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Im Reich der Steine

Der Familienbetrieb Just aus Hartha ist einer der größten Händler für Natursteine in Deutschland. Er bringt sogar Steine zum Leuchten.

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© Dietmar Thomas

Von Sylvia Jentzsch

Hartha. Innenminister Roland Wöller (CDU) ist begeistert. So etwas hatte er bisher noch nicht gesehen und schon gar nicht in der Kleinstadt Hartha in Sachsen vermutet. Vor der Städtebaukonferenz in der Hartharena tauchte der Minister in kleiner Runde ins Reich der Steine von Naturstein Just ein.

Besonders interessierte den Minister die riesige Steinsäge.
Besonders interessierte den Minister die riesige Steinsäge. © Dietmar Thomas

Er besuchte die „Just Stone Gallery“, in der mehr als 300 verschiedene Materialien mit unterschiedlichen Oberflächen gelagert sind. Die bezieht das Unternehmen aus mehr als 20 Ländern der Welt. Das beeindruckt. Doch das familiengeführte Unternehmen, in dem die zweite und dritte Generation der Familie Just arbeiten, konnte noch eins draufsetzen. Im Ausstellungsgebäude, das im vergangenen Jahr fertiggestellt wurde, sind Steintafeln zu sehen, die durchleuchtet werden können, sodass die feinen Strukturen besonders zur Geltung kommen, eine einmalige Raumatmosphäre entsteht.

Auch Tafeln mit eigens für diese Verwendung gezüchteten Muscheln sind zu sehen. Sie reflektieren das Licht. Der Konferenzraum ist aus dem fossilreichen Marmor Jurrasic Brown, ein anderer Show-Office aus dem Hartgestein Nero Assoluto mit Crocodil-Oberfläche. „Damit wollen wir unseren Kunden die vielfältigen Möglichkeiten des Einsatzes unserer Produkte zeigen“, so Geschäftsführer Harald Just. Das Ausstellungsgebäude hat der Designer Alessandro LaSpada von Versace konzipiert.

„Es war faszinierend zu sehen, wie er das Gebäude gezeichnet hat. Man konnte sich alles super vorstellen. Und es ist auch genauso geworden“, sagte Geschäftsführerin Heike Adam. In der Pflichtlektüre für Planer, Architekten und Verarbeiter von Natursteinen im Großformat dem „7 Sterne Stone Guide Europe“ wird die Firma Just in einem Atemzug mit Unternehmen in Paris, New York und London genannt. Architekten aus ganz Deutschland kommen mit ihren Kunden nach Hartha, um sich inspirieren zu lassen und einzukaufen.

Das Familienunternehmen, das es seit 1956 gibt, wurde von Heinrich und Margarete Just an der Sonnenstraße gegründet. Nicht ohne Stolz stellte deren Sohn Harald Just dem Innenminister seine Tochter Karla vor, die jetzt im Unternehmen im Verkauf tätig ist. Sie war im Jahr 2009 der beste Steinmetzlehrling Deutschlands und hat ihren Meisterbrief in der Tasche. Die jüngere Tochter Michaela schreibt zurzeit an ihrer Diplomarbeit im Bereich des Wirtschaftsingenieurwesens an der Universität in Dresden und hilft stundenweise in verschiedenen Abteilungen des Unternehmens aus. Sebastian, der Sohn von Steffen Just, hat Betriebswirtschaft studiert und ist im Handel, dem Verkauf und der Logistik beschäftigt. Es könnte durchaus sein, dass noch mehr Kinder im elterlichen Unternehmen beginnen.

„Ich bin schon immer von mittelständischen, familiengeführten Unternehmen beeindruckt. Die Firmeninhaber übernehmen nicht nur für sich, sondern auch für andere Menschen Verantwortung. Sie stärken unsere Wirtschaftskraft“, sagte Roland Wöller.

Just Naturstein ist in den Jahren nach der Wende stetig gewachsen. Während die Eltern von Harald und Steffen Just und Heike Adam vor allem Grabsteine und Fensterbänke herstellten, hat sich das Unternehmen im Laufe der Jahre zu einem der größten Lieferanten für Verarbeiter von Natursteinen in Deutschland entwickelt. Immerhin verlassen täglich 100 Tonnen Naturstein das Firmengelände im Harthaer Gewerbegebiet. Um das logistisch zu stemmen, hat Just Naturstein ein eigenes Logistikzentrum mit zwölf Fahrzeugen. Aber auch ihrem Ursprung ist die Familie treu geblieben. Sie stellt noch Grabsteine nach Wunsch her und gestaltet diese auch.

1993 entstand die erste Halle des Unternehmens im Gewerbegebiet. Jetzt sind es zwölf Hallen. „Es ist ein Glück, dass wir uns am Rande des Gebietes angesiedelt haben, so konnten wir die Firma immer wieder erweitern“, sagte Harald Just. In der Firmenzentrale arbeiten 60 Mitarbeiter, weitere 35 sind es im hessischen Werk Destag im Odenwald.

Besonders fasziniert war der Innenminister von den großen Steinsägen. Auf denne werden riesige Steinblöcke mit einem Gewicht von 20 bis 25 Tonnen zersägt. Es entstehen Platten in verschiedenen Stärken. Das Zersägen eines Blocks dauert mehrere Tage.

Wöller wollte wissen, wie es um Fachkräfte bestellt ist. Doch da musste ihm Harald Just das sagen, was Wöller in allen Unternehmen zu hören bekommt. Es fehlen die Fachleute. Auch Just Naturstein sucht Lehrlinge und Mitarbeiter, die den Beruf des Naturwerksteinmechanikers gelernt haben. „Früher war viel körperliche Arbeit notwendig. Die wird jetzt von moderner Technik wesentlich erleichtert. Unsere Leute müssen Lust auf Stein haben, Maschinen bedienen und programmieren können. Bei uns ist alles vollautomatisch“, sagte Heike Adam.

Der Innenminister will das Unternehmen noch einmal besuchen. Allerdings müsse er sich überlegen, ob er seine Frau mitnehme. Denn dann könnte es eine kostspielige Sache werden, so Wöller.