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Jetzt liegt die Eiche flach

Nach einem Jahr ist nun die Entscheidung zu dem mächtigen Baum an der Großröhrsdorfer Silberspitze gefallen.

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© Archivfoto: René Plaul

Von Reiner Hanke

Großröhrsdorf. Die Eiche neben dem Spielplatz an der Silberspitze in Großröhrsdorf sorgte schon im Vorjahr für einigen Wirbel. Damals im Frühjahr brach ein mächtiger Ast, ein Teil der Krone, herunter. Der Bolzplatz nebenan musste gesperrt werden. Zum Schutz der Kinder. Da der Baum auch nicht mehr gesund war, bestand die Gefahr, dass weitere Äste herunterbrechen.

Am Montag setzten Fachleute erneut die Kettensäge an und legten den Baum komplett um.
Am Montag setzten Fachleute erneut die Kettensäge an und legten den Baum komplett um. © Stadtverwaltung

Der Stadt blieb letztlich nur die Entscheidung, den Baum zu fällen.

Den Mitgliedern des Technischen Ausschusses in Großröhrsdorf sei die Entscheidung nicht leicht gefallen, hieß es damals. Denn immerhin handelte es sich um eine der mächtigsten Eichen der Stadt. Und der Wunsch, den Baum zu erhalten, war nachvollziehbar. Grundlage für den Fällbeschluss waren letztlich Aussagen eines Gutachters. Nach dessen Urteil sei der Baum geschädigt und es müsse immer wieder damit gerechnet werden, dass Äste herunter brechen.

Strenge Auflagen

Die Rodung erwies sich als kompliziert. Die Vogelschutzzeit war wohl insbesondere zu beachten. Die Stadt beantragte eine Sonderfällgenehmigung. Doch die Fachleute mussten die Kettensäge wieder abschalten. Mehrere Nester von brütenden Staren waren der Grund. Gestutzt war die Eiche mittlerweile und trieb jetzt sogar wieder aus.

Ursprünglich war geplant, den Torso zu belassen und samt Wurzeln als Insektenhotel zu erhalten. Das wurde nun offenbar verworfen, es kommt etwas anders. Die Stadt stellte erneut einen Fällantrag, um auch noch den Stumpf zu beseitigen. Dafür gibt es Gründe. Ein Insektenhotel direkt neben den spielenden Kindern war der Stadt wohl doch zu heikel. So könnten sich ja auch Wespen oder Hornissen ansiedeln. Das Nebeneinander könnte gefährlich sein und Konfliktpotenzial bergen.

Nun gab das Umweltamt unter Auflagen die Genehmigung, die Reste des Baumes zu entfernen. Am Montag setzten Fachleute die Säge an. Die Auflagen der Umweltbehörde dazu sind streng: „Vor Beginn der Fällung ist sich nochmals zu überzeugen, dass sich keine Tiere in dem Baum aufhalten“, heißt es. Sollten Vögel, Fledermäuse oder Nester von Insekten vorgefunden werden, sei die Fällung sofort auszusetzen und die untere Naturschutzbehörde zu informieren. Die werde dann entscheiden, wie vorzugehen ist. Zudem gestattete die Behörde nur ein enges Zeitfenster von zwei Wochen für die Fällaktion. Das schließt sich mit diesem Dienstag.

Stadt muss Ausgleich schaffen

Spezielle Auflagen erteilte die Behörde auch, wie mit dem Rest-Stamm vorzugehen ist. Der Stamm mit den Höhlen sei zu bergen „und an einer geeigneten Stelle auf einer nahegelegenen Fläche vertikal abzulagern“, also aufzustellen, heißt es nun. Darüber hinaus wird die Stadt verpflichtet, Nistkästen für Höhlenbrüter und zwei Nistkästen für Fledermäuse an geeigneten Standorten im unmittelbaren Umfeld zur gefällten Roteiche aufzuhängen: „Die Nistkästen sind dauerhaft zu erhalten und jährlich zu reinigen.“

Die Stadt muss außerdem einen Ausgleich für die Eiche in unmittelbarer Nähe zum bisherigen Standort schaffen und einen Laubbaum pflanzen – eine Stieleiche oder Winterlinde so die Forderung. Für diese Auflagen hat die Stadt bis zum Jahresende Zeit. Von seinem alten Platz, an dem er jetzt liegt, soll der Stamm aber auf jeden Fall demnächst forttransportiert werden. Den neuen Standort plant die Stadt im nahegelegenen Gewerbegebiet. Dort sollen sich Tiere ungestört ansiedeln können. Damit wäre das Kapitel Eiche so gut wie beendet.

Im Vorjahr wurde der morsche Baum einmal mehr zur Geduldsprobe für die Kinder von der Silberspitze. Die konnten ihren Bolzplatz längere Zeit nicht nutzen: Zuerst, weil neuer Rasen darauf kam, dann wegen der Gefahren, die von der Eiche ausgingen. Vielleicht haben die Mädchen und Jungen ja demnächst einmal Gelegenheit zu beobachten, wie sich an dem Stamm die Tierwelt entwickelt.