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„Ich habe nur gute Erinnerungen an Zittau“

Thomas Thieme gastiert in der Stadt. Er erzählt im SZ-Interview, was ihn mit dem hiesigen Theater verbindet.

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Von Jan Lange

Thomas Thieme ist Schauspieler aus Passion. Kollegen nennen ihn respektvoll „Theatertitan“ oder „Theatertier“. Der 69-Jährige hat von Wien bis Salzburg, von Hamburg bis Berlin auf fast allen wichtigen deutschsprachigen Bühnen gestanden. Er spielte so gut wie alle großen Rollen, war Faust, König Lear, Othello und Danton. Und er wirkte in Filmen wie „Das Leben der Anderen“ mit. Am Donnerstag gastiert er mit seinem „Baal“-Programm im Gerhart-Hauptmann-Theater Zittau, wo er schon einmal fest engagiert war.

Herr Thieme, Sie haben selbst in den 1970er Jahren am Zittauer Theater gespielt. Welche Erinnerungen haben Sie noch an das damalige Engagement?

Es war mein allererstes Engagement, von 1973 bis 1975. Von der Berliner Schauspielschule kommend, war es vollkommen aufregend. Alle haben sich richtig Mühe gegeben. Auch nach so vielen Jahren habe ich nur gute Erinnerungen an Zittau.

Das Zittauer Theater galt immer als „Sprungbrett“ für Schauspieler. War Ihnen das bewusst?

Nein, das war mir nicht bekannt. Wir haben uns als Schauspielabsolventen auch in Zittau vorgestellt und Anne Eicke, die damalige Oberspielleiterin, wollte mich unbedingt haben und bot mir gleich eine Rolle an, den „Egmont“ von Goethe. Andere hatten keine konkreten Rollen parat. Und so sagte ich mir, wenn ich mit so einem Ding anfangen kann, gehe ich nach Zittau.

Haben Sie deshalb auch das Zittauer Theater als Gastspielort für ihr „Baal“-Programm ausgewählt oder ist das Theater auf Sie zugekommen?

Den ersten Kontakt gab es über Herrn Müller vom „Theater der Zeit“, der mich anrief und sagte, dass es eine Anfrage aus Zittau gibt. Ich habe keine Sekunde nachgedacht und zugesagt. Nachdem ich 1975 von Zittau weg bin, war ich nie wieder da. Ich bin gespannt, was sich alles verändert hat.

Warum haben Sie sich „Baal“ ausgesucht? Was reizt Sie an diesem Stück?

Den „Baal“ habe ich schon auf der Schauspielschule einstudiert. Später habe ich ihn unter der Regie von Manfred Karge am Wiener Burgtheater gespielt. In Weimar habe ich ihn dann selbst inszeniert. Vom Brechtfestival Augsburg bin ich angefragt worden, ob ich noch mal den „Baal“ machen könnte. Der Festivaldirektor schlug mir vor, alle Rollen, das sind 15 bis 20, allein zu spielen. Ich habe mir dann meinen Sohn dazugeholt, da auch Lieder vorgetragen werden. Das Programm war so ein gewaltiger Erfolg, dass wir es inzwischen an 50 verschiedenen Orten gespielt haben.

Was macht „Baal“ heute noch aktuell oder auch wieder aktuell?

Das kann ich so sicher nicht beantworten. Im Zentrum steht ein Mensch, der sich im Leben versucht durchzusetzen, aber untergeht. Ich denke, dass es solche Menschen auch heute gibt.

Gibt es auch aktuelle Film- und Fernsehprojekte?

Auf der Bühne spiele ich nur noch den „Baal“. Ich bin in keinem Ensemble mehr, auch nicht als Gast. Nach 20 Jahren sehr intensiver Theaterarbeit war ich erschöpft. Drehangebote bekam ich immer viele, konnte aber nicht viel machen wegen des Theaters. Ich habe mir gesagt, du drehst jetzt mal Filme. Diese Pause währt nun elf Jahre. Das hat auch was mit der Gangart der Theater zu tun. Aktuell drehe ich „Unterleuten“ von Juli Zeh, einen Dreiteiler fürs Fernsehen. Regie führt Matti Geschonneck.

Thomas Thieme gastiert mit dem Programm „Baal“ am Donnerstag um 19.30 Uhr im Zittauer Theater.