Merken

Karamba, Karacho, Olé

Der Gestiefelte Kater ist im Weihnachtsmärchen ein spanischer Edelmann. Irgendwie kommt das bekannt vor.

Teilen
Folgen
© Mittelsächsisches Theater

Von Jens Hoyer

Döbeln. Die Weihnachtsmärchen sind zum Jahresende die Renner im Mittelsächsischen Theater. Regisseur Peter Rauch hat einen Klassiker inszeniert: Den Gestiefelten Kater, ganz traditionell erzählt, aber doch anders. Da stehen echte Typen auf der Bühne. Der Kater (Robert Kapelle) ist der verzauberte, feurige spanische Edelmann Don Miguel de la Salamanca – so etwas kennt und mag man, seit der Gestiefelte Kater mit spanischem Akzent in amerikanischen Trickfilmen tragende Rollen spielte. Die Miez macht ihrem Herrn und Freund, dem armen Müller Hans (Jan Christof Laubisch), ein Angebot: Sie will ihm aus der Patsche helfen. Dazu braucht es aber „Cojones“, was der Kater mit „Mut“ übersetzt. Und ein paar Stiefel.

Die Tochter des König (Sonka Vogt) hat nicht viel weniger Temperament, wenn sie sich weigert, den Zauberer Zohak zu heiraten. Der wird in seiner Bosheit eigentlich nur von seiner Schwester, der Hexe Fabula Rasa (Conny Grotsch), übertroffen, die in dieser Zweierkonstellation eigentlich die Hosen anhat. Der König kommt als leicht vertrottelter und mittelloser Monarch daher, den das Regieren maßlos langweilt.

Die Inszenierung sprüht vor Temperament und Ideen. Es gibt turbulente Szenen mit Karamba, Karacho und Olé. Dazu eine Menge Musik. Hans gibt eine Rap-Einlage. Er und seine Prinzessin gestehen sich ihre Liebe in einem wunderbaren Duett nach Art des Musicals, das seinen Charme dadurch erhält, dass die beiden eben keine ausgebildeten Sänger sind. Die Kinder – das Theater war ausverkauft – hingen den Schauspielern sprichwörtlich an den Lippen. Und nur bei den etwas längeren Sprechszenen kam deutlich Unruhe auf – da ließ die Konzentration der kleinen Zuschauer dann doch etwas nach.

Die Geschichte ist bekannt: Der Müllersohn erbt nichts weiter als einen Kater, dem er für sein letztes Geld ein paar Stiefel machen lässt. Der entpuppt sich als eben jener verzauberter spanischer Edelmann. Der Kater fängt dem König Rebhühner und Hans verliebt sich in die Königstochter. Der Zauberer muss weg. Und das gelingt dann auch mit einem Trick, der den Märchenkennern bekannt ist und der beim Kater eventuell für eine Magenverstimmung sorgt.

In diesem Stück kommt noch eine zweite Miez ins Spiel – ein verzaubertes spanisches Edelfräulein, die Verlobte des Katers. Zwischendrin tummelten sich auch noch die lustigen Zwillinge Plotz und Hotz, Diener des Königs der eine, Diener des Zauberers der andere. Pause gib es keine, die Schauspieler ziehen 80 Minuten lang durch. Selbst der Umbau erfolgt auf offener Bühne, was aber überhaupt nicht stört, weil das Stück ohne große Ausstattung auskommt. Zum Schluss gibt es ein Happy End für gleich zwei Liebespaare. Und eine Kussszene ganz keusch hinterm Umhang, der doch dem einen oder anderen kleinen Zuschauer ein halblautes „Iiiiih“ entfahren lässt.