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Im Trabi zum Kosmonautentraining

Ein Jahrgang Gymnasiasten geht, der nächste steht schon in den Startlöchern. Und Lehrer soll es auch genügend geben.

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© André Braun

Von Jens Hoyer

Döbeln. Wieder verlässt ein Jahrgang Schüler das Lessing-Gymnasium. Die Abiturienten haben am Dienstag ihre Abschlussvorstellung gegeben. Und das darf man wörtlich nehmen. Hauptdarsteller: Die Tutoren der jeweiligen Leistungskurse als willige Opfer der abgehenden Schüler. Sie wurden in Trabanten verschiedener Ausführungen auf den Schulhof gebracht. Physiklehrer Hans-Ulrich Hohlfeld fuhr mit dem Motorrad vor, eskortiert von zwei Schülern auf Mopeds. Die Lehrer wurden in weiße Maleroveralls gesteckt, ihnen wurden zwei große Wasserflaschen auf den Rücken geschnallt und das Ganze „Kosmonautentraining“ genannt. Sie mussten zum Gaudi ihrer Schüler rappen, die Zutaten pürierter Kosmonautennahrung und die Bedeutung von Wörtern aus der Jugendsprache erraten. „Guttenbergen“, den Fachbegriff für „Abschreiben“, haben alle herausbekommen.

Die Lehrer ließen das alles mit einer Mischung aus Bereitwilligkeit und stoischer Ruhe über sich ergehen. „Mit den Jahren wird man da gelassen“, sagte Hans-Ulrich Hohlfeld, der den Physik-Leistungskurs begleitet hatte. Sylvia Risse ist für Mathe, Roswitha Reiprich für Deutsch, Bärbel Kampe für Englisch und Katrin Niekrawietz für Geschichte zuständig. Zwischen den Wettbewerben spielte die Abi-Band. „Da finden sich musikalische Schüler und studieren etwas für den Abschluss ein. Das ist eine schöne Tradition“, sagte Schulleiter Michael Höhme. Tradition haben auch die Späße, die die Abiturienten mit ihren Mitschülern treiben. Die Schulleitung hat manchen Exzessen aber einen Riegel vorgeschoben. So sind die Wasserpistolen nicht mehr erwünscht. „Manche hatten es damit übertrieben“, sagte Höhme.

Viele Schüler haben Pläne, wie es nach dem Abi weitergeht. Maria Berger will an der TU Dresden eine Ausbildung zur Krankenschwester beginnen. „Medizinstudium wäre schon gut gewesen“, meinte sie. Aber der Durchschnitt von 2,0 reicht dafür nicht aus. Deshalb erst einmal die Berufsausbildung zur Überbrückung. Chantal Elfert will Lehramt in Leipzig oder Halle studieren. „Deutsch und Religion für die Oberschule. Ich will dann aber in eine Grundschule gehen.“ Andere haben das Abi noch nicht ganz in der Tasche. In den nächsten Tagen gibt es noch mündliche Prüfungen. „Bei einigen Schülern hat es nicht gereicht. Andere wollen noch ihren Durchschnitt verbessern, weil es beim Numerus clausus manchmal auf die Stelle nach dem Komma ankommt“, sagte Höhme. Weil die Ergebnisse noch offen sind, kann er noch nicht sagen, wie viele Schüler das Abi geschafft haben. Mit dem Jahrgang werden 74 Schüler abgehen.

Der Jahrgang der neuen 5. Klassen steht in den Startlöchern. Der Antrittselternabend war schon. „Wir hatten hochmotivierte Eltern in der Aula sitzen. Da hoffen wir auch auf hochmotivierte Schüler“, sagte Höhme. 90 Mädchen und Jungen werden ins Gymnasium aufgenommen. Das ergibt vier Klassen mit rein rechnerisch 22 bis 23 Schülern. „Wir können aber nicht verbürgen, dass die Schüler gleichmäßig verteilt werden, weil es wegen der Fremdsprachen eine Vorauswahl geben muss“, sagte Höhme.

Der Schulleiter hofft auf eine ordentliche Ausstattung mit Personal im neuen Schuljahr. „Es sieht gut aus. Wir sind sehr optimistisch, dass wir mit genügend Lehrern – auch jüngeren – starten. Wir haben Bedarf an vier bis fünf Lehrern“, sagte Höhme. Im Laufe des Schuljahres hatten sich diverse Lücken aufgetan, sei es durch Ruhestand oder Babypause. Dazu kam, dass die Referendarzeit von einem auf eineinhalb Jahre verlängert wurde und dadurch im Februar eine Einstellungslücke entstanden war. So wurde der Kunstunterricht nach dem Ruhestand von Claus Vejrazka in einigen Klassen ganz eingestellt.

Am 23. Juni werden im WelWel die Abizeugnisse ausgegeben. Am Abend gibt es an gleicher Stelle den Abi-Ball. Die Abschlussfahrt machen die Gymnasiasten an die polnische Ostsee.