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Jobcenter und Arbeitsagentur setzen auf mehr Beratung

Weniger Arbeitslose bedeuten nicht gleich weniger Mitarbeiter in den Behörden. Trotzdem spielt Personalabbau eine Rolle.

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© Patrick Seeger/dpa

Von Sylvia Jentzsch

Freiberg/Döbeln. Die Zahl der Arbeitslosen, Langzeitarbeitslosen und Leistungsberechtigten des Jobcenters Mittelsachsen sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen. Ende vergangenen Monats lag die Arbeitslosenquote in Döbeln bei 6,8 Prozent. Das sind 2 252 Arbeitslose. Im Vergleichsmonat 2017 waren es 2 397 Arbeitslose.

Doch wie reagieren Arbeitsagentur und Jobcenter intern auf diese Werte. Wenn weniger Leute zu betreuen sind, heißt das dann auch weniger Personal? „Sinkende Zahlen der zu betreuenden Leistungsempfänger ziehen sinkende Budgets, sowohl für die Leistungen zur Vermittlung und Eingliederung in Arbeit als auch für Verwaltungsausgaben nach sich“, sagte Annett Voigtländer, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit im Jobcenter Mittelsachsen.

Das Jobcenter wurde zum 2013 mit Geschäftsstellen in sieben Städten gegründet. „Schon damals zeichnete sich ab, dass diese Präsenz zur Betreuung von ehemals über 25 000 Bedarfsgemeinschaften mit rund 44 000 Personen zukünftig nicht mehr erforderlich sein wird“, sagte Annett Voigtländer. Deshalb wurde 2014 die Zusammenlegung der Standorte Flöha und Brand-Erbisdorf zu einer gemeinsamen Geschäftsstelle in Freiberg beschlossen und im Jahr 2015 umgesetzt. Mittelfristig sind weitere Standortreduzierungen nicht ausgeschlossen. „Aktuell befasst sich die Trägerversammlung erneut mit der zukünftigen strategischen Standortausrichtung und Ausstattung des Jobcenters für die nächsten drei bis fünf Jahre“, sagte die Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit. Entsprechend des deutlichen Kundenrückganges seien in der Vergangenheit nicht nur Standorte reduziert, sondern auch die personelle Ausstattung und Prozesse angepasst und optimiert worden, so Voigtländer. Personalreduzierungen erfolgen unter anderem dadurch, dass frei werdende Stellen nicht nachbesetzt würden. Verstärkt nutzen die Mitarbeiter Beschäftigungsmöglichkeiten der Träger, in dem sich Jobcenter-Beschäftigte auf offene Stellen im Landratsamt oder bei der Bundesagentur für Arbeit bewerben.

„Die Mitarbeiter der Agentur für Arbeit Freiberg können wegen der immer weiter zurückgehenden Arbeitslosenzahlen ihre Beratungs- und Vermittlungsgespräche intensiver gestalten“, so die Sprecherin der Agentur Antje Schubert. Dabei würden die Schwerpunkte nicht nur in der Beratung arbeitsloser Kunden, sondern auch insbesondere in der Arbeitsmarkt- und Qualifizierungsberatung der Arbeitgeber liegen. „Gerade im Rahmen der Fachkräftesicherung und Fachkräftegewinnung ist der Beratungsbedarf sehr hoch“, so Schubert.

Vorbehaltlich der wirtschaftlichen und weiterhin positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt steht der Bedarf an Mitarbeitern in allen Agenturen Deutschlands ständig auf dem Prüfstand. Die Bundesagentur wird in Zukunft ihren Schwerpunkt besonders auf die Arbeitsvermittlung und die Beratung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern setzen. Hier wird der Focus – entsprechend der Koalitionsvereinbarung – auf der lebensbegleitenden Berufsberatung liegen. „Die weitere Reduzierung der Mitarbeiterkapazitäten wird aktuell sicher auch in der Agentur für Arbeit Freiberg notwendig sein“, sagte die Pressesprecherin.

Der Focus der Arbeit liege bei den Langzeitarbeitslosen, den Geringqualifizierten und den älteren Arbeitnehmern, da sie in Zeiten des digitalen Wandels oftmals den Anforderungen der Arbeitgeber nicht mehr vollumfänglich entsprechen. „Um sie langfristig in Arbeit zu vermitteln, muss die passende Qualifizierung oder Weiterbildung ermittelt werden. Dies ist in Einzelfällen nur mit viel Beratung und Zeiteinsatz zu schaffen“, so Antje Schubert.