Merken

Käseglocke hat neuen Betreiber

Die Stadträte werfen den jetzigen Mieter aus dem Postplatz-Pavillon - obwohl er am meisten Geld bietet.

Teilen
Folgen
© Andreas Weihs

Tobias Winzer

Dresden. Zwölf verschiedene Sorten Obstweine, Bauernbrot mit Schinken und gegrillter Käselaib in verschiedenen Variationen – diese Köstlichkeiten sind künftig auf der Speisekarte der Käseglocke zu finden. Der Finanzausschuss des Stadtrates hat gestern entschieden, den Vertrag mit dem jetzigen Mieter, der Dresdner Kaffee- und Kakaorösterei nicht zu verlängern. Neuer Mieter wird René Werft aus Zabeltitz, einem Ortsteil von Großenhain. Er plant ein Café mit Käseraclette, Softeis vom Biohof und Obstweinen aus der eigenen Produktion.

Der Entscheidung vorausgegangen war eine verwirrende Diskussion über Bieterverfahren und Höchstgebote. Die Stadt hatte die 42 Quadratmeter große Käseglocke ausgeschrieben, weil der laufende Mietvertrag auslief. Mit einem Mietangebot von 3.333 Euro pro Monat hätte ein Team um den Elbflorenz-Gastronomen Oliver Maliske den Zuschlag bekommen müssen.

Da er sein Angebot jedoch wegen der Diskussionen um seine Person zurückzog, schien René Werft als Zweitplatzierter mit einem Angebot von 1.800 Euro als logischer Gewinner der Ausschreibung. Die jetzigen Mieter, die ursprünglich nur 1.200 Euro geboten hatten und damit auf Platz drei landeten, verbesserten ihr Angebot aber nachträglich auf 2.000 Euro.

„Welchen Sinn hat es, ein Unternehmen, das einen Weg zur Nutzung der Käseglocke gefunden hat, rauszuwerfen“, sagte Christoph Hille von der Bürgerfraktion. Da er mit seiner Position aber ziemlich allein dastand, wollte er die Abstimmung in den Stadtrat heben. „Dann machen wir uns zum Löffel“, konterte Gerit Thomas von den Grünen.

Die meisten Ausschussmitglieder waren der Ansicht, dass ein Angebot aus Gründen der Fairness – obwohl in diesem Fall sogar rechtlich möglich – nicht nachträglich erhöht werden könne. Insofern sei dem ursprünglich zweitplatzierten Werft der Zuschlag zu geben.

Wie es nun in der Käseglocke weitergeht, ist offen. Die jetzigen Mieter Karsten Lehmann und Stefan Meyer-Götz sagten nach der Sitzung, dass sie nur noch bis zum 7. Juli im Pavillon bleiben wollen. Allen neun Mitarbeitern sei bereits gekündigt. Anschließend wolle man mit Neu-Mieter Werft verhandeln, ob er das Mobiliar übernehmen wolle und wenn ja, zu welchem Preis. „Ansonsten übergeben wir die Käseglocke so leer wie wir sie bekommen haben“, so Lehmann. Werft war gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.