haben, werden diese nun in Görlitz zu Ende führen müssen. Die Zittauer Bildungsgesellschaft bildete 25 Jahre lang im Auftrag des Klinikums Oberlausitzer Bergland Gesundheits- und Krankenpfleger sowie Krankenpflegehelfer aus. Schulleiter Thomas Zerbe machte schon in der Vergangenheit die seit 2014 geführte Diskussion um den Standort und die dadurch entstandene Unsicherheit für die zurückgegangene Zahl der Bewerber in Zittau verantwortlich.

Die Konzentration am Klinikum Görlitz soll nun neue Bewerber locken und verhindern dass Interessenten zur Ausbildung nach Dresden abwandern. In der neuen Krankenhausakademie sollen die Azubis des Städtischen Klinikums Görlitz, des Carolus-Krankenhauses Görlitz, des Klinikums Oberlausitzer Bergland, des Kreiskrankenhauses Weißwasser, des Martin-Ulbricht-Hauses Rothenburg und des Sächsischen Fachkrankenhauses Großschweidnitz gemeinsam ausgebildet werden.