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Junger Chef will neue Märkte erobern

Kevin Dettmeier möchte in Kodersdorf nicht nur Kunststoffmatten herstellen. Er hat auch den Baustoffbereich im Visier.

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© André Schulze

Von Frank-Uwe Michel

Kodersdorf. Der Tiefpunkt ist noch gar nicht so lange her. Am 21. Juli 2017 hatte die in Kodersdorf-Bahnhof ansässige PVR Pro Vinyl Recycling GmbH Insolvenz angemeldet, die Produktion ging trotzdem uneingeschränkt weiter. Mitte März nun konnte Insolvenzverwalter Christian Heintze den Geschäftsbetrieb an die neu gegründete FG Kunststoffmatten GmbH übergeben, die zur Wesling-Unternehmensgruppe gehört. Seitdem hat Kevin Dettmeier auf dem Firmengelände das Sagen. Als Geschäftsführer und Teilhaber der Gesellschaft will der 28-Jährige den Betrieb in eine sichere Zukunft führen. Er selbst kommt aus der Branche, war jahrelang im Reitplatzbau beschäftigt und hat dadurch auch die in Kodersdorf hergestellten Produkte – hauptsächlich Kunststoffmatten für den Pferdesport – kennengelernt. Dass die Vorgängerfirma PVR den Bach hinuntergegangen ist, führt der neue Chef vor allem auf Managementfehler zurück. „Mit der Nachfrage und Vermarktung hatte das nichts zu tun. Die Auftragsbücher waren immer gut gefüllt.“

Die laut Dettmeier familiengeführte Wesling-Gruppe, die sich im Kernbereich mit Rohstoffgewinnung beschäftigt, darüber hinaus aber ein Sammelsurium verschiedener Branchen vereint, will das bisherige Geschäftsmodell weiterführen, aber den Betrieb schrittweise modernisieren. „Im Moment sind wir dabei, einige Teile der Produktion neu zu beschaffen, da sie im Zuge der Insolvenz verschwunden oder ganz einfach verschlissen sind“ – zum Beispiel Formen für die Presse im Spritzgussbereich“, erläutert der Geschäftsführer. Zu den jetzt vorhandenen zwei Spritzgussmaschinen soll perspektivisch noch eine dritte kommen. Ein großer Schredder, der von der alten Firma nicht bezahlt worden war, wurde jetzt gekauft.

Noch immer aber, räumt Kevin Dettmeier ein, seien die Arbeitsbedingungen im Werk katastrophal. „Das wollen wir so schnell wie möglich ändern.“ Zuerst gehe es um die Beschaffung von robuster Arbeitsbekleidung für die Beschäftigten in der Produktion. Dann aber auch um die Installation einer Absaugung, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu schonen. Auch die teilweise undichten Dächer sollen schnellstmöglich geflickt werden. Noch habe die FG Kunststoffmatten GmbH die Werkhallen nur angemietet, perspektivisch könne man sich jedoch durchaus vorstellen, das Areal zu übernehmen.

Um den Absatz der in Kodersdorf hergestellten Produkte macht sich der Geschäftsführer keine Sorgen. „In unserer Branche gibt es vier große Produzenten, die die Nachfrage an Kunststoffmatten für den Reitplatzbau, für Ställe, Boxen und Paddocks momentan gar nicht abdecken können. Wir liefern an große Händler in Deutschland, der Schweiz, Holland und Dänemark, die unsere Produkte dann weltweit vertreiben.“ Während der Insolvenz seien Kunden teilweise abgesprungen. Deren Vertrauen wolle man nun durch zuverlässige und qualitativ hochwertige Arbeit zurückgewinnen.

Momentan können die 28 Mitarbeiter der FG Kunststoffmatten GmbH gar nicht so schnell produzieren, wie ihnen die Erzeugnisse aus den Händen gerissen werden. „Wir hängen den Aufträgen hinterher“, bestätigt Kevin Dettmeier. Mit der zusätzlichen Spritzgussmaschine wolle man verstärkt in die Akquise gehen. Dann jedoch vermehrt im Baustoffbereich. Denn auch Universal-, Event- und Gewächshausmatten sowie Umrandungen gehören zur Produktpalette des Unternehmens, hinken den Reitplatzutensilien aktuell aber noch ein bisschen hinterher. Große Hoffnungen setzt der Geschäftsführer auch auf Rasengittersteine aus PVC. „Sie brechen nicht und sind leichter als Beton“, nennt er die entscheidenden Vorteile.

Steigt der Absatz perspektivisch auch in diesem Bereich, könnte der Stau an Rohmaterial endlich abgebaut werden. Denn die Vorgängerfirma hatte einen Berg davon angehäuft, von dem ein Teil allerdings schlecht verwendbar ist und deshalb noch entsorgt werden muss. Generell stützt sich die Produktion bei der FG Kunststoffmatten GmbH auf PVC-Abfälle, die aus den unterschiedlichsten Branchen aus ganz Europa angeliefert werden. Sie werden zermahlen und erhitzt und bilden mit einem geringen Faseranteil das Grundmaterial für alle hier hergestellten neuen Produkte. „Für die abgebenden Unternehmen sind wir eine Alternative zur Verbrennungsanlage. Deshalb geht uns der Nachschub wahrscheinlich niemals aus.“