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Junge Hechte jagen Weißfische

Gunther Ermisch reguliert den Fischhaushalt im Stausee Quitzdorf. Dabei setzt der Pächter auf eine natürliche Lösung.

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© André Schulze

Von Steffen Gerhardt

Das Gewimmel sollen 50000 Hechte sein? Kaum zu glauben, als Guntner Ermisch drei mit Wasser gefüllte Plastiksäcke aus seinem Auto hievt. Darin zappelt es von kleinen, länglich-braunen Fischlein. Diese will der Pächter des Stausees Quitzdorf am Mittwochmorgen mit drei Helfern am Polder, einem Nebengewässer, ins Wasser lassen. Das erfolgt aus handelsüblichen Sieben und von einem Schlauchboot aus.

Sie sollen die Brut und die jungen Weißfische fressen und damit den Bestand verkleinern.
Sie sollen die Brut und die jungen Weißfische fressen und damit den Bestand verkleinern. © André Schulze

Gunther Ermisch hat den richtigen Zeitpunkt gewählt, denn in wenigen Tagen schlüpft die Brut der Weißfische. Auf diese machen die jungen Hechte dann Jagd. Denn Weißfische sind Beutefische von Hechten. „Somit regeln wir auf natürliche Art den Fischbestand“, sagt der Fischwirtschaftsmeister und macht das an folgendem Vergleich deutlich: Ein Kilogramm Hecht vertilgt sechs bis zehn Kilogramm Weißfische. Zu ihnen zählen unter anderem Blei, Plötze und Güster. Diese drei Arten kommen im Stausee vor, und das mehr, als dem Gewässer zuträglich ist.

Denn, so der Fachmann, Weißfische fressen bevorzugt Wasserflöhe. Diese wiederum ernähren sich von Algen und Plankton. Fehlt es an Wasserflöhen, dann können die Algen ungebremst wachsen, das wiederum die Wasserqualität negativ beeinflusst. „Deshalb ist es wichtig, diesen Kreislauf auf natürliche Art wieder herzustellen“, sagt Gunther Ermisch. Das große Fressen wird am Polder aber nicht stattfinden, bremst der Pächter die Erwartungen: „Im Durchschnitt überlebt ein Zehntel der Hechte. Wenn rund 5000 Hechte in dem Gewässer heranwachsen, dann ist das ein guter Wert.“

Im Herbst sollen die Hechte auf eine Größe von 30 bis 40 Zentimetern kommen und im nächsten Jahr ihr Gewicht haben, um befischt zu werden. Mit dieser Maßnahme wurde am Mittwoch begonnen, den Polder wieder zur Fischerei zu nutzen. Dafür musste sich Gunther Ermisch Genehmigungen bei der Unteren Naturschutzbehörde einholen, denn der Polder ist ein Schutzgebiet für Vögel. Eingeschlossen sind dabei auch die Kormorane, die diesen Bereich als Schlafplatz nutzen. Von hier aus starten sie zur Nahrungssuche an die Fischteiche, das wiederum zum Leidwesen der Teichwirte ist. „Wir dürfen nur ihre Nester vernichten, ein Bejagen ist hier nicht gestattet“, sagt Gunther Ermisch zu Fischers Feind Nummer eins.

Das gleiche Prozedere wie am Polder will Gunther Ermisch auf dem Stausee wiederholen. Auch dort wird er einige hunderttausend Hechte aussetzen, die Jagd auf die Weißfische machen sollen. Beide Maßnahmen sind Bestandteil des Hegeplanes, den der Inhaber einer Forellen- und Lachszucht in Neustadt/Sachsen für die kommenden Jahre aufgestellt hat. Nach diesem will er im nächsten Jahr die ersten Fische ernten. Sein Ziel ist es, bis 2020 den Bestand an Raubfischen wieder auf anteilige 15 bis 20 Prozent im Stausee zu erhöhen. Derzeit machen die Raubfische nur fünf Prozent des Bestandes aus.

Erhöht sich der Anteil an Hechten, wird der Stausee für die Angler attraktiver, da die Fischauswahl eine größere ist. Die Fischereischeine hat der Pächter bereits ausgegeben. Verbunden mit der Änderung, dass die Mitglieder im Anglerverband Elbflorenz für 2017 eine jährliche Grundgebühr von 25 Euro zu zahlen haben. Für René Hese als Geschäftsführer des Verbandes eine „bezahlbare Lösung“. Aber das finden nicht alle Angler unter dem Dach des sächsischen Verbandes. Es gibt einige, die auf den Berzdorfer oder Bärwalder See ausweichen, bestätigt Frank Alexander. Der Inhaber eines Fachgeschäftes für Angelbedarf in See spürt das am Verkauf der Fischereischeine. „Die Nachfrage unter den Vereinsmitgliedern ist im Vergleich zum Vorjahr etwas zurückgegangen.“ Bei den Gästekarten, die als Tages- und Jahreskarten verkauft werden, ist das nicht so der Fall, erklärt Frank Alexander, der selbst angelt.

Für Gunther Ermisch ist der Stausee gegenwärtig ein Zuschussgeschäft. „Mit Erträgen ist erst in ein paar Jahren zu rechnen“, sagt er. Aber die Investitionen sind notwendig, damit der Stausee wieder ein attraktives Fischgewässer wird. Ermisch selbst plant für den Herbst, eine kleine Räucherei und einen Bootsverleih einzurichten. Nicht nur dafür sollen zwei Arbeitsplatz am Stausee geschaffen werden. Die neuen Kollegen sind dann auch zuständig für die Netze und Reusen im Stausee.