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Im Unkraut über die Aschenbahn

Die Stadionrunde in Pulsnitz müsste grundlegend saniert werden. Dabei geht es auch um Unfallgefahren.

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© Reiner Hanke

Von Reiner Hanke

Pulsnitz. Ein Pfiff ertönt. Etwas träge schwenkt eine Gruppe Mädchen aus der Pulsnitzer Oberschule auf die Stadionrunde. Sie nehmen die rötliche Aschenbahn unter die Füße. Doch die geht an immer mehr Abschnitten zusehends in ein sattes Grün über. Dort überwuchert das Unkraut die Laufbahn, wo es aber ganz und gar nicht hingehört. Da hilft eigentlich nur noch der Rasenmäher.

Das Unkraut wuchert besonders schlimm im südlichen Kurvenbereich.
Das Unkraut wuchert besonders schlimm im südlichen Kurvenbereich.

Zerbrochene Borde fallen. Stellenweise bricht auch der Unterbau mit grobem Schotter durch den Tennenbelag, wie es der Fachmann nennt. Die Laufbahn ist nicht mehr im besten Zustand. Bei den Leichtathleten im HSV 1923 Pulsnitz grummelt es deshalb nicht erst seit gestern. Sie sind Mitnutzer des Stadions.

Bereits im Vorjahr, so Leichtathletik-Vorstand Jürgen Scholze, hätten sich die Sportler an die Stadt gewandt und auf den Zustand des Belages aufmerksam gemacht. Die ist der Eigentümer. Der TSV Pulsnitz 1920, die Fußballer also, bewirtschaftet die Anlagen mit Zuschuss der Stadt.

Die Leichtathleten schätzen nun ein, dass eine umgehende Sanierung des Belages im Ludwig-Jahn-Stadion erforderlich sei. Bisher habe es keine positive Antwort gegeben, heißt es. Der Verein erneuerte nun seine Bitte. Diesmal allerdings auf einem anderen Weg – über den Stadtrat. Vor der Augustsitzung verteilte Mario Drabant – Läufer und Stadtrat – die Unterlagen. Dort ist vom „unzufriedenstellenden Zustand der Laufbahn und des nördlichen Laufbahnhalbkreises“ die Rede. Der südliche Halbkreis ist bereits 2015 für über 100 000 Euro saniert worden. Dazu gehörten Kunststoffbelag und Anlagen für die Sprinter und Springer.

Scharfe Kanten, spitze Ecken

Nun geht es insbesondere um die Laufbahn: 400 Meter lang und sechs Meter breit. Seit der Einweihung des Stadions vor 40 Jahren sei die Bahn nicht mehr richtig in Schuss gebracht worden, mit einem stabilen Unterbau aus Schotter. Der komme nun unter der Deckschicht zutage. Die sei eigentlich kaum noch vorhanden. Jürgen Scholze zeigt die Stellen. Das könne ja auch bei einem Sturz gefährlich werden. Ebenso die ramponierten Borde als Begrenzung zum Fußballfeld. Die bröckeln. So entstehen scharfe Kanten und spitze Ecken.

Auch die notwendige Pflege und Erhaltung sei für die Leichtathleten ein Thema, ob die optimal läuft. Aber damit sei hier nichts mehr zu erreichen. Die Deckschicht ist schlicht abgelaufen. Er habe es selbst probiert, so Jürgen Scholze und eine halbe Stunde an fünf Quadratmetern geackert. Mit jäten und ein paar Reparaturen ist die Laufbahn nicht zu retten, schätzt er ein. Sie müsse grundhaft saniert werden.

Unterm Strich kommt eine stattliche Summe heraus. Der HSV sei auch bereit, die Arbeiten zu unterstützen, sagt Scholze und nennt weitere Gründe, warum die Sanierung dringend notwendig ist. Zu beachten sei, dass die Anlage für das Training und die Wettkämpfe gebraucht werde. Hier absolvieren außerdem die Oberschüler einen Teil des Sportunterrichts. Es gehe letztlich für alle Nutzer um die Sicherheit auf der Anlage. Es bestehe eine erhöhte Unfallgefahr, schätzen die Leichtathleten ein.

Ausschuss trifft sich im Stadion

Die Pulsnitzer Sportler seien durchaus erfolgreich. Immerhin habe der Pulsnitzer Verein bereits einige Leichtathleten an den Dresdner Sportclub delegiert, die sogar bei Europameisterschaften angetreten seien. Das belege die gute Arbeit. Um erfolgreich zu sein, brauche der Verein aber auch ein paar Voraussetzungen.

Der HSV trat nun mit der Bitte an die Stadträte heran, die Sanierung für das nächste Jahr im Etat einzuplanen. Beim Blick auf den Kostenvoranschlag schluckte mancher Abgeordnete. 160 000 Euro sind viel Geld. Deshalb wollen sich die Räte jetzt ein Bild vor Ort im Stadion machen, gemeinsam mit Vertretern des HSV und des TSV. So wird die nächste Sitzung des Technischen Ausschusses am 2. Oktober im Stadion stattfinden. Danach sind weitere Entscheidungen zu treffen. Jürgen Scholze ist froh, dass jetzt zumindest Bewegung in die Stadionfrage kommt.

Und die Oberschüler? Eine dicke Wolke schickte einen Regenschauer ins Stadion. So blieb den Schülern eine weitere Stadionrunde durchs Unkraut erspart.