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Kaufland darf nicht bauen

Der Konzern will sich an der Leipziger Straße niederlassen. Das Rathaus sagt nein, obwohl Globus nebenan planen darf.

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© André Wirsig

Von Kathrin Kupka-Hahn

Seit einigen Wochen wird an der Leipziger Straße auf der Brache zwischen Altem Schlachthof und Zollhof gearbeitet. Bagger und Lkws sind dort unterwegs. Jedoch verhindert ein blauer Sichtschutz am Zaun einen genauen Blick auf das Geschehen. Neugierige erhaschen ihn, wenn ein Windstoß die Folie hebt. Hinter dem Zaun ist inzwischen wie aus dem Nichts die alte Orangerie aufgetaucht. Sie ist Teil des ehemaligen Firmengeländes von Villeroy & Boch und steht unter Denkmalschutz.

Bisher lag das marode Gebäude hinter Bäumen, Sträuchern und Betonmauern versteckt. Diese wurden nun entfernt. „Wir haben das Grundstück verkauft und sind dabei, es wie vertraglich festgelegt zu beräumen“, erklärt Dennis Barth. Er ist Geschäftsführer der Procom-Unternehmensgruppe aus Hamburg, der das rund 20.000 Quadratmeter große Grundstück an der Leipziger Straße 4 bisher gehörte. Procom ist ein Immobilienentwickler und -investor, der deutschlandweit mehrere Millionen-Projekte betreut, unter anderem in Berlin, Eisenach oder Frankfurt am Main.

Neue Eigentümerin des Grundstückes auf der Leipziger Straße 4 ist nun die Kaufland Stiftung Co. KG, ein Handelsunternehmen der Schwarz-Gruppe, mit Firmensitz in Neckarsulm. Die Kette betreibt europaweit 1.070 SB-Warenhäuser, davon 620 allein in Deutschland – in verschiedenen Größen, Lagen und mit unterschiedlichen Sortimenten.

Jetzt möchte Kaufland auf dem ehemaligen Firmengelände von Villeroy & Boch einen Supermarkt mit rund 3.500 Quadratmetern Verkaufsfläche errichten. „Und die alte Orangerie wollen wir zu einem Bäckercafé umbauen“, sagt Prokurist Manfred Lauermann. Aber daraus wird vorerst nichts. Denn die Stadt Dresden erteilte dem Vorhaben eine klare Absage.

Kaufland hatte am 5. Juli 2013 beantragt, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan zu erstellen. Bereits wenige Wochen später, am 16. August, kam die Absage von Baubürgermeister Jörn Marx (CDU), die der Sächsischen Zeitung vorliegt. Der Antrag von Kaufland widerspräche dem 2007 beschlossenen Zentrenkonzept der Stadt und auch dem Masterplan von 2010, so seine Begründung. Zudem gäbe es Probleme mit dem Verkehr auf der Leipziger Straße. „Das Vorhaben widerspricht hinsichtlich der Erschließung dem im Zusammenhang mit der Hafencity angedachten Konzept“, so Marx. Prokurist Lauermann kann darüber nur den Kopf schütteln.

Denn auf dem Nachbargrundstück möchte Globus sein SB-Warenhaus mit 8.800 Quadratmeter Verkaufsfläche errichten. „Das widerspricht nicht dem Verkehrs- und Zentrenkonzept sowie dem Masterplan?“, fragt Lauermann. Ähnliche Erfahrungen hat auch die Procom-Gruppe mit dem Rathaus gemacht. „Wir sind sprachlos darüber, was in Dresden abläuft“, sagt Geschäftsführer Dennis Barth. Bereits seit Jahren ist die Procom-Gruppe in Gesprächen mit der Stadt, um ihr Grundstück an der Leipziger Straße, das nach dem Verkauf an Kaufland nur noch 45.000 Quadratmeter groß ist, zu entwickeln. „Wir wollten schon immer Handel darauf ansiedeln, das wurde uns aber immer untersagt“, so Barth. Deshalb hat das Unternehmen nun beantragt, Wohnbebauung gemäß Masterplan in dem Gebiet zu entwickeln. „Wir stehen aber noch am Anfang mit unseren Plänen“, sagt der Procom-Geschäftsführer. Umso ärgerlicher ist für ihn, dass trotz der Absagen an ihn und andere Interessenten Globus seine Pläne gemeinsam mit der Stadt entwickeln konnte. „Dort entsteht ein Koloss, der nicht auf so ein Grundstück gehört“, so Barth, der nach eigenen Angaben mit einem kleineren Markt durchaus leben könnte.

Jetzt möchten sowohl Barth wie auch Lauermann die Globus-Pläne einsehen, die seit gestern öffentlich ausliegen. „Wir werden die Unterlagen angucken, bewerten und dann Stellung beziehen“, sagt Barth. Lauermann hingegen setzt auf die Dresdner und ihre Einwände: „Ich hoffe, dass sich die Vernunft durchsetzt.“