Von Franz Herz
Reinholdshain. Die Kartoffeln sind in Ordnung, aber eben viel zu wenige. Am Freitagmorgen, um acht, hat Klaus Köhler seinen Kartoffelacker in Reinholdshain zum Selbstlesen für alle geöffnet, nachdem am Vortag Mitarbeiter und Verpächter des Betriebs zur Ernte gekommen waren. Eine Stunde später fährt der Kartoffelroder die letzte Zeile entlang. Die Kartoffeln sind alle! Eine Folge des dürren Sommers.
Viele Selbstleser sind gekommen, manche bis aus Kreischa, Dresden oder Schellerhau. Rund 130 Leute stehen auf dem Acker und füllen ihre Säcke. „Man hat ja gehört, dass deutschlandweit die Ernte knapp sei“, sagt Wolfgang Ruhmich aus Dippoldiswalde. „Anderthalb Zentner habe ich. Das muss jetzt für uns beide reichen“, sagt er. Etwas mehr hätte er schon gerne mitgenommen. Sylvia Meißner wollte drei Säcke sammeln, hat jetzt aber nur zwei. „Ohne Kartoffeln im Keller, das ginge gar nicht“, sagt die Glashütterin.
Sie warten, bis die Mitarbeiter der Agrargenossenschaft mit dem Radlader ihre Ernte zur Kasse bringen, wo sie dann auch in die Autos verladen wird. Doch jetzt kommen noch Kinder, die Igelgruppe aus der Kita Schlossspatzen in Reichstädt. Sie machen in diesen Tagen ihr Kartoffelprojekt und sind zur Ernte angemeldet. Für sie findet Klaus Köhler eine Sonderregelung. Er lässt den Roder eine Zeile zum zweiten Mal auffahren. Der fördert nur noch einzelne Knollen zutage. Aber es reicht, damit die Kinder eifrig sammeln können und es nächste Woche im Kindergarten Reibekuchen aus selbst gesammelten Kartoffeln geben kann.
Danach bleibt Köhler nichts anderes übrig, als Neuankömmlinge nach Liebenau zu schicken, wo die Kartoffeln etwas weiter reichen. Dort ist dann gegen Mittag Schluss.