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In luftiger Höhe

In Hermsdorf/Erzgebirge hat die Sanierung der denkmalgeschützten Kirche begonnen. Dabei kam eine Botschaft aus der Vergangenheit zum Vorschein.

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© Egbert Kamprath

Von Egbert Kamprath und Anja Ehrhartsmann

Hermsdorf/E. Posaunen erklangen am Dienstagabend vom Baugerüst der Hermsdorfer Kirche herab. Bis in 46 Meter Höhe waren die Blechbläser emporgestiegen, zu ihren Füßen warteten zahlreiche Leute darauf, dass Kreuz und Turmkugel heruntergeholt werden. Denn im Zuge der Turmdachsanierung soll auch die Kupferarbeit von 1889 grundlegend überholt oder sogar neu gefertigt werden. Wie nötig das ist, zeigte sich schon in luftiger Höhe, als Frieder Domke und Rico Pretzsch beim Herausheben das Kreuz in Einzelteilen in den Händen hielten. Zum Vorschein kamen außerdem zwei kleine Behältnisse, die über mehrere Jahrzehnte fest verschlossen im Inneren der Kugel waren. „Es ist ein historischer Brauch, dort Münzen oder alte Dokumente reinzulegen, bevor die Kugel wieder zurück aufs Dach kommt“, erklärte Pfarrer Gerd Trommler. Die beiden Behältnisse blieben am Dienstag aber verschlossen und sollen erst in den kommenden Wochen geöffnet werden. Eine kleine Besonderheit gibt es in Hermsdorf außerdem noch, denn die Kugel hat als Abschluss keine Wetterfahne, sondern das Kreuz. Die Wetterfahne von 1889 befand sich auf dem Dach des Kirchenschiffs.

Pfarrer Gerd Trommler mit den beiden kleinen Behältern aus dem Inneren der Kugel.
Pfarrer Gerd Trommler mit den beiden kleinen Behältern aus dem Inneren der Kugel. © Egbert Kamprath
Der 92-jährige Werner Wirth reparierte das Kirchendach in den 1970er-Jahren.
Der 92-jährige Werner Wirth reparierte das Kirchendach in den 1970er-Jahren. © Egbert Kamprath

Das letzte Mal wurde die Kugel in den 1950er-Jahren heruntergeholt. Der heute 92-jährige, ehemalige Dachdecker Werner Wirth war damals mit dabei. Er hatte ein Foto dabei, das ihn auf einem schmalen Brett sitzend zeigt, als er in den 1970er-Jahren das Turmdach reparierte. „Ein Gerüst hatten wir damals nicht, das wäre viel zu teuer gewesen. So ging es auch. Heute würde das nicht mehr so gehen, viel zu gefährlich“, fügte er schmunzelnd hinzu.

Mit der Abnahme der Bekrönung vom Turm beginnen nun die aufwendigen Sanierungsarbeiten an der denkmalgeschützten Kirche. Das Tragwerk des Dachs muss komplett erneuert werden. Anschließend wird es wieder neu mit Schiefern eingedeckt. Dazu kommen noch Arbeiten am Blitzschutz und den Natursteinmauern.

„2010 wurde ein neuer Glockenstuhl eingebaut. Dabei wurde auch das Tragwerk begutachtet, und es wurde festgestellt, dass es durchfeuchtet ist“, sagt Pfarrer Gerd Trommler. Seither laufen auch die Planungen für die Sanierung. Um die Finanzierung zu sichern – die Gesamtmaßnahme ist mit rund 330 000 Euro veranschlagt – bemühte sich die Kirchengemeinde um Fördergelder. 100 000 Euro wurden schließlich vergangenes Jahr vom EU-Förderprogramm Leader bewilligt. Damit war genug Geld beisammen. Die sächsische Landeskirche gibt 140 000 Euro dazu, den Rest stemmt die Kirchengemeinde aus eigenen Mitteln, unter anderem über Spenden.

„Der Plan ist, dieses Jahr noch mit der Sanierung fertig zu werden“, sagt Pfarrer Trommler. Vor allem das Wetter könnte den Hermsdorfern einen Strich durch die Rechnung machen. Ob der Termin gehalten werden kann, hängt aber letztlich auch davon ab, welche Überraschungen noch in dem alten Gemäuer warten.