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Ja, ist denn jetzt schon Märchenzeit?

Bautzens Theater hat bereits „Räuber Hotzenplotz“ herausgebracht. In Zittau folgt im November „Die Schneekönigin“.

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© Uwe Soeder

Von Silvia Stengel

Bautzen. Das Bautzener Theater schickt den „Räuber Hotzenplotz“ auf die Bühne und mancher ist irritiert: Ja, ist denn jetzt schon Märchenzeit? Traditionell sind viele doch erst im November darauf eingestellt, wenn die Tage düsterer werden und Weihnachten naht. Bis zur Bescherung aber dauert es noch über zwei Monate. Und die momentanen sommerlichen Temperaturen stimmen nicht unbedingt darauf ein.

Eiskalt: Das Plakat wirbt für „Die Schneekönigin“ in Zittau und Görlitz.
Eiskalt: Das Plakat wirbt für „Die Schneekönigin“ in Zittau und Görlitz. © Repro: SZ

Von wegen. Die Besucher kommen trotzdem. Die Premiere am 7. Oktober war zwar „nicht ganz voll“, aber das Publikum begeistert, berichtet die Chefdramaturgin Eveline Günther. Die nächste Vorstellung am 10. Oktober war ausverkauft. Und wieder gab es Jubel und eine „wirklich tolle Stimmung“.

Außerdem: Märchenzeit ist immer, zumindest für Kinder das ganze Jahr über, meint Eveline Günther. „Und das sogenannte Weihnachtsmärchen heißt ja nur deshalb so, weil es in der Vorweihnachtszeit einen besonders großen Bedarf nach einem Theaterbesuch mit der Schule oder der ganzen Familie gibt“, erklärt die Chefdramaturgin, „das ist eine lange Tradition“.

Zauberer duldet keinen Widerspruch

Märchen in den Theatern

In Bautzen hatte „Räuber Hotzenplotz“ bereits Premiere im großen Haus. Es folgt „Die Weihnachtsschmiede im Wald“ am 25. November im Burgtheater.

In Zittau hat „Die Schneekönigin“ am 24. November Premiere. Es folgt „Ach du heiliger Bimbam“ mit Kinderliedern zum Mitsingen ab drei Jahren am 2. Dezember.

In Görlitz ist „Der Zauberer von Oz“ im Spielplan, das nächste Mal am 3.November, „Die kleine Meerjungfrau“ vom 5. Dezember an. Zudem wird „Die Schneekönigin“ aus Zittau übernommen und hat in Görlitz am 11. Dezember Premiere.

Karten gibt es in den Treffpunkten der SZ und in den Theatern, für Bautzen unter Telefon 03591 584225, für Görlitz und Zittau unter der gemeinsamen Telefonnummer 03581 474747.

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Das zeitige Einläuten der Märchenzeit hat auch einen ganz praktischen Grund. Beim „Räuber Hotzenplotz“ treten viele Schauspieler auf, die später auch „Im weißen Rössl“ auf der Bühne sind. Das ist die traditionelle herbstliche Komödieninszenierung, diesmal eine musikalische, mit größerer Besetzung. Und da die Schauspieler nicht gleichzeitig zwei Stücke proben könnten, habe das Theater die Premierenabfolge in diesem Jahr eben so festgelegt, teilt die Dramaturgin mit. Die Premiere „Im weißen Rössl“ ist am 23. November.

Eine frühe Märchenpremiere gibt es in Bautzen nicht das erste Mal. Für das Theater hat sie den Vorteil, dass es bereits zwei Vorstellungen in den Herbstferien anbieten kann und im November schon Familientermine. Am 17. November wird der Räuber sogar im Abendspielplan gezeigt. Auch Erwachsene ohne Kinder hätten so die Möglichkeit, den Hotzenplotz zu sehen. „Und höchstwahrscheinlich werden die Darsteller an diesem Abend vor Erwachsenen ein bisschen frecher und hintergründiger agieren“, kündigt Eveline Günther an. Die Geschichte von Otfried Preußler soll also die ganze Saison über Kinder und Erwachsene begeistern, selbst zu Ostern.

Der Räuber ist auch gar nicht so richtig böse, betont die Dramaturgin, er ist „eher einsam und ziemlich großmäulig“. Alle Figuren seien liebenswert. „Nur der kartoffelbesessene Zauberer Zwackelmann ist ein bisschen böser und gefährlicher“, teilt Eveline Günther noch mit. „Er verträgt keinen Widerspruch, nutzt seinen vermeintlich dummen Diener schamlos aus, hat die Fee Amaryllis in eine Unke verwandelt und wird am Ende bestraft.“

Im November setzt das Bautzener Theater noch eins drauf, auch das traditionell. Dann kommt ins Burgtheater das Puppenspiel „Die Weihnachtsschmiede im Wald“.

Schneekönigin reist nach Görlitz

Im November macht auch das Zittauer Theater auf sich aufmerksam und das mit dem berühmten Märchen „Die Schneekönigin“ nach Hans Christian Andersen. Auch ein Teil dieser Besucher hat sich bereits bei sommerlichen Temperaturen damit beschäftigt. Im Juni begann der Vorverkauf und da war schon bald die erste Vorstellung ausverkauft. Das Märchen ist auch für Schulvorstellungen beliebt und wird „sehr gut angenommen“, berichtet die Theatersprecherin Maria Reich. Immerhin gibt es noch Karten für die Premiere am 24. November. Die Vorstellung am 27. November ist die erste ausverkaufte. Regie führt Stephan Bestier, der Schauspieler in Zittau war und in dieser Spielzeit zwei Stücke inszeniert, zuvor war es der Hildegard-Knef-Abend „Das Glück kennt nur Minuten“ mit Yvonne Reich. Zur „Schneekönigin“ gibt es noch ein Märchenfest am 25. November.

Im Görlitzer Theater beginnt die Märchenzeit Anfang November, nicht mit einem neuen Stück, aber mit einem guten Bekannten, dem „Zauberer von Oz“ als Musical, zu dem sich im Dezember „Die kleine Meerjungfrau“ als Tanzstück gesellt. „Die Schneekönigin“ ist auch in Görlitz zu sehen, das erste Mal am 11. Dezember. Und dann wird auch dieses Haus zum eisigen Palast, in den sich Gerda begibt, um ihren Freund zu befreien. Natürlich geht das nur mit Mut, Klugheit und der Macht der Liebe.