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Jürgen Polzin gibt nicht auf

Streit mit seinem Architekten brachte dem Schauspieler aus Dresden einen Prozess vor dem Strafrichter ein. Der könnte nun länger dauern, als ihm lieb ist.

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© Steffen Füssel

Von Alexander Schneider

Nötigung, Beleidigung, Bedrohung – gegen Zahlung von 200 Euro hätte der Dresdner Schauspieler Jürgen Polzin seinen Prozess schon nach dem ersten Verhandlungstag mit einer Einstellung beenden können. Weil der 64-Jährige das ablehnte, muss er nun wohl noch öfter anrücken.

Vor einer Woche begann die Verhandlung am Amtsgericht Dresden. Laut Anklage soll Polzin zwischen 2011 und 2012 den Architekten Thomas H. und dessen Mitarbeiter unter Druck gesetzt haben. „Wenn ich den Grundriss nicht kriege, fliegen hier Möbel durch die Luft“, soll er gedroht haben. Außerdem habe er H. als „Angsthasen“ und „Hampelmann“ beleidigt – unter anderem in einem Exposé, in dem der Schauspieler seine Erfahrungen mit dem Architekten beim Umbau seines Mehrfamilienhauses in der Straße Alttrachau verarbeitet hat. Einmal habe Polzin morgens mit seinem Auto eine Stunde auf dem Privatgrundstück von H. gestanden. Weiter habe er den Mann in Emails mit russischem Absender bedroht: „Jetzt ist Schnabeltasse angesagt.“ Die Justiz hatte Polzin per Strafbefehl zu 1.350 Euro Geldstrafe verurteilt. Dagegen kämpft der 64-jährige Schauspieler und Autor nun im Prozess.

Jürgen Polzin ist bekannt aus einigen Fernseh-Krimis und TV-Serien. Vor einigen Jahren war er „Old Shatterhand“ auf der Felsenbühne Rathen. In seinem persönlichen Krimi vor dem Amtsgericht bestreitet er die meisten Vorwürfe oder beruft sich etwa bei dem Begriff „Hampelmann“ auf seine künstlerische Freiheit. Mit den russischen Emails habe er jedoch nichts zu tun.

Architekt Thomas H. sagte gestern als Zeuge, Polzin habe ihn verfolgt – im Auto vor seinem Wohnhaus, mit Anrufen und SMS-Nachrichten. Auch seine Familie habe sich bedroht gefühlt. Nach den russischen Mails, in denen er mit dem Tode bedroht worden sei, habe er vier Wochen Polizeischutz erhalten, so der 42-Jährige. Er lastete gestern Polzin eine weitere Tat an: Einmal seien vier Männer, offensichtlich Russen, vor seinem Büro gestanden. Seine Mitarbeiterin habe Angst gehabt.

Die Mitarbeiter hatten sich jedoch als Zeugen an einige Vorwürfe nicht erinnert oder recht widersprüchliche Angaben gemacht. Weil Polzin eine Einstellung seines Verfahrens ablehnt, will Richter Meißner nun eine weitere Zeugin laden. Zwei neue Sitzungstermine hat er geplant. Man darf wohl mit Überraschungen rechnen.