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Jaeger hat Dresdner Geschichte verewigt

Künstlerische Freiheit gilt dem Bildhauer und Maler viel. Die Türen des Kulturpalastes sind wohl sein bekanntestes Werk.

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© Archivfoto: André Wirsig

Von Ralf Hübner

Wer je die Bronze-Eingangstüren des Kulturpalastes durchschritten hat, ist seinem Werk begegnet. Am 16. September ist der in Dresden lebende Bildhauer und Maler Gerd Jaeger 90 Jahre alt geworden. 1927 wurde er in Förderstedt (Sachsen-Anhalt) geboren. Nach dem Krieg hatte er zunächst in Weimar und ab 1951 an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden studiert. 1963 wurde er dort Dozent und 1971 Professor. Etwa 200 Skulpturen listet sein privates Werkverzeichnis auf. Hinzu kommen Zeichnungen von Cartoons bis zu großformatigen Akten. In Werken vor allem der 1950er und 1960er Jahre verarbeitete er das Erlebnis von Krieg und Gefangenschaft. Doch auch später blieben neben Schönheit etwa in Frauenfiguren immer auch Tragik und Schmerz.

Bei den fünf Bronzetüren des Kulturpalastes hatte sich Jäger bei einem Wettbewerb gegen vier Mitbewerber durchgesetzt. Es sei für ihn nicht einfach gewesen, hatte er später gesagt. „Ich wollte keine DDR-Propaganda in meinen Bildern.“ Jäger bestand auf künstlerischer Freiheit. Die Reliefs zeigen Motive aus der Dresdner Geschichte vom Fischerdorf des Jahres 1206 zur sozialistischen Großstadt Ende der 1960er-Jahre. Jede der fünf Türen ist mit zehn Reliefs geschmückt und betitelt: „Von der urkundlichen Ersterwähnung bis zum Dreißigjährigen Krieg“, „Das Barockzeitalter bis zum Handwerkeraufstand 1794“, „Von den Befreiungskriegen bis zur Uraufführung des Rosenkavaliers“, „Vom Kapp-Putsch bis zur Zerstörung 1945“ und „Die Nachkriegszeit und die Verheißungen der Zukunft“. Weil die DDR-Oberen auf Chronologie pfiffen und die Errungenschaften des Sozialismus in der Mitte sehen wollten, müssen Geschichtsinteressierte von rechts nach links und in die Mitte laufen, um die Dresdner Historie nachzuverfolgen.