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„Jugendklubs gewinnen wieder jüngere Mitglieder“

Der Verein Pro Jugend betreut die Klubs der Region seit 20 Jahren. Jetzt kommt ein neues Tätigkeitsfeld dazu.

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© Dirk Zschiedrich

Von Franz Herz

Osterzgebirge. Der Verein Pro Jugend feiert dieses Jahr Jubiläum. Über die aktuelle Arbeit sprach die SZ mit Ute Schmidtgen und Ronny Wenzel von Pro Jugend.

Frau Schmidtgen, Herr Wenzel, was ist der Schwerpunkt ihrer Arbeit? Immer noch die Begleitung von Jugendklubs?

Wenzel: Ja und Nein. Ja, weil es tatsächlich immer noch den größten Teil unserer Arbeit ausmacht und sich bei uns sechs Leute darum kümmern. Nein, weil sich hier perspektivisch ein Wandel abzeichnet. Wir kümmern uns mehr und mehr auch um die Schulsozialarbeit. Seit einem Jahr ist unser Mitarbeiter Daniel Tietz an der Oberschule Bannewitz tätig. Jetzt betreuen wir auch die Oberschulen in Geising und Kreischa. In Kreischa wird Elisabeth Wölfle diese Aufgabe übernehmen. Für Geising sind wir noch auf der Suche.

Zu den Personen

Ute Schmidtgen arbeitet seit 2017 bei Pro Jugend. Die Sozialpädagogin macht mobile soziale Arbeit in Rabenau, Bannewitz und Kreischa.

Ronny Wenzel ist seit 2001 bei Pro Jugend tätig und dort mit im Vorstand. Der 43-jährige Sozialarbeiter macht mobile soziale Arbeit in Dippoldiswalde und Klingenberg.

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Das klingt, als ob Sie auch Mühe haben, Personal zu finden. Ist da so?

Wenzel: Wenn ich den Vergleich ziehe zur Zeit vor fünf Jahren, dann haben wir damals 20 Bewerbungen auf ein Stellenangebot gehabt, heute vielleicht fünf bis sechs. Vor zwei Jahren hatten wir mal eine Stelle zu besetzen, die ist lange offengeblieben. Aber das hat sich wieder entspannt.

Schmidtgen: Man muss sehen, dass wir im ländlichen Raum unterwegs sind. Wer bei uns arbeitet, braucht einen Führerschein und muss weite Wege zurücklegen. Das kommt nicht für jeden Bewerber infrage.

Warum wird die Schulsozialarbeit ein neuer Schwerpunkt in Ihrer täglichen Arbeit?

Wenzel: Durch die Änderungen im Schulgesetz wird Schulsozialarbeit fester Bestandteil mit Fokus auf den Oberschulen. Wir blicken auf jahrelange erfolgreiche Zusammenarbeit. Dadurch liegt eine intensivere Kooperation mit den Schulen nahe.

Auf welchen Gebieten ist Pro Jugend noch unterwegs?

Schmidtgen: Bekannt ist die 48-Stunden-Aktion, die wir in der Region betreuen. Wir gehen auch mit Demokratieprojekten an die Schulen. Im neuen Schuljahr bieten wir Workshops an den Schulen an. Die bauen schrittweise aufeinander auf und gehen bis hin zur Kommunalwahl im Frühjahr und auch zur Landtagswahl am 1. September 2019. Dabei werden wir aber die Jugendlichen fragen, was sie interessiert. Denn wir haben schon bei der U-18-Wahl vor der letzten Bundestagswahl gemerkt, dass die Jugendlichen durchaus etwas über Politik wissen wollen. Sie muss nur entsprechend ihren Interessen vermittelt werden.

Wenzel: Mit der Jugendgerichtshilfe arbeiten wir zusammen für ein Projekt am Hüttenreich in Geising. Dort kommen Jugendliche, die zu Arbeitsstunden verurteilt wurden, und leisten diese ab. Dabei gibt es die Möglichkeit, auf sie auch pädagogisch einzuwirken. Und wenn sie an einem Wochenende zusammen sind und dort übernachten, bleiben sie bei der Stange. Sonst ist immer die Frage, wenn jemand Stunden leistet: Kommt er am nächsten Tag wieder?

Wie sieht aktuell die Situation bei den Jugendklubs in der Region aus?

Schmidtgen: Noch vor drei Jahren war es öfter so, dass Klubs dachten, sie müssen aufgeben wegen Überalterung oder Mitgliedermangel. Das hat sich geändert. Seit letztem Jahr haben viele Jugendklubs auch jüngere Mitglieder gewonnen. Es zeigt sich ein Generationswechsel. Aktuell ist das in den Klubs in Colmnitz oder Oelsa deutlich, wo neue Vorstände arbeiten. Jugendklubs, die in den letzten Jahren eingeschlafen sind, leben wieder auf. Ein Beispiel ist Glashütte, wo wieder ein Jugendklub in Gründung ist. Interessant ist auch, dass inzwischen mehr junge Frauen verantwortliche Positionen übernehmen, nicht mehr nur Schriftführerin wie noch vor zehn Jahren.

Wie feiern sie das 20-jährige Bestehen des Vereins?

Wenzel: Mit der großen „20 Jahre Pro Jugend Fatsche“ am 1. September auf dem Wasserwachtgelände in Paulsdorf. Dazu haben wir mehrere DJs engagiert.