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Kastenwirrwarr der Telekom

Das Unternehmen hat viel neu installiert – muss aber beim Abbau alter Technik mitunter gemahnt werden.

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© Arvid Müller

Von Peter Redlich

Radebeul. Bislang haben sich Barbara und Dietmar Richter wenig an den grauen Kästen vor ihrem Grundstück gestört. Ein alter von der ehemaligen DDR-Post, den die Telekom übernommen hat, ein neuer erst voriges Jahr installiert mit den aktuellen Glasfaserleitungen und ein kleiner Kasten von Wirsnet, dem Radebeuler Internetanbieter.

Doch mittlerweile sind die Richters richtig verärgert. Bei ihnen war die Gartenmauer einsturzgefährdet. Sie müssen für eine fünfstellige Summe eine neue Mauer errichten. Genau dabei stört einer dieser Kästen. Der von der alten Post, jetzt Telekom. Er steht so dicht an der Mauer, dass der Handwerker dort nicht ordentlich arbeiten kann.

Barbara Richter: „Wiederholt habe ich versucht, über unendliche Warteschleifen am Telefon dazu von der Telekom eine Auskunft zu bekommen. Kein Erfolg.“ Auch bei der Stadt haben die Richters nachgefragt – „wir sind abgewimmelt worden“. Dabei wollen sie nur wissen, ob der alte Kasten noch gebraucht wird, ob er abgebaut oder vielleicht ein Stück versetzt werden kann.

In den letzten zwei Jahren hat die Deutsche Telekom beispielsweise in Radebeul, Coswig, Moritzburg und Weinböhla viele solcher neuen Multifunktionsgehäuse an den Rand der Bürgersteige gebaut. Drinnen sind die neuesten Verkabelungen – die schnellen Glasfaserverbindungen –, dazu eine kleine Klimaanlage, die die Technik kühlt, weiß Olaf Lier Ordnungsamtsleiter in Coswig.

Sein Kollege im Rathaus, Andreas Palusczyk, ist als Leiter Tiefbau Ansprechpartner für die Telekom, wenn diese ihre Installationen an einen bestimmten Ort setzen will. Palusczyk: „Etwa 60 solcher Kästen sind in Coswig aufgestellt worden. Die alten werden erst nach und nach zurückgebaut.“ Und zwar deshalb, so der Tiefbau-Fachmann, weil von den alten Kästen teilweise noch die Verbindungskabel direkt in die benachbarten Grundstücke führen.

Glasfaser also bis zum neuen Multifunktionsgehäuse und dann weiter zum Haus hin das Kupferkabel. Lediglich bei Häusern, die ab 2016 errichtet worden sind, gibt es gleich Glasfaser bis ins Haus. Und Stück für Stück wird Kupfer durch das für höhere Übertragungsgeschwindigkeiten geeignete Glasfaser ersetzt.

Aus dem Radebeuler Rathaus gab es auf die Nachfragen der SZ zu dem Problem der Familie Richter auch Auskunft. „Da wir diese Anlagen nicht unterhalten, ist uns die Zahl nicht bekannt“, heißt es auf die Frage, wie viele alte Kästen noch in Radebeul stehen. Ergänzt wird noch, dass nach stichpunktartigen Nachfragen immer eine nachgewiesene Nutzung bescheinigt worden sei. Gemeint ist, dass die alten Kästen nur mit den neuen funktionieren würden. Also vom Glasfaserkabel auf das Kupferkabel und dann ins Haus.

Stadtsprecherin Ute Leder schreibt außerdem: „Sollte uns eine ungenutzte Anlage bekannt werden, setzen wir uns mit dem entsprechenden Unternehmen (bei den alten Anlagen am ehesten Telekom) zwecks Klärung und Rückbau in Verbindung.“

Bei Familie Richter ist neues Glasfaserkabel vom neuen Kasten ins Haus gelegt worden, sagt Dietmar Richter. Ob allerdings aus dem alten Kasten noch Kupferkabel in andere Häuser führen, kann er nicht beurteilen.

Nach über einer Woche antwortet schließlich auch die Telekom selbst zu den Anfragen der SZ. Von deren Sprecher Georg von Wagner heißt es nur kurz: „Unsere Verteilerkästen an den Straßen der genannten Städte erfüllen, ob alt oder neu, nach wie vor die Funktion der Netzverteilung. Entsprechend können wir über die vorhandenen Leitungen Bandbreiten von bis zu 250 Mbit/s in den Verteilerbereichen anbieten.“

Für Familie Richter bleibt damit offenbar alles beim bisherigen Zustand.