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Im Haus der Schätze

Das Heimatmuseum ermöglicht Einblicke in die Nossener Geschichte und hat viel Platz für Neues. Mit dem Internet hapert's.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Nossen. Ein kleiner Stüber mit dem Finger auf einen Schalter in der Ecke des Bergbauzimmers genügt, schon wird das Miniaturmodell der Silberwäsche in Kleinvoigtsberg in sanftes Licht gehüllt. Das Modell, welches in einem der 14 Räume des Nossener Heimatmuseums steht, ist nur eines von vielen Schätzen und Raritäten des Hauses. „Die Leihgabe befand sich bis 1945 im Deutschen Museum in München. Dort hat man sich bereit erklärt, es vorerst dauerhaft hierzulassen“, sagt Klaus Bartusch, der sich um die Öffentlichkeitsarbeit und Historie samt Archiv in dem seit 2011 an der Freiberger Straße 20 beheimateten Museum kümmert. Der ehemalige Lehrer gehört außerdem zu den Aktivsten des 30 Mitglieder umfassenden Fördervereins.

Mit 20 Euro jährlich Mitgliedsbeitrag, Spenden und drei Euro Eintritt für Erwachsene, muss sich das Museum derzeit finanzieren. Was mit den recht kleinen Mitteln in den letzten Jahren in dem markant gelb gestrichenen, sanierten Wohnhaus entstanden ist, kann sich sehen lassen. „Wir haben allein im Bergbauzimmer viele alte Tonscherben, Grubenbeile, Bergeisen und mehr“, erzählt Bartusch. Neben diesem gibt es aber noch weitere Ausstellungsräume – unter anderem mit Küchengegenständen aus DDR-Zeiten, Nähmaschinen, einer Bibliothek, Relikten der Geschichte der Stadt Nossen, Fahnenstangen, Tierpräparaten, Gemälden, Bierkrügen, antikes Mobiliar und unzähligen Akten. Im Raum für Sonderausstellungen sind die „Schätze aus dem Archiv“ aufgebaut, darunter Kurioses wie ein altes Audiometer des Messtechnik-Betriebs „Clamann & Grahnert“. „Damit wurde früher das Hörvermögen überprüft“, sagt Bartusch. Der 77-Jährige zeigt auf Gemälde von Nossener Malern aus dem frühen 20. Jahrhundert, auf Stocknägel oder alte Kastenfallen, die bis zu sieben Ratten auf einen Schlag den Garaus machen sollen. Zu jedem Gegenstand kann er eine kleine Geschichte zum Besten geben.

Bis Weihnachten soll es – wie schon im vergangenen Jahr – eine Sonderausstellung geben. Dieses Mal zum Thema Modelleisenbahnen der Spur „H0“. „Wir suchen dafür noch Schienen mit der Breite null. Wer welche hat, kann gerne vorbei kommen“, sagt Bartusch. Beeindruckend ist auch der mit unzähligen Einzelteilen und schriftlichen Erläuterungen versehene Raum zur Geschichte der Nossener Puppenfabrik und Produktion der sogenannten „Minerva Celluloid Puppen“. Wohin auf der Welt die Puppen Mitte der 1950er Jahre verschickt wurden und dass einige heute einen Sammlerwert von mehr als 300 Euro haben – im Heimatmuseum erfährt man dies und noch manches mehr.

Dass es den Ehrenamtlichen hier nicht langweilig wird, hat unter anderem mit der großangelegten Ausstellung der Geschichte Nossens von der Urzeit bis in die Gegenwart zu tun. Hier stecke man noch in den Kinderschuhen fest, sagt Bartusch. Bis Weihnachten 2018 könnte die Ausstellung im Obergeschoss aber Form annehmen. Zuvor müssen noch zahlreiche Akten, Fotos, Bilder und Dokumente gesichtet und geordnet werden.

Dabei sehr helfen würde ein eigener Internetanschluss im Heimatmuseum. Noch macht Bartusch viel am eigenen PC zu Hause. Der Nossener hofft, diesen unzeitgemäßen Zustand in Zusammenarbeit mit der Stadt bald verbessern zu können.

In der Zwischenzeit soll sich vor allem im Eingangsbereich einiges tun. So sollen Sockel, Büste und Kopf der Skulptur „Trauernder Soldat“ hier aufgebaut und eine alte Wendeltreppe aus dem Rodigtturm erneuert werden. Gewissermaßen das Königsprojekt sei aber das Portal des 2012 abgerissenen Gasthofes Hesse in Deutschenbora. Dieses soll restauriert und neben dem Eingang des Heimatmuseums neu aufgebaut werden. „Begonnen haben die Arbeiten bereits. Aber es wird Hunderte Euro kosten, weshalb langsame Fortschritte zu erwarten sind“, sagt Bartusch.