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„Kaum Stress für Jungvögel“

Das Beringen der zwei kleinen Wanderfalken sorgt im Netz für Diskussionen.

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© Mike Jäger

Von Sven Görner

Radebeul. Die vor gut drei Wochen am Hohen Stein geschlüpften Wanderfalken haben jetzt gewissermaßen ihren Personalausweis. Mit den beiden Ringen an ihren Beinen können Experten die Tiere nicht nur eindeutig identifizieren – dafür sorgt eine registrierte Kombination aus drei Buchstaben. Die Fachleute sehen auch sofort, in welcher Umgebung die Vögel ausgebrütet wurden. Vier verschiedene Farben stehen für Bauwerk, Fels, Baum oder Gittermast. Nach dem SZ-Bericht über die Beringungsaktion gab es im Internet verschiedene Reaktionen. „Wenn sie so geschützt werden müssen, versteh ich nicht, was sie da in einem Rucksack zu suchen haben?“, war da zu lesen. „Es sind wilde Tiere und somit vom Menschen in Ruhe zu lassen!“, war eine andere Meinung.

... beim Beringen eines etwa 20 Tage alten Wanderfalken.
... beim Beringen eines etwa 20 Tage alten Wanderfalken. © Mike Jäger

Die SZ fragte noch einmal bei Ulrich Augst nach, der die Wanderfalken beringt hatte. Er ist der ehrenamtliche Artspezialist für diese Vögel im gesamten ehemaligen Regierungsbezirk Dresden und auch der einzige, der die Ringe anbringen darf. „Wenn man schnell und routiniert handelt, haben die Jungvögel kaum Stress. Und die Alttiere sind meist schon unmittelbar nach dem Beringen wieder beim Nest.“

Dass die Wanderfalken dort, wo ihre Brutplätze bekannt sind, überhaupt beringt werden, geht laut Ulrich Augst auf eine 1992 in Sachsen beschlossene bundesweite Vereinbarung zurück. Damals habe es in seinem Bereich nur ein bekanntes Brutpaar gegeben. Auch in anderen Bundesländern war die Situation kritisch. Inzwischen zählt der Sebnitzer im Jahr rund 50 brütende Paare. Anteil daran hat auch, dass zwischen 1989 und 1996 in der Sächsischen Schweiz 77 Falken ausgewildert wurden. Das zuständige Bundesamt hat das Beringungsprogramm vorerst bis 2020 genehmigt. Mit ihm können wichtige Daten über Ansiedlung, Lebensort und zurückgelegte Entfernungen gesammelt werden, die letztlich dabei helfen, diese noch immer bedrohte Art besser zu schützen.