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Investor für Hackerbräu-Haus gesucht

Das geschichtsträchtige Gebäude am Wettiner Platz in Löbau soll über ein Immobilienbüro verkauft werden. Und zwei weitere.

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© Matthias Weber

Von Constanze Junghanss

Die Beschreibung klingt vollmundig: „Viel Fläche – viele Möglichkeiten“ – so preist die Postbank Immobilien GmbH das Riesen-Objekt, welches einen Käufer finden soll. Seit wenigen Tagen ist das Angebot auf einer Kleinanzeigenplattform im Internet zu finden. Dazu Fotos vom stadtbekannten Hackerbräu-Haus am Wettiner Platz. Dass dieses imposante Gebäude jetzt tatsächlich über das Immobilienbüro veräußert werden soll, bestätigt dessen Gebietsleiterin Laura Dörnchen auf Nachfrage der SZ. Schon lange steht das geschichtsträchtige Gebäude leer.

Bereits Anfang des Vorjahres hatte Löbaus Oberbürgermeister Dietmar Buchholz (parteilos) auf Anfrage von Stadtrat Dietrich Schulte darüber informiert, dass das Hackerbräu zum Verkauf stünde. Angefragt hatte der Stadtrat, weil er sich Sorgen um die Standsicherheit des Bauwerks machte. In Görlitz war zuvor bei einem historischen Haus auf der Landskronstraße ein Teil der Fassade herausgebrochen. Die Stadt habe Kontakt zum Eigentümer, hieß es damals und auch, dass dessen Preisvorstellungen jenseits von Gut und Böse lägen. Aktuell jedenfalls wirkt die Summe angesichts der Größe des Gebäudes schon fast wie „Peanuts“: 60 000 Euro soll das Hackerbräu-Haus nun kosten. Zum Vergleich: Ein bedeutend kleineres – jedoch saniertes – Mehrfamilienhaus auf der Äußeren Bautzener Straße ist für 295 000 Euro zu haben, eine sanierte Villa in der Innenstadt für fast eine halbe Millionen Euro.

Der dänische Eigentümer vom Hackerbräu lebe im Ausland und könne sich um das Objekt aus der Ferne nicht wirklich kümmern, sagt Laura Dörnchen. Das Immobilienbüro sei eingeschaltet worden, weil der Besitzer möchte, dass in die geschichtsträchtigen Mauern wieder Leben einzieht. Der Eigentümer sei Erbe des Objektes und von der Jahnstraße Nummer 4 und 6 gleich um die Ecke, die ebenso verkauft werden. Kostenpunkt für diese beiden Häuser sind 50 000 Euro. Alle drei Immobilien teilen sich einen Innenhof – und sind auch gemeinsam zu haben.

Erbaut im Jahr 1867 von Bauunternehmer Theodor Jähne als Wohnhaus, bot dieser das Gebäude anno dazumal dem Militär in Löbau an. Das Militär nutze das Objekt eine Weile und damit war das Gebäude die erste Kaserne in der Stadt. Der Wettiner Platz hieß zu dieser Zeit Kaiserplatz. Im Stadtarchiv finden sich darüber noch historische Zeitungsartikel. Die Geschichte als Restaurant und Hotel begann 1889. Zuerst bekannt als „Stübners Restaurant“, später hielt der „Alberthof“ Einzug. Den Namen Hackerbräu bekam die Gaststätte laut der Internetseite „Löbaufoto“ zwei Jahre nach Kriegsende. Bereits ab 1938 soll das Münchner Bier am Wettiner Platz ausgeschenkt worden sein. Zuvor floss ein Bier mit ähnlichem Namen aus dem Zapfhahn. In einer Annonce vom „Sächsischen Postillion“ – ebenfalls auf der Internetseite abgebildet – ist diese zu finden. „Hackerbockbier“ - genannt „Liebfrauenbier“ - sei ein „wunderbares Produkt der bayrischen Brauzunft“ und außerdem ein „hochfeiner Stoff“.

Stoff ist noch heute in Form von angegrauten Gardinen hinter den staubblinden Fensterscheiben zu entdecken. Die Zeit steht still. In den Staub haben Finger Sprüche gemalt. Die Gehwegplatten aus Granit sind holprig. Hinter einem dieser Fenster gleich neben dem Haupteingang blickt ein lilafarben angemalter Kopf aus Kunststoff mit starren Augen hervor. Irgendein Scherzbold klebte auf die Lippen ein Gebiss. Viel Biss und entsprechende Finanzen braucht es vermutlich auch, um das Hackerbräu-Haus auf Vordermann zu bringen. „Wir suchen jemanden, der das Haus saniert“, sagt Laura Dörnchen. Als Spekulationsobjekt soll das Gebäude keinesfalls herhalten. Deshalb sei das Immobilienbüro auch in gutem Kontakt mit der Stadt, der eine Sanierung am Herzen läge.

Das Kaufangebot richte sich vor allem an Sanierer und Visionäre mit frischen Ideen, welche dem Objekt eine neue Nutzung zuführen. Ein „Riesenpotenzial“ biete das Denkmalhaus mit seiner Grundstücksfläche von 1260 Quadratmetern und fünfgeschossiger Bebauung allemal. Es gibt mehrere Wohneinheiten mit 60 Zimmern und drei Gewerbeeinheiten, davon war eine zuletzt ein Versicherungsbüro. Ausbaupotenzial biete ebenso das Dachgeschoss. „Das Angebot stößt auf Interesse“, sagt Laura Dörnchen. Über 220 Mal wurde die Annonce innerhalb von zehn Tagen aufgerufen. Vielleicht ist da in absehbarer Zeit bald ein Investor dabei, der dem Haus zu neuem Glanz verhilft.