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Jahnatalradweg ohne Jahna

Der Jahnatalradweg ist zwar idyllisch, hat aber seine Tücken. Die Stadt Riesa hat deshalb einen neuen Verlauf festgelegt.

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© Christian Kluge

Von Dörthe Gromes

Stauchitz. Der Jahnatalradweg bietet zweifelsohne ein malerisches Bild: auf der einen Seite den Blick über die Felder nach Riesa, auf der anderen das sich unter Bäumen dahinschlängelnde Flüsschen. Jedoch verlangt der Weg selbst ebenso viel Aufmerksamkeit wie die Schönheit der Landschaft.

Bei Oelsitz verwehrt ein Schild die Weiterfahrt. Es wird kaum beachtet.
Bei Oelsitz verwehrt ein Schild die Weiterfahrt. Es wird kaum beachtet. © Sebastian Schultz
Absteigen ist angesagt bei dieser schmalen Brücke über die Jahna.
Absteigen ist angesagt bei dieser schmalen Brücke über die Jahna. © Sebastian Schultz

Zunächst ist es für den Ortsfremden gar nicht so einfach, den Einstieg von Riesa aus überhaupt zu finden. Zwar steht an der Poppitzer Landstraße ein grün-weißes Holzschild mit der Aufschrift „Jahnatalradroute“, am eigentlichen Abzweig jedoch fehlt jeglicher Hinweis. Dabei weisen alle aktuellen Radkarten den Verlauf direkt am Fluss aus. So muss man entweder ausprobieren oder sich durchfragen.

Überquert man dann die Poppitzer Landstraße in Höhe der Brücke, führt ein anfangs breiter Feldweg direkt zum Fluss. Ab Mergendorf wird der Weg immer enger, bis nur noch eine schmale Fahrspur bleibt, die nicht vom hohen Gras überwuchert ist. Kurz nach der Fischtreppe hängt der abgebrochene Ast einer Weide direkt über dem Weg. Da heißt es, Obacht geben.

Bei der Nickritzer Straße angelangt, gibt es zunächst wieder Rätselraten, wo genau es nun weitergeht. Hat man glücklich den Einstieg Richtung Oelsitz gefunden, heißt es nach einigen Metern wieder: absteigen. Führt doch der Radweg jetzt auf die andere Seite der Jahna. Und zwar über eine schmale Eisenbrücke mit einer für Fahrräder zu hohen Stufe. Mit breiten Satteltaschen oder einem Kinderanhänger könnte es knapp werden, zumal eine 90-Grad-Kurve vom Weg auf die Brücke führt.

Auch auf der anderen Flussseite ist der Weg so eng, dass es schwierig wird, wenn zwei Radfahrer sich begegnen. Mitunter holpert das Rad über Baumwurzeln. Jedoch entschädigt der Anblick der alten Bäume am munter dahinplätschernden Wasser für die Unbequemlichkeit des Weges .

Am Ortsrand von Oelsitz irritiert ein kleines gelbes Schild in Richtung Riesa mit der Aufschrift „Privatweg. Durchgang und Durchfahrt verboten“. Von Riesa kommend hingegen war keinerlei Schild zu entdecken. Die meisten Radler ignorieren es ohnehin. – Kurz und gut: Der Jahnatalradweg ist zwar landschaftlich sehr schön, aber nicht gerade bequem.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Weg in großen Abschnitten nicht öffentlich gewidmet ist und teilweise über private Grundstücke verläuft, gibt Stadtsprecher Uwe Päsler Auskunft. Daher hat die Kommune keine Handhabe, um den flussnahen Weg in Gänze zu pflegen und alltagstauglich auszubauen. „Die Stadt hat im vorigen Mai den Verlauf des Jahnatalradweges bewusst auch deshalb über öffentlich gewidmete Straßen und Wege festgelegt, damit die Verantwortlichkeiten klar geregelt sind“, so Päsler. Die neue Route führt jetzt zum Großteil nicht mehr an der Jahna entlang (siehe Karte). Auch ist sie noch nicht offiziell als „Jahnatalradweg“ ausgeschildert.

Voraussichtlich 2018 wird der gesamte Wegverlauf über 35 ›Kilometer zwischen Präbschütz und Riesa mit neuen Wegweisern versehen. Dafür haben die beteiligten Kommunen im März einen Antrag zur Neuausschilderung beim Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) gestellt. „Zwar liegt noch kein Bescheid vor, das
Lasuv hatte jedoch keine Nachforderungen, sodass wir von einer zeitnahen positiven Entscheidung ausgehen“, erklärt der Stadtsprecher. Wenn es so weit ist, wird der neue Streckenverlauf in das Verzeichnis des Lasuv sowie in das Geoportal Sachsen aufgenommen. Auch wird er gezielt an Karten-Verlage und Tourismusinformationen kommuniziert werden.

Der Kreisradwegewart Hans-Jochen Gramann aus Weinböhla kennt aus eigener Ansicht die Problematik des Jahnatalradweges. „Es ist natürlich schade, wenn eine nach einem Fluss benannte Radroute nicht am Gewässer selbst entlangführt“, so der Ehrenamtler. Allerdings sei es oft sehr langwierig und mühsam, mit allen Anliegern überein zu kommen – und auch nicht in jedem Fall möglich. Gramann plädiert generell für eine höhere Wertschätzung des Jahnatalradweges, stellt er doch eine wichtige Verbindung zwischen Elbe und Mulde dar und hat das Potenzial, den Großraum Döbeln-Riesa touristisch zu erschließen. „Riesa sollte sich nicht nur mit dem Elberadweg begnügen“, meint Gramann. Gleichzeitig bleibt er gelassen: „Beim Jahnatalradweg ist der Weg das Ziel.“