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10 Allergie-Fälle durch Nesselraupe

Fast täglich steigt die Zahl der Patienten. Doch den Radweg zwischen Quersa und Lampertswalde zu sperren, traut sich auch keiner.

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© privat

Von Birgit Ulbricht

Quersa/ Lampertswalde. Jetzt stehen also Schilder. Sie warnen ausführlich vor der Nesselraupe zwischen Quersa und Lampertswalde. Der Radweg ist „auf eigene Gefahr“ zu benutzen – gesperrt ist er aber nicht. Denn der Landkreis hat sich „mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, den Radweg zu sperren“, so Behördensprecherin Kerstin Thöns.

Der Grund ist simpel: Auf der Bundesstraße zu radeln, sei schließlich lebensgefährlich. Dann müsse man eben lieber auf dem Radweg langärmlige Kleidung und feste Schuhe tragen. Doch die „reizende Raupe“ breitet sich längst aus: Zum Lidl-Parkplatz soll sie nach Auskunft von Maik Rennert von der Gartenbaufirma Vetter aus Lampertswalde vorgedrungen sein. Dort hat der junge Mann am Montag auch schon Gespinste herausgeschnitten. Doch allein wird er der Plage nicht Herr, die sich im Frühsommer bereits deutlich abzeichnete.

Raupen sind schon am Lidl

Das Straßenbauamt, verantwortlich für Pflege der Straßenbäume entlang der B 98, müsste bei der Bekämpfung der Raupe mitmachen. Doch das hat der Landkreis Meißen bislang nicht veranlasst. Man wolle bis zum Spätherbst warten und dann chemisch vorgehen, hieß es noch letzte Woche. Nun sei man mit einer Firma in Verhandlungen, die Nesselraupen mitsamt ihren Gespinsten aus den Ästen heraussaugt, so Behördensprecherin Kerstin Thöns am Montag auf nochmalige Nachfrage. Denn der Mediziner Dierk Bade hat inzwischen insgesamt zehn Fälle von starken allergischen Reaktionen behandelt – allein bei sich in der Praxis.

Alle mit juckenden Ausschlägen, Schwindel, teilweise Erbrechen. Ob noch andere Radler, Fußgänger oder Mitarbeiter von Firmen wie Kronospan betroffen sind, weiß er nicht. Doch drei Akutfälle Anfang letzter Woche reichten dem Doktor, um auf das Problem aufmerksam zu machen – zumal so kurz vor Schulbeginn.

Auch Schönfelds Bürgermeister Hans-Joachim Weigel findet: „Mit einem Schild ist es doch nicht getan.“ In die dortige Oberschule radeln viele Kinder, auch aus Quersa und Lampertswalde. Vorerst auf eigene Gefahr, wie die Eltern nun wissen. Ein Wissen, was nicht weiterhilft. Es sei denn, die Eltern fangen nun an, ihre Sprösslinge jeden Tag mit dem Auto zur Schule zu fahren. Mediziner Bade will sich selbst an Landrat Arndt Steinbach wenden, weil er die Situation für untragbar hält.