Merken

Ihre Majestät von und zu Diesbar

Lisa-Marie Queißer ist neue Ortsweinkönigin. Sie will den Ruf der regionalen Weine bis nach Frankreich tragen.

Teilen
Folgen
© Lutz Weidler

Von Dörthe Gromes

Diesbar-Seußlitz. Entschlossenen Schrittes erklimmt Lisa-Marie Queißer die Stufen zur Heinrichsburg in Diesbar-Seußlitz. In einem Korb hat sie ihre königlichen Insignien dabei: Krönchen, Schärpe und ein großes Weinglas mit ihrem eingravierten Namen.

Seit Mitte September ist sie die 22. Weinkönigin des Ortes. Ein Ehrenamt, zu dem die junge Meißnerin unverhofft kam. „Ich kenne Diesbar seit meiner Kindheit, mit der Familie waren wir oft hier“, erzählt sie. In den letzten Jahren war Lisa-Marie Queißer regelmäßig zu Gast im „Weinreich“, das von der ehemaligen Weinkönigin Katharina Lai betrieben wird. „Sie sprach mich eines Tages an, ob ich es mir vorstellen könnte, Ortsweinkönigin zu werden“, sagt die 20-Jährige. Da sie sich dem Ort verbunden fühlt, überlegte Lisa-Marie Queißer nicht lange und sagte zu. „Meine Freunde waren sehr überrascht und meine Eltern haben sich total gefreut“, erinnert sie sich. – Weinköniginnen werden in Diesbar-Seußlitz seit 1968 gekrönt.

Die Kür einer gesamtsächsischen Weinkönigin begann erst knapp zehn Jahre später. Damit war der Ort Vorreiter in Sachsen – und hält das Privileg, eine eigene Ortsweinkönigin ernennen zu dürfen, bis heute.

In ihrem Ehrenamt repräsentiert Lisa-Marie Queißer den Ort und seinen Wein. Dafür muss sie bewandert sein in der Geschichte und natürlich weitreichende Kenntnisse über den Rebensaft haben.

Raus aus der Geheimtipp-Ecke

„An Diesbar schätze ich besonders, dass der Ort so klein und urig ist. Hier gibt es eine sehr direkte Beziehung zwischen Winzern und ihren Weinen“, sagt die Studentin. Für die Zeit ihrer Regentschaft, die zwei, maximal drei Jahre dauern kann, hat sie sich vorgenommen, den Weinbauort bekannter zu machen: „Bislang hat er noch den Status eines Geheimtipps.“

Wenn sie da ist, besucht sie am liebsten die Heinrichsburg und die Goldkuppe: „Wegen der schönen Aussicht, die man von dort über Elbe, Häuser und Weinberge hat.“ Wenn es Wetter und Zeit zulassen, legt sie den Weg zwischen ihrem Wohnort Meißen und Diesbar mit dem Rad die Elbe entlang zurück.

Ihren ersten öffentlichen Auftritt als neue Weinkönigin hatte die 20-Jährige bei der Federweißermeile – unmittelbar nach ihrer Ernennung. „Das hat mir großen Spaß gemacht“, sagt sie. Auch zu ihren Vorgängerinnen habe sie einen guten Kontakt und könne sich jederzeit mit Fragen an sie wenden.

Ob sie sich nach Ablauf ihrer Amtszeit vorstellen kann, für das Amt der sächsischen Weinkönigin zu kandidieren, weiß die Meißnerin noch nicht: „Momentan habe ich keine Ambitionen auf die sächsische Weinkrone, aber man soll ja niemals nie sagen. Schließlich hätte ich auch nicht gedacht, jemals Ortsweinkönigin zu werden.“

Ebenso offen ist, ob Lisa-Marie Queißer später einmal auch beruflich mit Wein zu tun haben wird. Die Chancen dafür stehen allerdings nicht schlecht. Derzeit arbeitet die junge Frau nebenbei als Aushilfe bei der Winzergenossenschaft Meißen. Zudem ist ihr Freund Sommelier.

Ansonsten studiert sie Geografie und Französisch auf Lehramt in Dresden, wohin sie jeden Tag von Meißen aus pendelt. „Die beiden Fächer lassen sich durchaus gut mit dem Thema Wein verbinden.“ Sehr gern würde die Ortsweinkönigin während ihres Studiums eine Weile nach Frankreich gehen. Am liebsten in die Wein- und Kulturstadt Bordeaux. Möglicherweise wird man dann den kleinen Ort Diesbar-Seußlitz und seinen speziellen Wein auch in Frankreich kennen.