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Illegale Tabakfabrik operiert im Gewerbegebiet

Der Fund von 20 Tonnen Tabak im Gewerbegebiet Markersdorf/Schönau-Berzdorf ist kein Einzelfall und hat Vorgänger in Ostritz und Hoyerswerda.

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© Danilo Dittrich

Von Anja Beutler

Schönau-Berzdorf. Die Razzia in der unscheinbaren Gewerbehalle ist ein Erfolg der Ermittler: Am Freitag haben Beamte der Zollfahndungsgruppe Dresden im Gewerbegebiet Markersdorf/Schönau-Berzdorf an die Tür einer dort agierenden Firma geklopft und bei der Kontrolle dann 20 Tonnen unversteuerter Rauchtabak gefunden. Doch nicht nur die Rohware – auch die Maschinen, die man für die Weiterverarbeitung braucht, existierten vor Ort. „Die Kontrolle ist eine Folge der Ermittlungen im Komplex Rauchtabak“, sagt Oberstaatsanwalt Sebastian Matthieu auf Nachfrage zu den Hintergründen.

Die Rohware in Pappkartons gestapelt.
Die Rohware in Pappkartons gestapelt. © Zoll

Auch wenn solche Mengen Tabak nicht jeden Tag in der Region gefunden wurden, so gab es doch zuletzt mehrere Fälle, die Aufmerksamkeit erregt haben: Zuletzt war Ende Februar im Ostritzer Hotel Neißeblick – kurz vor dem Festival rechter Gruppen – ein großes Tabaklager gefunden worden: 32 Tonnen im Steuerwert von 660000 Euro waren es damals. Auch auf der A4 nahe Görlitz hat es am 13. Februar einen Treffer gegeben: Hier waren ebenfalls 20 Tonnen Tabak im Steuerwert von 440000 Euro aufgefunden worden. Und bereits im Januar haben die Fahnder in der Nähe von Hoyerswerda einen Volltreffer gelandet – in dem Fall lagerten 120 Tonnen unverzollter Tabak bei einer Firma. In allen Fällen waren polnische Staatsbürger verwickelt. So auch im jüngsten Fall im Gewerbegebiet. Nach Angaben von Frank Schröter vom Zollfahndungsamt Dresden betrieb die fragliche Firma ein polnischer Staatsbürger. Ermittelt werde derzeit aber noch gegen unbekannt.

Nach SZ-Recherchen hatte die Firma sich im März 2017 im Gewerbegebiet zwischen Markersdorf und Schönau-Berzdorf eingemietet. In der Halle war bis 2014 die Firma Thermotec mit ihrer Pulverbeschichtung ansässig gewesen. Auf dem Papier umfasste das Metier des neuen Mieters Handel und Vertrieb von Lebensmitteln sowie logistische Dienstleistungen. Die Halle selbst gehört der Immobilienfirma KSB. Sie ist Ende 2015 aus der Liegenschaftsverwaltung für die Gebäude und Grundstücke der Birkenstock-Gruppe hervorgegangen, die über 20 Jahre bestand, heißt es auf der Internetseite.

Das Markersdorf-Schönauer Gewerbegebiet ist in Privathand und einstmals direkt auf Betreiben von Birkenstock angelegt und zum Teil auch erschlossen worden. Die KSB ist damit auch für die beiden bislang bestehenden Hallen zuständig. In der zweiten wird aktuell auch für die neue Firma Birkenstock Productions gearbeitet. Auf Anfrage der SZ wollte das Immobilienunternehmen allerdings keinerlei Angaben zum aktuellen Stand machen. Man sei den Mietern gegenüber zu Datenschutz verpflichtet und wolle sich nicht äußern.

Noch nicht allzu viel sagen kann derzeit die Staatsanwaltschaft Görlitz, die mit dem neuen Fall betraut ist: Nach bisherigen Erkenntnissen steht der neuerliche Fund nicht im Zusammenhang mit dem Fall in Ostritz oder der A4, erklärt Oberstaatsanwalt Matthieu. Ohnehin dauern in den einzelnen Fällen vom Februar die Ermittlungen nach wie vor an. So müsse beispielsweise jeweils separat geklärt werden, ob es sich um Rauchtabak handelt. Dazu ist ein Gutachten nötig, skizziert Matthieu.

Wo die verarbeitete Ware verkauft werden sollte, ist ebenfalls noch nicht abschließend geklärt. „Nahe liegt, dass der Tabak nach Osteuropa zur Herstellung von Zigaretten gehen sollte“, beschreibt Matthieu eine Möglichkeit.