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Jeder Schmerz ist ein Zeichen von Überlastung

Beim SZ-Gesundheitsforum in Bischofswerda vermittelt Oberarzt Dr. Andreas Schwan den fast 50 Besuchern vor allem eine Botschaft: Öfter mal einen Gang runterschalten.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch

Bischofswerda. Für eine Stunde war das SZ-Gesundheitsforum zum Thema „Chronische Schmerzen“ am Mittwochabend anberaumt. Am Ende wurden es fast zwei kurzweilige Stunden. Dr. Andreas Schwan, Oberarzt in der Medizinischen Klinik des Krankenhauses Bischofswerda, wählte für seinen Vortrag die Form des Dialoges mit den fast 50 Teilnehmern, um viel Wissenswertes rüber zu bringen und zugleich die Erfahrungen seiner Zuhörer mit einzubeziehen. Bei den Gästen, die meisten von ihnen im fortgeschrittenen Alter, kam das sehr gut an. Und auch für den Moderator der Veranstaltung Armin Burkhardt, Regionalverlagsleiter der Sächsischen Zeitung, der Gesundheitsforen unter anderem auch in Kamenz und Görlitz moderiert, war es eine neue, positive Erfahrung.

Kernsatz Nummer eins von Dr. Andreas Schwan war folgender: „Schmerz ist immer ein Zeichen von Überlastung.“ Diese kann körperlicher, psychischer oder auch sozialer Art sein. Schmerz ist insofern ein Warnsignal, mahnt uns, kürzer zu treten. „Tun wir das?“, fragte er schmunzelnd in die Runde. Der erfahrende Mediziner ersparte seinen Zuhörern die Antwort.

Kernsatz Nummer zwei: „Wir haben alle ständig Schmerzen, nehmen sie aber nicht bewusst wahr.“ Erst wenn der Schmerz eine gewisse Schwelle überschreitet, tut’s weh. Ein Signal, dass wir etwas ändern müssen, damit es uns wieder besser geht. Um beispielsweise Rückenschmerzen, einem Bandscheibenschaden oder einer Arthrose vorzubeugen, braucht es eine Balance zwischen Belastung und Ruhe. Dasselbe gilt für die Psyche. In diesem Fall geht es um die Balance zwischen Arbeit bzw. anderen Belastungen und notwendigen Ruhephasen.

Heilungsprozess unterstützen

Dr. Andreas Schwan ist Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Schmerztherapie. Er spricht von „Reparaturmedizin“ und formuliert einen weiteren Satz: „Der Körper heilt sich selbst.“ Heißt: Die moderne Medizin kann den Körper im Heilungsprozess unterstützen, indem Ärzte die äußeren Bedingungen dafür schaffen. Doch die Fähigkeit zur Heilung muss im Körper selbst gegeben sein. Je älter der Mensch, desto schwerer ist das. – Tagsüber muten wir unserem Körper viele Baustellen zu. Nachts repariert er und baut Schmerzen ab, sagt der Oberarzt. Wo Schmerzen chronisch sind , funktioniert dieser Mechanismus nicht mehr. Ambulante oder stationäre Schmerztherapie – letztere wird auch im Krankenhaus Bischofswerda angeboten – kann hier eingreifen. Die Strategie der beiden Fachärzte, mehrerer Therapeuten und des Pflegepersonals der Station 34 ist mehrgleisig: Sie versuchen, durch vielfältige Maßnahmen Schmerzen zu lindern. Sie geben ihren Schmerzpatienten aber auch ein gewisses Know-how mit, was sie nach dem Klinikaufenthalt selbst tun können und gegebenenfalls verändern sollten, um den Schmerzen entgegen zu wirken.

Eine Schmerztherapie im Krankenhaus Bischofswerda dauert zurzeit sieben bis zehn Tage, wobei es im Schnitt täglich zwei bis drei Behandlungen gibt. Aus Sicht der Ärzte ist dieser Zeitraum zu kurz. Deshalb verhandeln die Oberlausitz-Kliniken mit den Krankenkassen, um eine Verlängerung auf zwölf bis 15 Tage zu erreichen, sagte Dr. Andreas Schwan. Für Patienten mit chronischen Schmerzen bieten die Ärzte im Krankenhaus eine Sprechstunde an, in der man sich beraten lassen kann, ob eine stationäre Therapie möglich und sinnvoll ist. Das geht aber nur nach Terminvereinbarung.

Kontakt: Medizinische Klinik, 03594 7873230