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Immer noch Aufräumen am Brandort

Nach dem Lagergroßbrand am 20. Juli arbeitet die Lackfabrik an Plänen für ein neues Gebäude. Und dankt Feuerwehrleuten und Mitarbeitern für ihren Einsatz.

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© Norbert Millauer

Von Ines Scholze-Luft

Coswig. Ein frischer Wind pfeift über das weiträumige Betriebsgelände des Lackherstellers Herlac Coswig GmbH an der Industriestraße. Auf der Nordseite, in Sichtweite der Bahngleise, einige Betonsäulen, Steinhaufen und frisch geschobene Erde, im Hintergrund ein paar alte Fässer – mehr erinnert nicht an das Lagergebäude, das beim Großbrand am 20. Juli komplett vernichtet wurde. Samt den dort zur Auslieferung bereitstehenden Produkten.

Trotz des hohen Sachschadens ist Geschäftsführer Stefan Gramm froh, dass keine Personen zu Schaden kamen, weder beim Löschen (Foto) noch bei den umfangreichen Aufräumarbeiten.
Trotz des hohen Sachschadens ist Geschäftsführer Stefan Gramm froh, dass keine Personen zu Schaden kamen, weder beim Löschen (Foto) noch bei den umfangreichen Aufräumarbeiten. © Jens Ruppert

Doch nicht nur der zweiteilige offene Hallenbau, mit rund 1 800 Quadratmetern Fläche etwa so groß wie ein halbes Bundesliga-Fußballfeld, ist betroffen. Von einer weiteren Halle nebenan, etwa 960 Quadratmeter groß, gibt es nur noch Säulen und Dachskelett. Ob sie wieder aufgebaut oder ganz abgerissen wird, steht noch nicht fest, sagt Herlac-Geschäftsführer Stefan Gramm. Inzwischen dient ein großes weißes Zelt als Interimslager.

Was nicht bedeutet, dass in dem Unternehmen mit circa 60 Mitarbeitern wieder ganz normaler Alltag herrscht. Stefan Gramm macht klar, wie der Brand nachwirkt. Nicht nur mit Aufräumarbeiten am Brandort selbst. Die erst Ende August starten konnten, weil zuvor zu klären war, wie aufgeräumt wird. Mit Entsorgungskonzept und -wegen. Und wegen der asbestgedeckten Hallen. Alles wurde sauber entsorgt, die zusammengefallenen Stahlkonstruktionen wurden abgetragen, Asbestreste mit Hand entfernt, in Vollmontur, mit Mundschutz, erklärt der Geschäftsführer.

Bagger und Container auf der Hallenfläche zeigen, dass das Aufräumen noch nicht zu Ende ist.

Schnell wird sie da lebendig, die Erinnerung an das heftige Feuer. Explosionen und bis zu 35 Meter hohe Flammen machen sich weit über die Industriestraße hinaus bemerkbar an jenem Julimorgen. Zeitweise sind bis zu 140 Feuerwehrleute aus Coswig, Weinböhla, Meißen und Radebeul vor Ort, dazu Polizei und Rettungsdienst. Tage später muss die Wehr nochmals gerufen werden, um Glutnester zu löschen.

Ursache der Katastrophe ist der Polizei zufolge vorsätzliche Brandstiftung. Es gibt Spuren, dass vorsätzlich angezündet wurde, sagt Enrico Lange von der Polizeidirektion Dresden am Freitag auf Nachfrage der SZ. Die Ermittlungen laufen.

Geschäftsführer Gramm ist nach wie vor beeindruckt vom unermüdlichen Einsatz der freiwilligen Kräfte, die Schlimmeres, ein Übergreifen der Flammen auf weitere Gebäude, verhinderten. Schließlich beläuft sich der Schaden an Gebäuden, Produkten und durch Gewinnausfall schon so auf eine hohe sechsstellige Summe. Der Dank der Geschäftsführung geht an alle Helfer , auch über Facebook, an die Feuerwehrleute sowie die eigene Belegschaft.

Zwar sind die Produktionsanlagen vom Feuer nicht betroffen. Es vernichtet jedoch für den Transport bereitstehende Sendungen. So müssen zwei Kunden auf Nachproduziertes warten. Darunter Händler, die Ikea zuliefern. Denn Holzlacke und -beizen sind Schwerpunkt der Herlac-Produktion. Dank Zusatzarbeit kann schnell reagiert werden, sagt Stefan Gramm.

Und noch etwas hilft dem Unternehmen, schwerwiegendere Folgen zu vermeiden. Wir haben eine starke Mutter im Rücken, sagt der Geschäftsführer. Die Mipa-Gruppe – ein mittelständischer Lack- und Farbenhersteller mit Hauptsitz im niederbayerischen Essenbach – bietet die große Chance, Schwierigkeiten zu überbrücken.

Trotzdem muss das Herlac-Team jetzt zusätzliche Aufgaben lösen. Nicht nur, dass die fehlenden Lagerkapazitäten mehr Koordinierungsaufwand bedeuten. Die Brandschäden müssen weiter behoben, neue Lagerflächen geplant werden. Wie die mal aussehen, ist noch offen. Wir sind in der Findungsphase, sagt Stefan Gramm.

Die Gespräche mit der Versicherung laufen. Und Herlac will eine aktive Standortentwicklung betreiben auf der Riesenfläche im Westen der Stadt. Deshalb wird überlegt, wo das Unternehmen in fünf oder in zehn Jahren steht. Was nicht zuletzt auch über die Zukunft des Areals entscheiden wird, auf dem momentan noch die Überreste des Großbrandes von vor einem Vierteljahr beseitigt werden.