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„Ich kann Christa Müller nicht ersetzen“

Der Anwalt Hermann Kulzer wird neuer Stadtrat und tritt das wohl schwerste Erbe der CDU an.

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© Sven Ellger

Von Andreas Weller

Wenn am 30. August der Stadtrat nach der Sommerpause wieder tagt, wird es ein neues Gesicht unter den 70 Räten geben. Hermann Kulzer rückt für die CDU nach. Er ist der Nachfolger von Christa Müller, die am 19. Juni tot in ihrer Wohnung aufgefunden wurde. Müller starb mit 65 Jahren. Sie war Stadträtin der „ersten Stunde“, saß seit 1990 in dem Gremium, längere Zeit auch als Fraktionschefin und galt als unermüdliche Arbeiterin in der Politik.

„Natürlich freue ich mich, Stadtrat zu werden“, so Kulzer. „Aber durch den Tod von Christa Müller ist es auch unangenehm.“ Er selbst habe Müller nicht gut gekannt, es gab aber gemeinsame Aktivitäten in Wahlkämpfen. Was Kulzer sicher sagen kann: „Ihr Engagement war herausragend. Sie war Vollblutpolitikerin. Ich kann sie nicht ersetzen.“ Das sei aber auch nicht sein Anspruch, erklärt der Anwalt mit dem Schwerpunkt Insolvenzen und Wirtschaftsmediator. Kulzer ist gebürtiger Augsburger, 58 Jahre alt, lebt seit 1991 in Dresden und wohnt mit seiner Frau in Pappritz. Von den drei Kindern studieren zwei und leben nun in der Äußeren Neustadt. „Ich freue mich auf die Möglichkeit, mit den Leuten im Rathaus zu arbeiten.“

Das Thema Kultur, für das Christa Müller Sprecherin der Fraktion war, wird Kulzer nicht übernehmen. Neuer Sprecher der CDU dafür ist Gottfried Ecke. Stattdessen geht Kulzer in den Bildungs- und Petitionsausschuss. „Ich werde natürlich auch versuchen, meine Erfahrungen in den Bereichen Wirtschaft und Verwaltung einzubringen“, erklärt er. Es gehe ihm auch darum, eine neue Streitkultur in den Stadtrat zu bringen, denn im Konfliktmanagement kenne Kulzer sich als Mediator aus. „Ich bin kein Kampfschwein, sondern möchte mit allen sachlich sprechen.“

Das beziehe sich auch auf das Bündnis aus Linken, Grünen und SPD, das die Mehrheit stellt. „Ich fände natürlich eine andere Konstellation, an der die CDU beteiligt ist, besser. Aber dieses Bündnis hat sich zusammengerauft.“ Auch mit der AfD wolle er versuchen zu sprechen. „Auf Sachthemen wie Sicherheit bezogen, kann ich mir das vorstellen. Es wird bei der AfD auch Leute geben, die vernünftig sind.“ Wesentlich sei für ihn, dass sich die Vorschläge auf dem Boden des Grundgesetzes bewegen.

Da im Mai 2019 der neue Stadtrat gewählt wird, kommt Kulzer sozusagen kurz vor dem Wahlkampf in den Rat. „Wir wollen 2019 weiterhin die stärkste Fraktion stellen.“ Mit wem dann möglicherweise die Stadt regiert werden kann, müsse die Partei entscheiden. „Wir müssen als CDU aufpassen. Die Mobilisierung für die AfD ist schon sehr groß. Da müssen wir Themen entgegensetzen, um die Dresdner zu überzeugen, uns zu wählen.“