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Im alten Auto nach Tadschikistan

Das wollen zwei ehemalige Reichenbacher schaffen. Die Brüder fahren bei einer Rallye mit.

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Von Anja Gail

Reichenbach. Vier Wochen Urlaub am Stück, Abenteuerlust pur, Kompass, Karte und ein geländetaugliches Auto. Keine Urlaubsplanung. Denn der Weg ist das Ziel: 10 000 Kilometer bis nach Tadschikistan. Das wollen Johannes und Lukas Brendler im September schaffen.

So sieht das Logo des Teams Grenzgänger für die „Tajik Rally“ aus.
So sieht das Logo des Teams Grenzgänger für die „Tajik Rally“ aus. © PR
Die Autos werden nach der Zielankunft in der Hauptstadt Duschanbe versteigert. Der Erlös fließt in wohltätige Projekte in Tadschikistan.
Die Autos werden nach der Zielankunft in der Hauptstadt Duschanbe versteigert. Der Erlös fließt in wohltätige Projekte in Tadschikistan. © SZ

Auf der „Tajik Rally“ sind die beiden ehemaligen Reichenbacher nicht allein. Seit 2011 werden es von Jahr zu Jahr mehr verrückte Teams, die sich so wie sie auf diese außergewöhnliche Route in das Hochgebirgsland in Zentralasien begeben. Die Namen von 30 Crews finden sich bereits für dieses Jahr im Internet. Als „Grenzgänger“ sind die Brüder dort bereits angemeldet. Sie folgen damit dem Ruf von zwei anderen Weltenbummlern. Ein ehemaliger UN-Mitarbeiter und ein Bootsbauer sind die Organisatoren der Rallye. Sie teilen ihre Abenteuerlust mit Gleichgesinnten und tun dabei Gutes.

Denn Spenden, die von den Teams gesammelt werden, gehen direkt an eine Kinderstiftung und ein Trinkwasserprojekt in Tadschikistan. 750 Euro haben sich Johannes und Lukas vorgenommen. Außerdem bekommen sie wie die anderen Crews auch von den Veranstaltern jeden gefahrenen Kilometer mit Investitionen in grüne Technologien und Umweltideen ausgeglichen. Und die Autos werden nach der Zielankunft in der Hauptstadt Duschanbe versteigert. Der Erlös fließt in wohltätige Projekte in Tadschikistan.

Nach Deutschland zurück werden Johannes und Lukas Brendler also fliegen. Wann immer die Brüder in diesen Tagen auf Freunde und Bekannte treffen, kommen sie nicht umhin, über ihre Tour zu erzählen. Sie können dabei auch jegliche Unterstützung gut gebrauchen. Der nächste Schritt ist es, ein geeignetes Auto zu finden und so aufzupeppen, dass es die lange Reise übersteht, steinige und sandige Böden aushält. Reparaturen unterwegs sind da schon Programm und von den Organisatoren regelrecht gewünscht. Denn die Mitstreiter der Rallye sollen unterwegs die Menschen kennenlernen. Dafür büffelt Lukas (25 Jahre), der in Leipzig kurz vor seinem Lehramtsabschluss steht, schon seit einiger Zeit Russisch-Vokabeln.

Für derartige Abenteuerreisen gibt es außerdem alltagstaugliche Bilderbücher. Das erleichtert die Verständigung. Egal, in welchem Land man sich gerade befindet, man zeigt auf das passende Bild. Johannes (23 Jahre), der in Ingolstadt lebt und dort als Ingenieur bei einem Dienstleister in der Autoindustrie arbeitet, bereitet sich indes auf den Part des Automechanikers vor. Er hat als Junge seinem Opa in Reichenbach oft in der Kfz-Werkstatt geholfen, Simsons und Schwalben auseinandergebaut und wieder zusammengeschraubt. Für das Rallye-Auto muss er einige Vorschriften beachten. Es darf nicht älter als 16 Jahre sein, also höchstens Baujahr 1998, muss einen kleinen Motor besitzen, mit einem Hubraum von maximal 1,6 Litern und das Lenkrad auf der linken Seite. Die Marken Ford, Renault und Citroën sind tabu. Das hängt mit den Einfuhrbestimmungen in Tadschikistan zusammen.

Ansonsten geht Johannes davon aus, dass Zusatzscheinwerfer, ein Schutz für den Unterboden und ein Gepäckträger auf dem Dach für Reifen und Benzinkanister ausreichend sein werden. Er ist auch ganz froh, dass er seinen älteren Bruder von einer erneuten Fahrradreise abbringen konnte. Denn bis ins Pamirgebirge im Osten von Tadschikistan mit dem Rad, das wäre eine Frage von Zeit und Kraft gewesen. Seit einigen Jahren unternehmen die Brüder weite Radtouren gemeinsam im Urlaub. 2014 sind sie bis nach Kroatien gefahren, nur mit den Gepäcktaschen auf den Rädern, Zelt und Schlafsäcken. Noch einmal eine große Sache angehen, dachten sich die beiden so kurz vor Lukas Studienabschluss. Also: wann, wenn nicht jetzt? Durch Zufall entdeckten sie Informationen über die Rallye. Die waren witzig geschrieben und ausreichend, um ihre Neugier zu wecken. Seitdem ist ein dreiviertel Jahr vergangen. Ihr Projekt steht fest. Ein Dreigespann aus Urlaub, Abenteuer und Wohltätigkeit, auf das sie sehr gespannt sind.

Neben der Suche nach dem Auto müssen sie auch das Spendengeld über Aktionen einwerben. Möglichst viele Leute sollen dabei sein. Wer weiß schon etwas über das ferne Tadschikistan und seine Menschen? Je nach Einsatz planen die Brüder, den Unterstützern etwas zurückzugeben. Sie können sich auf dem Auto mit ihrer Unterschrift direkt oder per Aufkleber verewigen, einen Kalender für 2017 mit Reisefotos erhalten, eine Aufgabe stellen, die unterwegs erledigt werden muss oder einen Live-Reisebericht erhalten – vielleicht zur nächsten Firmenweihnachtsfeier.

Vieles ist denkbar. Einige ihrer Freunde wären am liebsten selbst mit dabei. Und Johannes und Lukas reagieren im Moment noch recht gelassen und freuen sich, wenn ihr Projekt weitererzählt wird.

Weitere Informationen im Internet unter http://team-grenzgaenger.de oder auf der sozialen Plattform Facebook.