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Kamenz erinnert an ersten kühnen Flieger der Stadt

Die 100-jährige Flug-Tradition lebt in Kamenz. Eine Gedenktafel erinnert nun an den Fliegerpionier Oswald Kahnt.

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Von Frank Sühnel

Es war kein Flugwetter, vor 100 Jahren nicht, vor 20 Jahren nicht, als der Flug nachgestellt wurde und auch am vergangenen Sonnabend nicht. Doch da sollte gar nicht geflogen werden, sondern an die große Tat des Oswald Kahnt erinnert werden, der mit seinem Flug am 26.März 1911 die Fliegerei in Kamenz gründete.

Und auch wenn der Kamenzer Flugplatz nun „nur“ noch ein Verkehrslandeplatz ist, so ist seine Geschichte umso reicher und lange nicht vorbei. Das galt es zu feiern. Rund 200 Flugenthusiasten, ehemalige Flieger aus Ost- und Westdeutschland und viele Interessierte, waren auf den Kamenzer Garnisonsplatz gekommen, um an die Pioniertat zu erinnern und bei der Enthüllung einer Gedenktafel für den Aviatiker, wie Piloten damals hießen, dabei zu sein. OB Roland Dantz las dazu einen Zeitungsbericht von 1911, in dem es hieß, dass durch starken Wind der Flug fast nicht hätte durchgeführt werden können, aber Kahnt sich trotz Abratens in seinen Hans-Grade-Eindecker setzte und beim dritten Versuch glücklich abhob. Und danach sagte, dass er nie wieder bei solchem Wind fliege, da er beinahe eine Bruchlandung hingelegt hatte. Der Leipziger Kahnt starb 1915 im Ersten Weltkrieg. Es ging bei der Veranstaltung eher zivil zu, Nur, dass man sich mit Herr General oder Herr Oberst anredete zeigte, dass hier eine militärische Basis gegeben war. Viele ehemalige Offiziere der Kamenzer Offiziershochschule der Luftstreitkräfte waren anwesend, auch einige Flieger der ersten Ausbildungsjahrgänge. Unter ihnen der besondere Ehrengast Sigmund Jähn, der erste Deutsche Kosmonaut.

Immer wieder traten Besucher an ihn mit Foto- und Autogrammwünschen heran, manch ehemaliger Kamerad kam auf ihn zu und fragte: „Weißt du noch...?“. Freundlich und bescheiden erfüllte er die Wünsche. Ein Mädchen hatte eine kleine Rakete dabei, auf der er unterschrieb. Fast alle kannten ihn. Eben nur fast, denn es ist eine Generationenfrage. Etwa bei den jungen Frauen Aline Angermann und Sandra Bollfraß, die für gefüllte Sektgläser sorgten, war der DDR- Kosmonat unbekannt. „Wir kannten ihn nicht, haben erst durch die Veranstaltung, auch die am Freitagabend, erfahren, wer er ist und es ist schon beeindruckend. Und wenn man sieht, wie viele Leute da dranhängen und wie die es erfreut, da ist das eine schöne Geschichte.“

Um die fliegerische Tradition in Kamenz weiter am Leben zu erhalten, gründeten später im Rathaus sechs Veteranen die „Traditionsgemeinschaft Offiziershochschule der Luftstreitkräfte/ Luftverteidigung und Flugplatz Kamenz“. Sie möchten ehemaligen Fliegern und anderen Luftfahrtangehörigen und allen Interessierten eine kameradschaftliche Heimat sein sowie die fliegerische Entwicklung in Kamenz und Brauna unterstützen, steht im Gründungspapier. Der Vorsitzende ist Oberst a.D. Gerhard Fiß. Man trifft sich in der Gaststätte „Tower“ am Flugplatz.

Geflogen wurde schließlich doch noch, mit einem Modell des Grade- Eindeckers. Auch da klappte es erst im dritten Versuch und knatternd zog der Flieger ein paar Runden über den Garnisonsplatz.