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Im Kreis der Laufverrückten

Der Dresden-Marathon feiert sein 20-jähriges Bestehen. Für das Jubiläum hat der Vereinschef einen großen Wunsch.

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© Lutz Hentschel

Von Tino Meyer

Wenn der Oberbürgermeister kommt, ist der Anlass ein besonderer. Doch gratulieren möchte Dirk Hilbert dem Dresden-Marathon zu dessen 20-jährigem Bestehen nur unter einer Bedingung: „Ich möchte nicht selbst Marathon laufen. Das macht mein Bruder, das muss reichen“, sagt Dresdens Stadtoberhaupt. Bleiben darf Hilbert am Dienstagabend beim festlichen Empfang auf Schloss Albrechtsberg natürlich trotzdem.

Statt Turnschuh und eng geschnittener Läuferklamotte tragen die rund 150 geladenen Gäste, Freunde und Förderer des Dresden Marathon e.V. – so der offizielle Titel – diesmal feinen Zwirn – was eng geschnitten nicht ausschließt. Und lediglich das Bier enthält ansatzweise isotonische Wirkstoffe, ansonsten kann, muss und darf an diesem Abend ausnahmsweise nicht sportlergemäß getrunken werden.

Feiern ist angesagt – inklusive dem Blick zurück. 20 Jahre sind schließlich keine Selbstverständlichkeit, findet auch Gerald Henzel. Er ist einer der Initiatoren des Stadtmarathons, Gründungsmitglied, Vereinschef, stets allgegenwärtig, eben so etwas wie die gute Seele der Veranstaltung. Es sei also vor allem auch sein Abend, findet Rainer Striebel. Der AOK-Chef ist als einer von insgesamt nur drei Läufern bei allen 20 Rennen am Start gewesen.

Wobei das mit der Zahl 20 so eine Sache ist. Zwar hat sich der Marathon-Verein am 26. Februar 1998 gegründet, „weil wir den Marathon in unserer Stadt wiederbeleben und dem Kreis der Laufverrückten einen großen Tag garantieren wollten“, wie Henzel erzählt. Und er weiß genau, wovon er redet: 1987 gewann er den traditionellen Elbe-Friedenslauf in Dresden in beachtlichen 2:31 Stunden.

Für den 8. November 1998 setzten er und seine Mitstreiter jedoch zunächst einen Probelauf an – der Dresden dann in der Laufszene reichlich Kritik einbrachte, dazu Hohn und Spott. Am gleichen Tag und teilweise sogar auf identischer Strecke fand nämlich auch die Premiere des Oberelbe-Marathons statt. „Wie heißt es so schön: Wenn die Generalprobe schiefgeht… Damals sorgte das aber für kontroverse Diskussionen, die uns den Start nicht leicht gemacht haben“, sagt Henzel. Inzwischen kann er darüber lächeln.

Neue Ziele gibt es immer

Die Organisation speziell in den ersten Jahren und die Entwicklung laut Henzel „zu einer der schönsten Laufveranstaltungen“ vergleicht der Vereinsvorsitzende in seiner Festrede mit einem Marathonlauf: „Wir wollten das Ziel erreichen, und das ist kein Spaßevent, sondern ein harter Kampf mit sich selbst, das Überwinden von Schwächen und das Kennenlernen des eigenen Körpers.“

Die Ziellinie haben er und die 50 Vereinsmitglieder längst überquert, jedes Jahr sind rund 6 000 Teilnehmer beim Dresden-Marathon im Oktober am Start. Und doch geht es immer weiter, gibt es immer neue Ziele – und den einen großen Wunsch von Henzel. „Ich hoffe, dass wir einmal 10 000 Teilnehmer auf die Strecke schicken, vielleicht ja beim 20. Mal.“ Das Jubiläumsrennen findet am 21. Oktober statt.