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Jolesch sucht neuen Teamleiter

Nach dem Weggang der bisherigen Chefin aus dem Zittauer Lokal übernahm eine vierköpfige Crew Freiwilliger. Das soll aber nur eine Übergangslösung sein.

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© Rafael Sampedro

Von Mario Heinke

Zittau. Bei einem Kaffee beraten Ulrike Bobek und Jens Hommel im Zittauer Jolesch darüber, was noch zu erledigen ist, damit der Betrieb in dem Lokal am Klienebergerplatz regulär und ohne Störungen weiterläuft. Die Biotechnologin Ulrike Bobek gehört zum vierköpfigen Team, das seit dem plötzlichen Weggang von Karin Kayser in der Freizeit übergangsweise die Leitung des Lokals übernommen hat.

Karin Kayser hatte das Jolesch über viele Jahre geleitet – und in der Hillerschen Villa ging man wohl davon aus, dass sie bis zum Renteneintritt weitermachen würde. „Der Weggang kam für uns sehr überraschend“, gesteht Jens Hommel, Geschäftsführer der Hillerschen Villa in Zittau, und fügt hinzu: „Der Gast merkt aber nichts davon, das Essen schmeckt genauso gut wie immer.“ Denn das Küchenteam ist dasselbe geblieben, und an diesem Tag ist das Jolesch zur Mittagszeit voller Gäste, die das Tagesgericht, gefüllte Paprika mit Tomatensoße und Knödel auf tschechische Art oder vegetarisch mit Maiscreme, zu sich nehmen.

Nachdem nach diesem Weggang der erste Schreck verarbeitet war, bildete sich in der Hillerschen Villa eine Arbeitsgruppe aus Mitarbeitern, die den Betrieb sichern, aber sich auch mal mit konzeptionellen Fragen beschäftigten, die da lauten: Wie geht es weiter? Welche Veränderungen sind nötig? Gestalten wir die Räume um? Ist die Preisgestaltung auskömmlich? Wo bekommen wir noch mehr regionale und saisonale Zutaten her?

Bis Februar will sich die Arbeitsgruppe Zeit lassen, um tragfähige Antworten zu finden. Schnellschüsse und unüberlegte Veränderungen wären wohl Gift für die Zittauer Gastronomie, wenn man bedenkt, dass das Jolesch noch zu den wenigen Lokalen in der Stadt gehört, in dem der Gast auch nach 22 Uhr noch bewirtet wird: Küchenschluss ist hier erst 23 Uhr. Im kommenden Februar will der Verein dann in Eigenleistung die Gasträume renovieren. Mit frischer Farbe und neuem Outfit in das Frühjahr starten, das ist der Plan.

Künftig soll die Arbeit im Jolesch auf breiteren Schultern ruhen, besser verteilt werden, sagt Hommel. Mehr Musikveranstaltungen, mehr Kunst und Kultur sollen dem Lokal auch wieder mehr Profil verleihen, ohne Bewährtes abzuschaffen und den besonders kommunikativen Charakter einzuschränken.

Von Anbeginn war das Jolesch auch eine Art Vereinslokal zunächst für das Multikulturelle Zentrum, aus dem später die Hillersche Villa wurde. 1999 bauten Veronika Kirchmaier aus Wien und Thomas Pilz aus Mittelherwigsdorf gemeinsam mit Freunden den Szenetreff „Plantane“ in das Café Jolesch um. In den Jahren zwischen 2001 und 2003 flimmerten am Wochenende die Filme der Zittauer Filmnächte im Hof, sehr zum Ärger der Nachbarn.

In dieser Zeit entstanden auch die später legendär gewordenen 1920er-Jahre-Partys. Das Jolesch beteiligte sich neben den vielen eigenen Veranstaltungen auch an den Zittauer Musiknächten, der Clubrotation und dem Mandaujazz. Im Jahre 2003 öffnete erstmalig der Biergarten im Hof der Hillerschen Villa. Zu den besonderen Höhepunkten der jüngeren Vergangenheit gehören zweifellos die „Zittauer Kunstauktionen“ im Jolesch, bei denen zwischen 2011 bis 2015 regionale Kunst versteigert wurde. Ein Format, bei dem es gelang, auch neue Gäste ins Haus zu holen.

Um die Ideen und Vorstellungen umsetzen zu können und den Betrieb wirtschaftlich am Laufen zu halten, sucht das Team nun einen hellen Kopf, der sich mit Leidenschaft um das Jolesch kümmert. Die Leiterin oder der Teamleiter werde von allen Seiten Unterstützung bekommen, beim Verein angestellt und könne sich mit eigenen konzeptionellen Ideen einbringen, verspricht Geschäftsführer Hommel. Interessenten können sich in der Hillerschen Villa melden.

www.hillerschevilla.de