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Kegler bringt Dorf in die Schlagzeilen

Sie treffen sich auf der Bahn im Gasthaus am Weinberg. Früher waren sie die Veranstalter des jährlichen Sportfestes.

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© Kristin Richter

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Kraußnitz. Viel los ist nicht in Kraußnitz vor den Toren der Stadt Ortrand. Nur zwei Vereine hat das Dörfchen, das zur Gemeinde Schönfeld zählt: den Natur- und Heimatverein und den Kegelverein KSV Kraußnitz 1990 e.V. Das 50-jährige Jubiläum zum organisierten Kegeln im Ort war jetzt eine Referenz an die frühere Bedeutung dieses Sports im Ort. Aber auch ein Zeichen heutigen Erfolgs. Denn einer der Kegler, Rainer Müller, war jetzt sogar bei Deutschen Seniorenmeisterschaften erfolgreich.

Rudolf Wieden, Gründungsmitglied des KSV Kraußnitz
Rudolf Wieden, Gründungsmitglied des KSV Kraußnitz © Kristin Richter

Eine Kegelbahn gibt es im Ausflugslokal Weinberg schon etwa seit dem Ersten Weltkrieg. Wie Wirt Armin Seifert erzählt, war es eine transportable Bahn. Sein Urgroßvater betrieb die Gaststätte damals. 1952 kam dann eine zweite Kegelbahn dazu, beide wurden mit einer Wand getrennt. Viele Freizeitkegler aus Ortrand spielten hier gern, sie nannten sich „Alte Rasselbande“ oder „UU II“, wie einem alten Gong zu entnehmen ist. Dann kam die Zeit der BSG Traktor Kraußnitz, 1968 wurde die Sektion Kegeln gegründet. Die Weinbergsgaststätte war ein regelrechter Dorftreff, die Bahn jeden Tag belegt, wie Gründungsmitglied Rudolf Wieden erzählt.

Montags kegelte die Kinderabteilung vom „Kaufhaus Ortrand“, Dienstag traf sich die allgemeine Sportgruppe. Mittwochs war die zweite Männermannschaft dran, donnerstags die Frauen, freitags die erste Männermannschaft. „Es war ein Anreiz, in dieses Team zu kommen, da konnte man abends länger bleiben und früh ausschlafen“, erinnert sich Rainer Müller. Er selbst stand der Truppe 35 Jahre lang vor. Etwa 56 Mitglieder hatte die Sektion damals.

Heute sind es noch 29, davon 14 Frauen. Die Hälfte kommt aus Kraußnitz, die andere Hälfte aus Ortrand. Zum Jubiläum wurde an die Sportfeste zurückgedacht, die immer die Kegler für Kraußnitz organisierten. Da wurde auch Fußball gespielt. „Da waren wir der Kulturträger im Ort“, sagen Rainer Müller und Rudolph Wieden. Nun aber sind die Spieler in die Jahre gekommen – es fehlt wie überall an Nachwuchs. Fast alle Kegler sind Rentner und um die 70. Nur sechs Spieler sind jünger als 50 Jahre, so auch Sohn Mirko Wieden, der heute Vereinschef ist.

Moderne Bedingungen können die Kraußnitzer schon bieten. Die Bahn war kurz vor der Wende noch mal umgebaut worden, es gibt eine automatische Kegelaufsetzanlage. Eine Sirene lassen die Kraußnitzer ertönen, wenn alle Neune fallen. Und freilich bleiben die Frauen mittwochs und die Männer freitags nach dem Sport noch ein bisschen in der Kneipe.

Kegeln kann man bis ans Lebensende, sagen die Kraußnitzer. Und man kann mit den Jahren sogar immer besser werden, wie Rainer Müller, der von sich behauptet, derzeit einen „sehr guten Lauf“ zu haben. Der 71-jährige hatte sich jetzt für die Deutschen Einzel-Meisterschaften der C-Senioren in Öhringen qualifiziert. Das sind Sportler über 70 Jahre. Müller war Kreismeister und Dritter bei den Landesmeisterschaften in Cottbus.

Denn vor drei Jahren wechselte der Kraußnitzer Kegelverein in den Brandenburger Kreissportbund. „Hier kann ich zu allen Ausscheiden mit dem Fahrrad fahren – nach Lindenau, Tettau, Großkmehlen, Frauendorf oder Arnsdorf“, sagt Müller, der den KSV regelmäßig „in die Schlagzeilen“ bringt. In Sachsen gibt es regional nicht mehr so viele Kegelanlagen.

In Öhringen schaffte der Kraußnitzer unter 20 Teilnehmern den 15. Platz. Das verbucht er für sich als guten Erfolg. „Das ist auch eine schöne Sache und gute Werbung für unsere Gemeinde“, würdigt Bürgermeister Hans-Joachim Weigel. Rainer Müller scherzt, er sei der zweitbeste Brandenburger gewesen hinter einem Kegler aus Elsterwerda und der zweitbeste Sachse hinter einem Leipziger. Dafür trainiert er auch regelmäßig und ehrgeizig.