Merken

Im Akti ist noch Platz

André Nickel ist neuer Pastor im Jesus Zentrum Meißen. Dessen Räume möchte er für alle Meißner öffnen.

Teilen
Folgen
© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Wie ein typischer Geistlicher wirkt dieser 42-Jährige nicht gerade. Leger in Jeans und dünnem Pullover gekleidet, ohne jeden Anflug eines pastoralen Habitus. André Nickel ist dieser Eindruck ganz recht. Der gebürtige Hesse ist tief verwurzelt in seinem Glauben, dennoch will er niemanden bekehren. Jeder Mensch sei hier im Jesus Zentrum Meißen, dem ehemaligen Tanz- und Veranstaltungshaus „Aktivist“, herzlich willkommen.

Seit diesem Jahr hat Nickel das Sagen in der etwa 50 Mitglieder starken evangelischfreikirchlichen Gemeinde. In der Kinder- und Jugendarbeit sowie bei regelmäßigen Beratungen gehören etwa noch mal so viele Menschen mehr oder weniger fest zum Jesus Zentrum dazu. Im nach der letzten Flut rundum sanierten Haus findet der Hesse und gelernte Sozialpädagoge nach eigenem Bekunden ideale Bedingungen für die Gemeindearbeit vor. Dass er die Nachfolge des verdienstvollen Pastors Christoph Währer – der Schweizer lebt fast 20 Jahre in Meißen und ist hier gut vernetzt – antritt, sei keine Belastung für ihn. „Er hat mich ja selbst letztes Jahr gefragt, ob ich mir die Sache hier vorstellen könnte. Da war gerade die Sanierung hier an der Elbgasse beendet“, erzählt André Nickel. Zu diesem Zeitpunkt lebte er noch mit seiner Frau und zwei Kindern in der Landeshauptstadt, war für die Kinder- und Jugendarbeit der dortigen Jesus Gemeinde zuständig. Die Anfrage aus Meißen muss die Familie wohl als willkommene Möglichkeit wahrgenommen haben, dem Leben einen neuen Impuls zu geben. „Wir haben als Familie gespürt, dass wir diese neue Herausforderung annehmen möchten“, so Nickel.

Heute besucht seine sechsjährige Tochter die Afra-Grundschule, der halb so alte Sohn ist im Kinderhaus Franziskus untergekommen. Die Familie ist längst in Meißen sesshaft geworden. Aber fühlt man sich nach so langer Zeit in einer Stadt mit mehr als einer halben Million Einwohnern denn nach wenigen Monaten im beschaulichen Meißen schon wohl? Immerhin hatte Nickel vor seiner 14 Jahre dauernden Gemeindetätigkeit in Dresden auch schon zwei Jahre als Treffpunktleiter für den gemeinnützigen Verein Stoffwechsel gearbeitet. „Ich spüre in Meißen schon eine große Offenheit der anderen Gemeinden und Pastoren“, berichtet Nickel. Er sei in Meißen angekommen, auch wenn längst nicht alle einen direkten Bezug zu Gott oder Religion allgemein hätten.

Das müsse aber auch gar nicht sein, sagt der Pastor. Das Jesus Zentrum habe viel mehr zu bieten als sonntägliche Gottesdienste. So gibt es wöchentliche Kinderspiel-, Männer- und Frauenhauskreise oder den Jugendtreff „X-Change“, den Nickel selbst leitet. Auch für Feiern jeglicher Art oder Seminare bietet sich das weitläufige Areal mit mehreren Räumen, einem großen Veranstaltungssaal und moderner Großküche geradezu an.

„Ob nun Mitglied im Jesus Zentrum oder nicht. Dieser Ort bietet total viele Möglichkeiten der Begegnung. Wir wollen dafür werben, dass das in Zukunft noch mehr genutzt wird“, sagt der Familienvater. Studierter Theologe ist er übrigens nicht. In einer Freikirche stehe das aber der Leitung der Gemeinde nicht im Weg. „Ich habe aber in meinem Leben natürlich mehrere Weiterbildungen und Seminare mit theologischen Schwerpunkten gemacht. Sonst wäre meine jetzige Tätigkeit kaum möglich.“ Dass er als Sozialpädagogik-Student überhaupt begonnen hatte, sich mit dem Glauben zu beschäftigen, hat viel mit einem längeren Auslandsaufenthalt im New Yorker Stadtbezirk Bronx zu tun. Hier sei er mehrere Monate in der christlichen Jugendarbeit tätig gewesen und habe viel für sein Leben in Deutschland mitgenommen, so Nickel. Sein Entschluss, etwas mit und für Menschen zu machen, stand für ihn jedoch schon nach dem Zivildienst in einem Wohnprojekt für junge, suchtkranke Männer in Norddeutschland, fest.

Inzwischen in Meißen angekommen, besitzt dieser Grundsatz für Nickel weiter unveränderliche Bedeutung. „Unser Herz ist es, Beziehungen zu den Bürgern und der Verwaltung dieser Stadt zu pflegen, unser Grundstück für ihre Belange zu öffnen“, formuliert es der Pastor.

Einen Weihnachtsgottesdienst mit Theaterstück unter dem Motto „Weihnachten im Spielzeuglager“ gibt es zu Heiligabend im Jesus Zentrum ab 15.30 Uhr zu erleben.